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Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Anhealtende Herzpalpitationen

Hallo,

ich (22,männl., Student) suche dringenden Rat bei einem Problem, welches mich nun schon seit 6 Monaten beschäftigt.
Ich leide nämlich seit dieser Zeit an chronisches Herzpalpitationen. Ständig, vor allem nachts spüre ich meinen Herzschlag im ganzen Körper. Der Puls ist normal, doch jede Systole lässt meinen ganzen Körper vibrieren. Auch, wenn ich ruhig bin) Deshalb war ich auch schon im Kranekenhaus und be vielen anderen Ärzten: es konnte jedoch nie eine pathologische Veräderung festgestellt werden (Schilddüse, Blut (CRP,BSG, EBV, Borrelien...), EKG, Belastungs - EKG, Röntgen Thorax, Langzeit EKG, Herzecho...alles in Ordnung).
Die Diagnose im Krankenhaus lautete: Somatoforme Kardiale Symptomatik bei Angststörung (Hypochondrie)
Zusätzlich kommt noch hinzu, dass ich überhaupt keinen Appetit mehr habe. Ständig denke ich, dass ich an einer schweren Krankheit leide.
Von meinem damaligen Neurologen bekam ich Opipramol verschrieben, die mich jedoch sehr müde machen und abgeschlagen.
Ich bin Leistungssportler und absolut leistungsfähig, sofern ich in der Nacht nacht schlafen kann.
Habe Angst, dass dieses Herzklopfen nie mehr verschwindet und mein ganzer Alltag leidet darunter...
Was meinen Sie zur Diagnose aus dem Krankenhaus und was kann ich machen, dass es mir wieder besser geht?
Vielen Dank, Manuel

Dr. med. Olaf Stephan

Sehr geehrter Fragender,

auf Grund der von Ihnen geschilderten Krankengeschichte kann ich die o.g. Diagnose des Krankenhauses gut nachvollziehen und stimme dem auch im wesentlichen zu.
Normalerweise schlägt das Herz diskret und von uns unbemerkt. Unter Palpitationen verstehen wir jegliche Form von Herzklopfen, welches als störend empfunden wird. Palpitationen sind ein sehr häufiges Symptom in der allgemeinmedizinischen und der kardiologischen Praxis und für die Patienten oft recht beunruhigend. Mit dem Begriff Herzklopfen ist allerdings noch gar nichts über das Vorhandensein einer auffälligen Rhythmusstörung oder Erkrankung gesagt. Erst die genaue Anamnese erlaubt eine erste Differenzierung und die korrekte Indikationsstellung zu weiteren Untersuchungen mit technischen Methoden. Die Aufgabe dieser Untersuchungen ist es dann eine organisch bedingte Störung von einer sogenannten funktionellen Störung zu unterscheiden.
Alle hierbei in frage kommenden nicht-invasiven Untersuchungsverfahren wurden bei Ihnen mit dem Ergebnis eines Normalbefundes durchgeführt, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine organische Erkrankung als Ursache für die von Ihnen geschilderten Palpitationen ausschließt. Derzeitig besteht auch bei Ihnen keine Indikation zur Durchführung weiterer Untersuchungen, insbesondere unter Anwendung invasiver Techniken, da hier auch die Untersuchung ein gewisses risiko in sich birgt.
Die Tatsache, dass Sie organisch als gesund zu betrachten sind, ändert allerdings nichts an der Existenz der von Ihnen beklagten Symptomatik. Hier ist nun aber von einer funktionellen Genese auszugehen und als nächstes eine diesbezügliche Diagnostik durchzuführen. Beispielsweise könnte eine Angstörung (z.B. Kardiophobie) auf der Grundlage eines für Sie negativen Erlebnisverhaltens vorliegen, im Zusammenhang mit dem mangelnden Appetit kommt auch eine depressive Störung in Betracht oder es besteht derzeitig bei Ihnen ein Zustand einer global gesagt unzureichenden Konfliktbewältigung. Wie auch immer, es ist Ihnen dringend anzuraten, einen Psychologen oder entsprechenden Facharzt aufzusuchen und mit seiner Hilfe den Ursprung eventueller Ängste oder Konflikte zu eruieren. Hierbei spielt unser Unterbewußtsein und unsere Seele eine tragende Rolle, so dass wir manches nicht logisch oder rationell erklären können, weshalb auch Versuche der Selbstheilung oft zum Scheitern verurteilt sind. Auch eine eventuelle medikamentöse Therapie sollt von einem Facharzt wenn nötig durchgeführt werden, zumal viele der verwendeten Substanzen ein hohes Abhängigkeitspotential und Nebenwirkungen aufweisen.
Um es ganz klar zu sagen, ich halte Sie nicht für "verrückt", glaube aber, dass bei Ihnen möglicherweise ein "seelisches" Problem die von Ihnen geschilderten somatischen Sensationen triggert. Im Rahmen einer entsprechenden psychologisch-fachärztlichen Therapie besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass Sie bald von Ihren Symptomen dauerhaft befreit werden.

Mit freundlichen Grüßen O. Stephan.

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Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr. med. Olaf Stephan

Dr. med. Olaf Stephan

Berlin

Ärztliche Tätigkeit seit ca. 17 Jahren, durchweg im stationären Bereich, neben den o.g. Fachrichtungen Erfahrungen in der Intensivmedizin, Angiologie, Kardiologie und gastroenterologischen Endoskopie vorhanden.

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