Kann mein Arbeitgeber mich wegen einer Nebentätigkeit kündigen?
Mai 21, 2022 | 30,00 EUR | beantwortet von Sofia Vöss
Sehr geehrter Rechtsanwalt,
ich heiße Jenny Bahr und arbeite seit fünf Jahren in einem mittelständischen Unternehmen als Sachbearbeiterin im Bereich Marketing. In meiner Freizeit betreibe ich eine kleine Online-Boutique, über die ich handgemachten Schmuck verkaufe. Diese Nebentätigkeit betreibe ich bereits seit zwei Jahren und bisher gab es keine Probleme.
Allerdings habe ich nun von meinem Arbeitgeber erfahren, dass er von meiner Nebentätigkeit erfahren hat und er mir mit einer möglichen Kündigung droht. Ich bin sehr besorgt über meine berufliche Zukunft, da ich meine Arbeitsstelle nicht verlieren möchte. Ich verstehe nicht, warum mein Arbeitgeber so negativ auf meine Nebentätigkeit reagiert und frage mich, ob er mich tatsächlich wegen dieser kündigen kann.
Ich hatte nie die Absicht, meine Arbeit bei meinem Hauptarbeitgeber zu vernachlässigen oder Konflikte mit meinem Arbeitsvertrag zu provozieren. Meine Nebentätigkeit dient lediglich als kreativer Ausgleich und zusätzliches Einkommen. Gibt es rechtliche Grundlagen, die mein Arbeitgeber dazu berechtigen, mich wegen einer Nebentätigkeit zu kündigen? Gibt es mögliche Lösungen, um eine Kündigung zu verhindern und eine Lösung im Sinne aller Beteiligten zu finden?
Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre professionelle Beratung und Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen,
Jenny Bahr
Sehr geehrte Frau Bahr,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Vertrauen in meine Beratung. Es ist verständlich, dass Sie besorgt über die mögliche Kündigung durch Ihren Arbeitgeber aufgrund Ihrer Nebentätigkeit sind. In Deutschland haben Arbeitnehmer grundsätzlich das Recht, neben ihrer Hauptbeschäftigung auch einer Nebentätigkeit nachzugehen. Allerdings gibt es gewisse rechtliche Rahmenbedingungen, die dabei beachtet werden müssen.
Zunächst einmal ist es wichtig zu prüfen, ob in Ihrem Arbeitsvertrag oder in einem geltenden Tarifvertrag eine Klausel enthalten ist, die die Ausübung einer Nebentätigkeit regelt. In vielen Arbeitsverträgen finden sich Regelungen, die den Arbeitnehmer verpflichten, Nebentätigkeiten anzuzeigen oder sogar zu genehmigen. Es ist daher ratsam, Ihren Arbeitsvertrag sorgfältig zu überprüfen, um festzustellen, ob Sie gegen vertragliche Vereinbarungen verstoßen haben.
Des Weiteren muss beachtet werden, ob Ihre Nebentätigkeit mit den Interessen Ihres Arbeitgebers kollidiert. Wenn Ihre Nebentätigkeit dazu führt, dass Sie Ihre Haupttätigkeit vernachlässigen, Geschäftsgeheimnisse Ihres Arbeitgebers offenlegen oder in Konkurrenz zu Ihrem Arbeitgeber treten, kann dies durchaus ein Kündigungsgrund sein. Es ist daher wichtig zu prüfen, ob Ihre Nebentätigkeit tatsächlich diese Konflikte verursacht.
Sollte Ihr Arbeitgeber tatsächlich eine Kündigung aufgrund Ihrer Nebentätigkeit in Betracht ziehen, empfehle ich Ihnen, das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber zu suchen. Erklären Sie ihm die Gründe für Ihre Nebentätigkeit, betonen Sie, dass Sie Ihre Haupttätigkeit nicht vernachlässigen und suchen Sie nach einer Lösung, die im beiderseitigen Interesse liegt. Möglicherweise kann eine schriftliche Vereinbarung getroffen werden, die die Bedenken Ihres Arbeitgebers ausräumt.
In jedem Fall ist es ratsam, sich rechtzeitig rechtlich beraten zu lassen, um Ihre Rechte und Pflichten zu kennen. Gerne stehe ich Ihnen für weitere Fragen und eine ausführliche Beratung zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Sofia Vöss
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