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Frag einen Arzt zum Thema Innere Medizin

Hoher Blutdruck, Gastritis, Ketonkörper,Monozyten

Liebes Ärzteteam,

vor ca. 4 Wochen bekam ich von heute auf morgen nach dem Essen Schwindelanfälle, einen roten warmen Kopf, als wenn ich Fieber hätte (hatte aber keines). Dies verschwand nach nach einem Tag ausruhen aber wieder. Als jedoch ein paar Tage später nach dem Aufstehen die Schwindelanfälle schlimmer wurden, hinzu noch begleitet von kaltem Schweiss bei kleinster Anstrengung mit dem Gefühl Ohnmächtig zu werden und starkes Zittern, zudem innere Unruhe,so dass ich am liebsten erstmal ein paar Kilometer gelaufen wäre, ein kribbeln im Bereich des Brustbeins hinzukamen, Hitzewallungen nach jedem Schritt, entschloss ich mich doch zum Arzt zu gehen.

Alter: 26 männlich, 179cm, 78kg, relativ sportlich (im Sommer noch regelmäßig 5km gelaufen), regelmäßig schwimmen und Radfahren (so 2-3mal die Woche für 1-2 Stunden, zum Stressabbau)
Im Jahr 2006 wog ich noch 67kg, dann kam der Bürojob, innerhalb eines Jahres hab ich mein jetziges Gewicht zugelegt und seitdem gehalten (was aber auch durch das regelmäßige Feierabendbier kommen kann)

Der HA stellte einen Blutdruck von 160/100 fest, EKG normal. Dieser schickte mich zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus.
Zu meiner Vorgeschichte: Ich hatte mein ganzes Leben lang einen immer leicht zu niedrigen Blutdruck und Eisenmangel (war auch immer Blass und immer von Müdigkeit geprägt, 9-10 Stunden Schlaf pro Tag waren schon immer nötig), der nicht behandelt wurde. Ansonsten Asthma Bronchiale und Allergien gegen so ziemlich alles, was in der Natur so wächst.
Die oben genannten Symptome hatte ich schonmal vor etwas längerer Zeit, anhaltend für ca. 2 Stunden, begleitet von Ausschlag. Ich dachte das es eine allergische Reaktion auf irgendetwas war. Das einzige was an diesem Tag abweichend zum normalen Tagesverlauf war, war ein spezielles Desinfektionsmittel welches wir auf Arbeit zur Vorbeugung von Schweinegrippe hatten. Seitdem hatte ich diese Symptome nicht mehr und ich schob es auf irgendeine Allergie gegen das Desinfektionsmittel.

Im Krankenhaus wurden zahlreiche Tests gemacht, ein Blutbild und Urinprobe, Blutgastest, Sonografie, Echokardiografie, Langzeitblutdruck, Fahrradergometrie, Thoraxübersicht, Bodyplethysmographie und eine Gastroskopie, da ich im Krankenhaus nach 3 Tagen Magenschmerzen bekam.

Alle Untersuchen waren ohne Befund, bis auf folgende:

Urinstatus: Ketonkröper 2 mmol/l, sonst unauffällig
Blut: Monzoyten, rel. % 8.9 (norm 2.6-8.2)
Vor 3 Monaten hatte ich einen grippalen Infekt, der aber nach 2 Tagen wieder verschwand.
Leber: kleines Leberhämangiom
erosive Gastritis
Fahrradergoemtrie: Abbruch bei 175 W wegen peripherer Erschöpfung und Erreichen der maximalen Ausbelastungsfrequenz. In erholungsphase überschießender Blutdruckabfall mit Schwindelsymptomatik bis Blutdruckwerte von 88/68
(kurz gesagt, ich bin fast Ohnmächtig geworden, alle anderen Werte normal, also keine Angina pectoris Symptomatik usw.)

Nach 1 Woche im KH wurde ich wieder entlassen und mein HA schickte mich prombt in die Herzklinik, da ihn der Blutdruckabfall beunruhigte. (ich muss dazu sagen, dass diese 2 Stunden nach der Narkose für die Gastroskopie im nüchternen Zustand Nachmittags erfolgte). Hier erfolgte nach Sichtung des Entlassungsberichtes des Krankenhaus jedoch keine weitere Untersuchung und ich wurde wieder nach Hause geschickt. Des Weiteren wurde ein Angio MRT der Nierenartieren durchgeführt, ohne Befund.

Was nehme ich für Medikamente: Morgens 2,5mg Ramipril und 1 Pantoprazol

Wie geht es mir? Inzwischen geht es mir im Grunde wieder richtig gut, auch die Müdgikeit ist wieder da und ich kann Nachts wieder durchschlafen.Der Blutdruck schwankt im Tagesverlauf im Ruhezustand zwischen 110/60 (Vormittags, nach der Tablette) und 135/85 (Nachmittags). Ich habe im Tagesverlauf leichte Kopfschmerzen, die nicht lange anhalten begleitet mit leichten Schwindelanfällen, als wenn ich neben mir stehen würde. kann aber im Grunde normal leben, aber so gut wie vor einem halben Jahr gehts mir nicht.

