Ehemaliger Straßenhund bockt beim Spazierengehen
Gefragt am 09.03.202110:34 Uhr | Einsatz: € 20,00 | Status: Beantwortet | Aufrufe: 1326
Hallo,
wir haben seit ca. 3 Wochen einen ehemaligen griechischen Straßenhund bei uns aufgenommen (2,5 Jahre alt). Er hat bereits in Griechenland 6 Monate bei einer Pflegestelle gewohnt, ist also stubenrein und gut sozialisiert. Im Haus läuft alles sehr gut mit ihm. Beim Spazierengehen gibt es allerdings Situationen, in denen er komplett auf "stur" schaltet. Das passiert, weil er ständig auf Futtersuche ist. Wenn er also etwas wittert und in eine bestimmte Richtung gehen will, dann fängt er an zu bocken und bewegt sich keinen Meter mehr. Wir geben diesem Verhalten nicht nach und "sitzen" die Situation aus, bis er sich wieder in unsere vorgegebene Richtung bewegt. Wenn es aber ganz extrem ist, dann wird er so frustriert, dass er versucht die Leine und das Geschirr runterzubeißen. Wir kommen dann auch nach 45min warten keinen Schritt weiter. Wie verhält man sich da am besten? Ich hab ihn wenns ganz schlimm war einfach hochgehoben und einige Meter weiter weggetragen (er hat 15kg, das geht noch). Aber ist das richtig? Die meisten Tipps, die man liest sagen einfach man soll die Situation aussitzen, irgendwann geht er schon weiter. Aber so lange KÖNNEN wir einfach nicht warten - wie gesagt 45min bis 1 Std sind da locker mal drin.
Das Gleiche passiert auch, wenn er eine Katze oder Kaninchen sieht. Da setzt der Jagdinstinkt ein und er bockt genauso wenn er dann nicht hinterher darf.
Wenn wir übrigens zu zweit unterwegs sind, lassen sich die Situationen so lösen, indem ich einfach weitergehe. Wenn er merkt, dass ich weg bin, läuft er dann wieder hinterher - hier ist die Bindung anscheinend schon groß genug. Leider funktioniert diese Strategie aber nicht, wenn einer von uns alleine mit ihm unterwegs ist, weil man ja an der Leine hängt.
Vielleicht löst sich das ganze Thema auch mit der Zeit von alleine, aber wir bräuchten dringend zumindest eine Übergangslösung, wie wir solche Situationen auflösen können.
Vielen Dank im Voraus!
10:34 Uhr
Antwort von Alexandra Angrick (Frage zu Erziehung)
Vielen Dank für die Frage, die ich sehr gerne beantworten möchte.
Das ist auch ganz gut, dass Sie sich jetzt direkt schon an einen Profi wenden, denn hier muss man auch frühzeitig agieren. - Um das alles mal zu verstehen -; also es bringt nichts das auszusitzen, sondern wirklich wichtig ist in dem Fall, den Hund zu verstehen. Er ist natürlich ein Straßenhund. Was wichtig hierbei ist, dass der Straßenhund einfach gelernt hat, sein Futter selbst zu erarbeiten, d.h. er ist losgezogen und hat gesagt: „Alles klar, ich habe Hunger und jetzt muss ich irgendwie mein Essen erarbeiten“, was ja auch sinnvoll ist. Wir Menschen müssen unser Essen ja auch erarbeiten. So, jetzt ist er natürlich sehr selbständig gewesen und sagt in dem Fall: „Dich brauche ich nicht.“ Und wenn Du jetzt mit ihm spazieren gehst sagt er nichts Anderes als wie immer: „Ich muss jagen gehen.“ Ob das die Katzen sind, ob das die Hasen sind, ob das die Hasenköttel vom Boden sind, er möchte einfach, ich sag mal was biologisch völlig normal ist, jagen gehen. Jetzt haben wir ihn natürlich im Haushalt und ich weiß auch, dass sowas ziemlich anstrengend sein kann, vor allem wenn er die Richtung bestimmen möchte und so sein Eigending macht, was für Selbständige – also für Straßenhunde – völlig verständlich ist ...
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