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Frag einen Arzt zum Thema Innere Medizin

Lungenkrebs

Sehr geehrte Damen und Herren,

erst einmal vielen Dank das Sie sich meiner annehmen.
Ich bin männlich, 29 Jahre alt, ca. 75 Kg schwer und habe in meinem bisherigen Leben ungefähr 8-10 Jahre geraucht (Anfang mit 12 oder 13 Jahren), zwischendurch aber auch immer mal wieder Pausen von einigen Monaten eingelegt. Ganz aufgehört zu rauchen habe ich nun seit ca. 2 Jahren.
Anfang diesen Jahres bin ich bei meinem Hausarzt vorstellig geworden und hab ihm meine Symptome geschildert: schon seit längerem anhaltende Brust- und Rückenschmerzen ausschließlich auf der rechten Körperhälfte (brennend, stechend, drückend usw.), die sich auch in Schulter, Arm und zum Teil bis hinunter zu den Nieren ausbreiten, ständige Abgeschlagenheit, länger anhaltender Husten und des öfteren starkes Sodbrennen.
Zusätzlich habe ich beim Schnäuzen immer Blut im Nasensekret und entschuldigen Sie den Ausdruck "blutige Popel".
Ausserdem habe ich ihm gesagt ich hätte Angst das etwas mit meiner Lunge nicht in Ordnung ist.
Daraufhin wurde eine große Blutuntersuchung gemacht, einzige Auffälligkeit war ein sehr stark erhöhter Cholesterinwert (um die 320). Des weiteren wurde ich zum Thoraxröntgen geschickt, auch hier keine Auffälligkeiten im Röntgenbild. Für den Husten bekam ich pflanzliche Mittel, die einigermaßen geholfen haben. Gegen das Sodbrennen habe ich eine 4-Wochenkur mit Panthoprazol gemacht.
Bezüglich der Brust- und Rückenschmerzen wurde ich an einen Orthopäden verwiesen, dieser hat mich unter anderem auf Haltungsschäden hin untersucht (Röntgen der Brustwirbelsäule) und auf Borreliose (erneute Blutuntersuchung) - alle Befunde negativ (bis auf eine leichte Skoliose der Wirbelsäule), nichts was meine Schmerzen hätte erklären können. Deshalb sollte ich noch bei einem Neurologen vorstellig werden, dieser ordnete zusätzlich zu den neurologischen Untersuchungen eine Kernspintomographie der Haslwirbelsäule an, auch hier kein wirklicher Befund.
Um wirklich alle Zweifel auszuräumen bin ich dann selbstständig noch zu einem Lungenfacharzt gegangen, hab ihm alle meine Probleme geschildert, daraufhin wurde die Lunge abgehört (nichts Auffälliges) und ein Lungenfunktionstest gemacht der mit besten Werten sehr positiv ausfiel.
Trotz aller Untersuchungen habe ich weiterhin Probleme, die Schmerzen in Brust und Rücken sind weiterhin vorhanden und werden meiner Meinung nach immer schlimmer, zur Zeit bin ich auch wieder recht abgeschlagen, letztens war ich wieder für eine Woche erkältet (das vierte oder fünfte Mal dieses Jahr), beim Schnäuzen habe ich weiterhin blutiges Sekret im Taschentuch, Husten habe ich im Moment keinen.
Manchmal habe ich auch das Gefühl das beim Schlucken im rechten Lungenflügel etwas "drückt"
Was soll ich noch machen? Kann es sich trotz aller Untersuchungen um Lungenkrebs handeln?
Was kann meine Symptome noch auslösen?
Ich bin für jeden Rat und jedes Wort dankbar, langsam bin ich wirklich am verzweifeln!

Vielen Dank!

