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Tinnitus-Probleme!

Gefragt am 20.09.2014
17:12 Uhr | Einsatz: € 20,00 | Status: Beantwortet | Aufrufe: 3858

 

Guten Tag,

seit einiger Zeit habe ich Probleme mit meinen Ohren. Zu meiner Person: Ich bin männlich und 26 Jahre alt.

Alles begann damit, dass ich vor etwa einem halben Jahr immer mal wieder eine Art \\\"Knistern\\\" im linken Ohr bemerkte. Und zwar immer als eine Art Nachhall auf laute Geräusche, die direkt ins Ohr dringen. Beispielsweise beim Telefonieren, wenn ich das Handy am linken Ohr habe: wenn mein Gesprächspartner etwas sagt, knistert mein Ohr immer als Reaktion auf seine Worte. Bei Stille nie.

Mich hat das allerdings nie sehr gestört. Das Knistern war nur sehr leise, und ich konnte es ja auch vermeiden, indem ich das Telefon einfach ans rechte Ohr halte. Also habe ich mir darüber keinerlei Gedanken gemacht. Vor etwa anderthalb Monaten jedoch hatte ich das wieder mal bemerkt, und aus reiner Neugier habe ich einfach mal dieses Problem in einem Medizin-Forum geschildert. Als Antwort erhielt ich darauf: \\\"Geh zum Arzt, das kann ein beginnender Tinnitus sein.\\\"

Da bekam ich dann auf einmal Angst. Ich bin ein extremer Hypochonder (wirklich extrem!) und eine Krankheit wie Tinnitus hat mir schon immer Angst gemacht. Als Kind sagte mir ein Freund nämlich mal, dass Tinnitus eine Krankheit ist, bei der sich viele Leute das Leben nehmen, weil sie das Geräusch im Ohr einfach nicht mehr ertragen.

Also bin ich am gleichen Tag zum HNO-Arzt gefahren und der schaute in mein Ohr und meinte, da sieht alles gut aus. Das Trommelfell wäre lediglich etwas trocken und aus beiden Ohren hat er jeweils ein Haar herausgezupft, das aus dem Trommelfell gewachsen ist. Ich fragte ihn nach Tinnitus und er sagte: \\\"Ein Tinnitus ist das nicht. Dann würde es piepen, nicht knistern.\\\" Und ich antwortete ihm noch: \\\"Bei mir piept nichts.\\\"

Ich ging dann nach Hause und achtete in den nächsten Tagen sehr auf mein Gehör, um zu überprüfen, ob das Knistern durch das Entfernen der zwei Haare besser geworden war. Und dann begann ich plötzlich, tatsächlich ein Piepen wahrzunehmen. Ein hochfrequentiertes, unregelmäßiges Piepen, das ab und zu verschwand, aber auch immer mal wieder auftauchte. Dieses wurde in den nächsten Tagen schlimmer und irgendwann war es den ganzen Tag da. Ich ging wieder zum Arzt, er verschrieb mir diesmal Gingium-Tabletten zur Durchblutungsförderung und meinte \\\"Das geht auf jeden Fall wieder weg.\\\"

Verschlimmert wurde meine Situation noch dadurch, dass meine Eltern einen Tag später in den Urlaub fahren wollten (ich wohne noch zu Hause) und ich einen totalen Horror davor hatte, zwei Wochen alleine zu sein. Was, wenn das Pfeifen schlimmer wird und niemand ist da? Ich war regelrecht depressiv in diesen Tagen und extrem niedergeschlagen. Ich muss dazu sagen, ich bin ein Mensch, der nur wenige Freunde hat, also war ich in diesen 2 Wochen wirklich fast immer alleine.

Ich fragte mich zwischendurch auch, ob das Problem vielleicht psychisch ist. Denn wie wahrscheinlich ist es, dass ich zufällig einige Tage, nachdem mir der Arzt sagt, ein Tinnitus pfeift anstatt zu knistern, tatsächlich ein Pfeifen wahrnehme. Ich dachte mir auch, vielleicht ist das alles eine Stress-Reaktion und hat mit meiner Angst zu tun, ohne meine Eltern alleine zu sein. Dass ich mir das Pfeifen vielleicht unbewusst selbst einredete, um meinen Eltern einen Grund zu geben, den Urlaub abzusagen.

