Demenz
Mai 13, 2010 | 20,00 EUR | beantwortet von Dr. med. Olaf Stephan
Guten Abend
Mein Vater ist 70 Jahre und leidet seit ca. 10 Jahren an einer Präsenilen Demenz(mit DD Meningeom), seit ca. 1,5 Jahren lebt er in einer Beschützenden Abteilung eines Seniorenheimes, wo ich ihn tgl. ca 1,5h füttere.Vergangenen Samstag kam er aufgrund eines Krampfanfalls mit Notarzt und Rettungswagen in die Klinik.Dort war ich tgl. ca. 3h bei ihm.Samstag, Sonntag und Montag war kein Arzt zu kriegen für ein Gespräch.Am Dienstag hatte ich dann doch noch die Chance mit einer Ärztin zu sprechen.Diese sagte mir dann, so ein Krampfanfall könne viele Ursachen haben, er könnte dehydriert gewesen sein, er habe evtl. einen Infekt(er hatte am Tag zuvor Temperatur-38,5! und bekam sofort "Rocephin i.v."!!!, oder aber es kommt von der Demenz, da ja bei dieser Krankheit das Gehirn auch nicht mehr so fit ist(?!?).Man konnte mir also keine genaue Ursache sagen!Ich habe erreicht, dass mein Vater morgen wieder zurück kommt in das Seniorenheim, aber ich würde gerne wissen, ob es bestimmte Vorboten zu solchen Krampfanfällen gibt, bzw. auf was ich bei meinen tgl. Besuchen achten sollte, um evtl. schon im Vorfeld zu erkennen, daß da evtl. was nicht in Ordnung ist und schneller handeln kann.
Besten Dank schon mal im Voraus, ich bin übrigens seit 22 Jahren PTA in einer öffentlichen Apotheke, und kenne mich zumindestens sehr gut mit Medikamenten und Nebenwirkungen etc. aus.
Sehr geehrte Fragende,
in der Tat, ein Krampfanfall, insbesondere beim älteren Patienten kann diverse Ursachen haben; u. a. Dehydratation (Austrocknung), fieberhafter Infekt, Medikamente (z. B. Theophyllin, Chinolone), Stoffwechsel- bzw. Elektrolytstörung, cerebrale Durchblutungsstörung, apoplektischer Insult oder auch Hirntumor. Letztere Diagnosen kann man gut in der Computertomographie des Schädels mit Kontrastmittel feststellen, hierunter fällt auch die von Ihnen o.g. Differentialdiagnose des Meningeoms. Die alleinige Auslösung eines Krampfanfalls durch eine Demenz i. S. der Alzheimerdemenz erscheint dagegen recht unwahrscheinlich. Welche der genannten Diagnosen bei Ihrem Vater zutreffend waren, bzw. welche Untersuchungen durchgeführt wurden, müssen Sie allerdings mit der behandelnden Klinik klären, es steht auf alle Fälle auch im Abschlussbericht (Epikrise) des stationären Aufenthalts, hier können Sie auf jeden Fall über den Hausarzt Einsicht in die Unterlagen nehmen. Sollte Ihr Vater in der nächsten Zeit ohne weitere Krampfanfälle sein, und sollten keine organischen Ursachen vorliegen, ist zunächst eine prophylaktische antikonvulsive Behandlung nicht angezeigt. Bei wiederholten Anfällen bzw. hirnorganischem Befund sollte eine Krampfprophylaxe (z. B. mit Carbamazepin) evtl. in Absprache mit einem Neurologen erfolgen. Vorboten für Krampfanfälle gibt es nicht, der Krampf kommt plötzlich und endet in der Regel nach zwei Minuten (auch ohne Therapie). Auf jeden Fall sollte jedoch beim älteren Menschen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 1,5 bis 2 Liter pro Tag) geachtet werden, des weiteren sollten fieberhafte Infekte frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden.
Ich wünsche Ihrem Vater gute Besserung, mit freundlichen Grüßen O. Stephan.
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