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Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Angst vor MS

Hallo,

Februar letzten Jahres, war ich an einer Grippe erkrankt. Kurz danach stellte sich eine leichte Hemiparese (Lähmungserscheinungen)der rechten Körperhälfte ein, undeutliches (verwaschenes) Sprechen, leichte Schluckbeschwerden und später hing mein Augenlid und ich sah Doppelbilder(drch eine Augenmuskellähmung). Ich wurde im Stadtkrankenhaus Offenbach am Main während der akuten Ausfälle untersucht. Es wurden zwei Mrts vom Kopf gemacht, eines von der HWS, CT, und EP, Liquoruntersuchung,Simpson-Test. Es war alles negativ bis auf das das rechte Bein, welches beim SEP leicht verzögert war.Reflexe waren etwas abgeschwächt,aber kein Babinski-Reflex oder ähnliches. Man hat mich dann mit der Diagnose unklare Hirnstammsymptomatik Ausschluss entzündlicher ZNS-Prozess entlassen. Daraufhin war ich dann bei einem Neurologen, der den Verdacht auf Bickerstaff Enzephalitis (parainfektiöse Hirnstammsymptomaitk) äußerte, der durch einen Test nicht bestätigt werden konnte und die der mich damals im Krankenhaus behandelnte Prof. als unwahrscheinlich ansieht. Ein halbes Jahr lang hatte ich keine Beschwerden, bis Oktober 2009 kribbeln und Nervenschmerzen in den Extremitäten einsetzte was bis heute abgeschwächt vorhanden ist. Daraufhin wurde ich nochmals neurologisch untersucht und ein MRT vom Schädel gemacht, mit der Diagnose kein Nachweis einer Erkrankung des ZNS, entzündliche Läsionen sind nicht nachweisbar. Das gleiche Ende 2009 nochmal ein Kopf-Mrt wieder ohne Befund,im Auftrag einer zweiten Neurologin.
Nun bin ich aufgrund des Kribbelns, der Nervenschmerzen sehr beunruhigt, auch das mir bis heute nicht gesagt werden konnte, was das Kribbeln und die schlimmen Ausfälle im Februar für eine Ursache haben. Was kann ich tun?

Man hört ja immer mal wieder das MS anfangs schwer zu diagnostizieren ist und auch Herde nur in der bws sein können, die ja bei mir nicht untersucht wurde per MRT. Trotzdem müssten die Neurologen eigentlich wissen was sie untersuchen, zumal die Ausfälle ja auch akut waren und eigentlich ja auch vom Stammhirn ausgingen.
Der Verlauf nochmal kurz:

Meine Grippe hat sich im normalen Rahmen geäußert, das heißt Kopfschmerzen, erhöhte Temperatur, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schnupfen. Ich war eine Woche krank, dann habe ich mich wohl etwas beim feiern und trinken übernommen, dann war ich wieder eine Woche krank. Daraufhin habe ich leider wieder etwas wild gefeiert, da ich davon ausging, ich sei wieder gesund. Nun ja und kurze Zeit später kamen die Ausfälle erst immer schlechter gehen, dann verwaschene Sprache und am Ende hängendes Lied und die Pupille nach innen verdreht (doppelbilder). Irgendwas hat mein Zentrales Nervensystem angegriffen das steht fest. Nachdem ich 1 Woche im Krankenhaus war, lag ich etwa noch einen Monat praktisch nur im Bett, weil ich so schlecht laufen konnte, Doppelbilder gesehen habe und auch auf Reize sehr stark reagiert habe (konnte kaum Fernsehen schauen oder am pC sein und konnte Licht nicht gut ertragen). Nach über einem Monat ging das Lid wieder nach oben und die Pupille kam langsam wieder an ihren Platz und die Doppelbilder verschwanden, also die Nerven regenerierten sich.
Ausser den Nervenschmerzen sind alle Störungen komplett weg,also keinerlei Einschränkungen beim sprechen,sehen,oder laufen!!!Zusätzlich ist zu sagen, dass ich vor diesem Vorfall nie irgendwelche gesundheitlichen Probleme hatte vorallem definitiv keine neurologischen.
Bis auf den einen Neurologen, der bei mir eine Bickerstaff-Enzephalitis vermutete, wurden bei den andren Ärzten nur alle möglichen Krankheiten die dazu passen würden ausgeschlossen.
Wie schätzen sie meinen Fall ein und wie schätzen sie die chance ein, dass sich draus doch noch eine ms entwickelt?Könnte es sein, dass Herde für das MRt zu klein waren?

Dr. med. Olaf Stephan

Sehr geehrter Fragender,

leider kann ich Ihnen trotz Ihrer ausfürlichen Schilderung der Krankheitssymptomatik und des Verlaufes auch keine definitive Diagnose sagen. Das bunte neurologische Bild sowie die von ihnen beschriebene Hirnstammsymptomatik lassen schon differentialdiagnostisch u. a. schon an eine multiple Sklerose denken. In der Klinik ist allerdings eine umfassende Diagnostik durch geführt worden. In Ihrem Fall ist damit eine Vielzahl von neurologischen Erkrankungen ausgeschlossen worden, insbesondere erscheint das Vorliegen einer MS sehr unwahrscheinlich. Gerade das MRT sowie evozierte Potentiale und die Liquorpunktion besitzen einen extrem hohen Stellenwert bei der Diagnosestellung der MS und sind hier auch sehr spezifisch. Wenn die Krankheit symptomatisch wird, findet man in der Regel auch Veränderungen im MRT. Auch wurde das MRT bei Ihnen mehrfach durchgeführt u. a. auch unter Einschluss des Hirnstammes. Sie haben recht mit der Annahme, das es Manifestationen der MS im Rückenmark gibt, diese kann man auch im MRT erkennen, allerdings entspricht das nicht der von Ihnen beschriebenen Symptomatik. Außerdem hat sich Ihr Krankheitsgeschehen offenbar ohne spezifische Therapie von selbst zurück gebildet, so dass auch der Verlauf nicht für eine Multiple Sklerose spricht. Es liegt hier wohl wirklich am ehesten ein parainfektöses neurologisches Geschehen vor, die bei Ihnen noch vorhandenen Nervenschmerzen können als Restzustand noch eine Weile bleiben. Insgesamt erscheint auch das Vorliegen einer MS bei Ihnen sehr unwahrscheinlich, da es aber in der Medizin selten eine endgültige Sicherheit gibt, sind regelmäßige neurologische Kontrollen angeraten, ggf. muss bei erneuter Symtomatik nochmals eine gründliche Diagnostik mittels MRT (hier ergibt sich keine Strahlenbelastung für Sie) und evozierter Potentiale erfolgen.

Mit freundlichen Grüßen O. Stephan

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Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr. med. Olaf Stephan

Dr. med. Olaf Stephan

Berlin

Ärztliche Tätigkeit seit ca. 17 Jahren, durchweg im stationären Bereich, neben den o.g. Fachrichtungen Erfahrungen in der Intensivmedizin, Angiologie, Kardiologie und gastroenterologischen Endoskopie vorhanden.

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