Naja, wie auch immer. Meine Eltern fuhren schließlich in den Urlaub, und die erste Woche zu Hause war wirklich schlimm. Ich machte mir den ganzen Tag Gedanken um das Pfeifen, konnte an gar nichts anderes mehr denken. Und da ich noch Semesterferien hatte (ich bin BWL-Student), hatte ich auch nichts zu tun den ganzen Tag. In der zweiten Woche wurde dann alles jedoch besser. Es schien, als würde das Gingium wirken. Oder aber es wurde besser, weil sich der Tag der Rückkehr meiner Eltern näherte. Keine Ahnung.

Als meine Eltern zurück kamen, hatte ich das Pfeifen nahezu besiegt. Es war nur noch leise wahrzunehmen und teilweise auch ganz verschwunden. In den darauf folgenden Wochen war es dann wirklich endgültig weg und ich hatte auch wieder gute Laune und meine depressive Phase überwunden.

Dann merkte ich jedoch letzte Woche nach dem Duschen, dass ich ein Piepen in den Ohren beim Schütteln meines Kopfes habe. Es hat jedoch nichts mit dem Piepen der vorherigen Wochen zu tun, es ist ein anderes Geräusch. Ich ignorierte es allerdings vorerst.

In den letzten Tagen nahm ich das jedoch verstärkt wahr, und habe dann bemerkt, dass ich es auch bei anderen Bewegungen habe. Beispielsweise wenn ich mich bücke. Auch beim Schluckauf und beim Gähnen habe ich es. Und dann begann mein Hypochonder-Hirn wieder, sich alle möglichen Gedanken zu machen. Könnte das ein Tumor sein, der bei diesen Bewegungen auf meinen Hörnerv drückt? Könnte es am Blutdruck liegen? (Der Blutdruck ist allerdings im Normalbereich). Herz? Oder stehe ich vielleicht kurz vor einem Schlaganfall?

Wenn ich im Bett liege, habe ich das ebenfalls. Und zwar immer dann, wenn ich mich von einer Seite auf die andere lege. Dann höre ich immer - nur für ein paar Sekunden - meinen eigenen Puls als Piepton. Nur kurz. Nach etwa 5 Sekunden wird es dann wieder leise. Ich habe dann gegoogelt (ich weiß, als Hypochonder sollte man das lassen) und im Internet steht, dass ein Tinnitus eigentlich zu 99 % ungefährliche Ursachen hat. Und ein Gehirntumor als Ursache ist auch so gut wie unmöglich.

Gestern Nachmittag war ich mir dann kurzzeitig sicher, dass die Ursache für das Piepen von meinem Kiefer kommt. Denn bei bestimmten Kieferbewegungen wird das Piepen stärker. Ich dachte mir dann, etwas gefährliches wird es wohl nicht sein, es liegt am Kiefer. Und habe mir vorgenommen, am Montag zum Zahnarzt zu gehen und meine Zähne in Ordnung zu bringen (ich habe ein paar Zähne, die unbedingt gemacht werden müssen. Und ich habe auch alle Weisheitszähne, obwohl die keine Probleme machen)

Naja, gestern Abend lag ich dann aber auf meinem Bett, hörte Musik vom PC (nicht laut!) und hatte nebenbei meinen Ventilator an. Ich habe keinerlei Probleme gehabt. Dann bin ich jedoch aufgestanden und zur Toilette gegangen und auf einmal war das Piepen da, und zwar extrem stark und es ging nicht weg. Als wäre ich aus der Disco nach Hause gekommen. Ich bin total in Panik geraten. Und was mir noch mehr Angst einjagte: das Piepen war abhängig von meinen Bewegungen. Es veränderte sich bei Kieferbewegungen, Kopfbewegungen und es wurde beispielsweise auch stärker, wenn ich aus einer liegenden Position aufstand. Und das ist es, was mich wirklich fertig macht. Ich denke mir die ganze Zeit, wenn das Piepen schlimmer wird, wenn ich mich bewege, muss es dann nicht was Schlimmes sein?