Dr. med. Ralf Berg

Lieber Patient,

verzweifeln sollten und müssen Sie nicht. Mit den heute zur Verfügung stehenden Untersuchungen konnte man an Ihrer Lunge nichts feststellen. Das heimtückische am Lungenkrebs, vor dem Sie offensichtlich große Furcht haben, ist ja, dass er meist überhaupt keine Schmerzen hervorruft. Unerklärlicher permanenter Husten kann ein Hinweise darauf sein. Genau dies haben Sie aber nicht. Bluthusten, kann im Spätstadium auch ein Zeichen eines Lungenkrebes sein, dies ist aber sehr viel dramatischer als die blutigen Nasensekrekte die Sie beschreiben. Dies kann einfach durch angegriffene Schleimhäute, vor allem bei nacheinander auftretenden Infektionen, die Sie ja beschreiben auftreteten. Hier empfehle ich Ihnen jeden Tag etwas Nasensalbe aufzubringen, damit die Schleimhaut wieder etwas robuster wird.
Warum insgesamt Ihr Gesundheitszustand etwas angegriffen zu sein scheint, ist aber nicht klar. Dies kann von beruflichem Stress, zu kurze Rekonvaleszenzeit nach Infekt, bis zu einer passageren Immunschwäche an vielem liegen. Aber an einen Lungentumor müssen Sie nun wirklich nicht denken. Nicht dass ich die Gefahren des Rauchens hier bagatellisieren möchte, jeder Raucher hat ein erhöhtes Risiko einen Lungenkrebs zu entwickeln, aber die Erfahrung zeigt, dass dieses Risiko sich mit einer langen Latenzzeit (20-30 Jahre )erst verwirklicht. In Ihrem Fall ist Ihr Entschluss seit 2 Jahren auf das Rauchen zu verzichten, in jedem Fall der richtige Schritt gewesen.
Was kann Ihre Symptome noch auslösen? Für die Brust und Rückenschmerzen, käme auch ein Tieze-Syndrom in Frage. Diese kann einseitig auftreten, hält lange an, hat aber eine gute Spontanprognose, es verschwindet oft genauso unerklärlich wie es gekommen ist. Ursache: Spannungen und Nervenirritationen (brennende Schmerzen) an den kleinen Knochen/Knorpelverbindungen paralell zum Brustbein, manchmal mit Ausstrahlung in den Rücken. Wenn Sie so einen Punkt am vorderen Thorax identifizieren können, dann kann z.b. ihr Hausarzt dort eine Qaddel mit Lokalanästhetikum anbringen und den Nerven blockieren. Ist der Spuk dann für ein paar Stunden vorbei, ist die Diagnose gesichert. Dies wäre eine mögliche Erklärung für ihre bestehenden Schmerzen.
Was sollen Sie noch machen? Wegen des Drucks beim Schlucken sollten Sie ihren Hausarzt bitten auch einmal die Schilddrüse zu untersuchen, ob diese durch Vergrößerung/Entzündung den Schluckakt stören könnte.
Um eine Frage von Ihnen habe ich mich bisher herumgeschrieben: Kann es sich trotzdem um Lungenkrebs handeln? Ich hoffe sehr, dass Sie meine ehrliche Antwort nun nicht mehr verzweifeln läßt. Ja es kann. Und zwar deshalb weil nicht nur der Lungenkrebs, sondern fast alle Tumorarten sich im Frühstadium nicht nachweisen lassen. Bis heute gibt es keinen zuverlässigen "Frühtest" auf Lungenkrebs. Auch bei dem viel häufigeren Brustkrebs, sind im Gegensatz zur Therapie, die Erfolge bei der Früherkennung trotz vieler Anstrengungen sehr bescheiden.
Risikobewußtes Verhalten, (keine Rauch, Stäube, Asbest etc), was Sie ja schon tun bringt viel mehr. Natürlich kann man noch ein CT mit und ohne Kontrastmittel, Bronchoskopie mit oder ohne Narkose machen, aber ohne dass man handfeste klinische Hinweise auf ein Tumorgeschehen hat, werden diese Untersuchungen, wie die bisherigen Untersuchungen ohne Ergebnis sein.
Ihre Symptome sind eher untypisch, unspezifisch und können auf viele andere Ursachen zurückgehen.
Ich hoffen, Ihnen einige hilfreiche Ratschläge gegeben zu haben und hoffe, dass sie nun die Sache etwas gelassener sehen können. Mit ganz herzlichen Grüßen Dr. R. Berg

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Experte für Innere Medizin

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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