Ansonsten habe ich seit ca. 1 Jahr ein vermehrtes "Arbeiten" des Magens- und Darms festgestellt, begleitet von Blähungen (ich merke richtig wie sich die Luft durch den Darm quetscht, was auch am Anus manchmal schmerzt, weil ich die Luft auf Arbeit natürlich nicht rauslassen kann), unabhängig von der Art der Nahrungsaufnahme. Stuhlgang ist fest, etwas heller, fast gelblich, häufiger, dafür aber von der Masse weniger. Ab und zu (2 mal die Woche) geht durch die Blähungen etwas Stuhl mit in die Hose. Bei zu hartem Toilettenpapier habe ich etwas blut im Papier, seitdem ich weiches Benutze gar nicht mehr.

So, meine Frage an Sie, hängt das irgendwie miteinander zusammen? Ich kann mich schlecht damit abfinden, dass ich von heute auf morgen an Bluthochdruck leiden und es das dann gewesen sein soll, zumal ich mich ziemlich matt, müde, antriebslos den Tagüber fühle. (sitzende Bürotätigkeit) Wenn ich mich aufrege, merke ich, wie der Blutdruck in die höhe schießt (roter warmer Kopf, leichte Reizbarkeit)
Zudem beunruhigt mich der Ketonkörpergehalt im Urin und die erhöhten Monozyten, da ich gelesen habe, dass ernsthafte Erkrankungen dahinter stecken können. Achja, auf Diabetes wurde ich auch getestet, negativ.

Bitte um Rat und schonmal vielen Dank!

PS: Ein Cousin und eine Cousine werden bereits mit 18 und 20 wegen zu hohen Blutdruck behandelt, mein Vater hatte letztes Jahr im Alter von 50 Jahren einen Herzinfarkt (nimmt ebenfalls Ramipril, bei ihm wurde der hohe Blutdruck nie diagnostiziert, da er nie zum Arzt gegangen ist)

Dr. med. Ralf Berg

Hallo, lieber Fragender.

Ich möchte hier einmal ganz philosophisch mit einem Sinnspruch anfangen:
Herr gib mir die Kraft, die Dinge die ich ändern kann zu ändern.
Herr gib mir die Einsicht, die Dinge, die ich nicht ändern kann zu tolerieren.
und Herr gib mir die Weisheit Ersteres vom Letzeren unterscheiden zu können.

1. Für Ihren Blutdruck trifft Statement Nr 2 zu. 95-98% aller Menschen haben einen "essentielle" Hypertonie, will heissen, es ist genetisch bedingt. Seine genetische Herkunft kann man nicht ändern, man muss den Blutdruck behandeln, damit die Folgen (z. B. Herzinfarkt ) eben nicht auftreten.
2. Die Mattigkeit berichten viele Patienten, die mit der Bluthochdrucktherapie anfangen. Vor allem wenn der Blutdruck durch die Medikamente effektiv gesenkt wird, wie bei Ihnen. Der Körper muss sich an das neue (normale) Druckniveau wieder gewöhnen. Mit der Zeit adaptiert sich der Organismus aber und Schwindel und Müdigkeit lassen nach
3. Zum Punkt 1 Gehört ihr Gewicht und die Fitness, das können Sie ändern, langfristig können Sie damit den Blutdruck um ca 5-7 mm HG senken. Manchmal kann man auch die Medikamentendosis dann deutlich reduzieren. Das Gleiche gilt für das Gewicht. Aber nochmals zur Erinnerung, bei Ihrer Konstellation, scheint ein Anlage bedingter Bluthochdruck vorzuliegen, der immer wieder behandelt werden muss. (Die Abklärung war sehr sorgfältig, es ist ja sogar mit Angiografie ausgeschlossen worden, dass dem Hochdruck eine Nierenerkrankung zugrunde liegt.
3. Über die Blutwerte:, Ketone und Monozyten müssen Sie sich keine Gedanken machen. Bakterien produzieren Ketone, so dass man darüber eine Blasen/Niereninfektion nachweisen kann. Wenn aber die andern Urinwerte normal sind, ist eher davon auszugehen, dass ihr eigener Stoffwechsel einige Ketone produziert hat. Dies ist dauernd so wenn eine Diabeteserkrankung vorliegt, aber auch dies wurde ja schon ausgeschlossen. Auch die Monozyten müssen dauerhaft erhöht sein. Hier gibt es beim automatischen Auswerten auch schon mal Zählfehler. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dies im Rahmen ihrer allergischen Grunderkrankungen "vermehrt Streife" gehen in Ihrem Blut, dies ist aber nicht weiter schlimm.
Mein prakmatischer Vorschlag: Kontrolle in 3-4 Wochen wenn Sie sich weiter beunruhigen. Auch hier wurde ja bei der Abklärung (Gastro etc.) keine anderen Ursachen gefunden.

Alles in allem muss ich sagen, dass Sie umfassend und sehr zielgerichtet untersucht worden sind. Herausgekommen ist ein genetisch bedingter Bluthochdruck, dessen Behandlung nun ansteht, und an dessen Behandlung sie erst sich physisch und psychisch gewöhnenen müssen.
Mit der Änderung von Lebensweise und Gewicht können Sie es aber Ihrer Veranlagung schwermachen sich durchzusetzen.

Ein frohes Fest und alles Gute wünscht Ihnen Dr. R. Berg

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Experte für Innere Medizin

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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