Ich legte mich dann ins Bett, nahm Baldrian und nach einiger Zeit wurde es besser. Nur beim Herumdrehen im Bett piepte es jedes Mal in meinen Ohren, und zwar wieder als Puls. Aber immer nur für einige Sekunden. Da ich jedoch total nervös war, konnte ich nicht richtig schlafen. Ich wachte ständig auf und \\\"testete\\\" mein Gehör. Dementsprechend hatte ich nur ein paar relativ kurze Schlafphasen.

Heute Morgen war dann alles wieder gut soweit. Ich nahm kein Piepen wahr, saß allerdings auch den ganzen Morgen nur am PC und habe mich nicht großartig bewegt. Am Nachmittag habe ich dann etwas gegessen, und plötzlich hörte ich das Piepen beim Kauen. Bei jeder Kaubewegung. Also nochmal eine Steigerung zu den Vortagen: denn dort konnte ich noch normal essen.

Und nun bin ich wieder ähnlich niedergeschlagen wie vor einem Monat. Ich habe Angst, dass das Piepen immer stärker wird. Und ich habe immer noch die Befürchtung, dass es eine gefährliche, körperliche Ursache haben könnte. Deshalb dachte ich mir, ich schildere meine Geschichte hier mal und frage nach, was Sie davon halten. Kann das eine gefährliche Ursache haben? Kann das psychisch bedingt sein?

Am Montag geht die Uni wieder los. Und ich habe jetzt schon Angst davor, mit meinem Ohrproblem in die Öffentlichkeit zu gehen. Hinzu kommt, dass ich mein Studium nicht leiden kann und lieber arbeiten würde. Ein Studienabbruch kommt jedoch nur in Frage, wenn ich eine Arbeitsstelle gefunden habe. Ich dachte mir daher schon, vielleicht rufe ich das Problem erneut selbst hervor? Also beim ersten Mal durch die Angst davor, dass meine Eltern nicht da sind, und nun durch die Angst davor, dass die Uni wieder losgeht und ich mich nicht bereit fühle, in meinem derzeitigen Zustand (sowohl was das Ohrproblem als auch meine Ängste betrifft) wieder zur Uni zu gehen.

Naja, dass ich ein Angstproblem habe und das eigentlich behandelt werden müsste, weiß ich selbst. Das werde ich übrigens auch so bald wie möglich tun. Mir geht es eher darum: was halten Sie von dem Tinnitus? Ist eine gefährliche Ursache denkbar? Und ist es möglich, dass es immer schlimmer wird? Das ist eigentlich neben der Angst vor einer schlimmen Krankheit meine größte Angst. Dass der Tinnitus irgendwann so nervig und laut wird, dass er mich psychisch richtig fertig macht. Da kommen mir immer die Worte von meinem Kinderfreund in den Sinn. Dass der Tinnitus bei machen Leuten so stark wird, dass sie sich sogar umbringen. Natürlich ist so was für mich undenkbar. Ich liebe mein Leben. Trotz all meiner Ängste. Aber ich habe die große Angst, dass der Tinnitus immer lauter wird und mir irgendwann tatsächlich sämtliche Freude raubt und ich sogar eine tatsächliche Depression bekomme. Wie gesagt, aktuell ist alles in Ordnung. Es ist die Angst, dass es mal so WIRD.

Ich glaube, das war jetzt genug Text. Vielleicht haben Sie ja einen Rat für mich.

Fragesteller Fragesteller Gefragt am 20.09.2014
17:12 Uhr
 Christian Welsch Christian Welsch Beantwortet am 20.09.2014
20:34 Uhr

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Beantwortet am 20.09.2014 20:34 Uhr | Einsatz: € 20,00 | Status: Beantwortet | Aufrufe: 3858

Antwort von Christian Welsch (Frage zu Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde)

sehr geehrter Fragesteller ,

Respekt , so eine lange Geschichte hat hier noch niemand geschrieben ...



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