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Frag einen Arzt zum Thema Allgemeinmedizin

Dumpfer, drückender einseitiger Kopfschmerz

Ich bin männlich, 29 Jahre.
Keine chronische Grunderkrankung.

Kurze Vorgeschichte, welche Medikamente ich momentan einnehme/eingenommen habe:

Vor 5 Wochen hatte ich einen Zeckenstich, es bestand der Verdacht auf eine Borrelien-Infektion (erythmea migrans um Einstich), weshalb der Hausarzt mir ein Antibiotikum verschrieb:

Doxy-M-ratiopharm 200 mg (20 Tabletten, 1 x täglich)

Ich sollte mich 1 Woche nachdem ich die Tabletten aufgebraucht habe wieder melden für eine Blutuntersuchung auf Antikörper. Ich musste feststellen, dass mein Hausarzt im Urlaub ist. Die Vertretung meinte telefonisch, eine Untersuchung könne bis Ende des Monats warten, sie wollen die Blutuntersuchung nicht vornehmen.

Der Vollständigkeit wegen:
Ich nehme täglich 1 mg Finasterid und verwende 1 ml Minoxidil topisch gegen Alopezie, seit ca. 1/2 Jahr.

Zu meinen Beschwerden:

Ich habe seit ca. 1 Woche einen dumpfen, drückenden Kopfschmerz links (einseitig). Der Schmerz ist dauerhaft vorhanden, in der Intensität mal stärker, mal schwächer, aber immer wahrnehmbar. Lokalisiert im Bereich des Hinterkopfs, etwa hinter dem linken Ohr. Mein Allgemeinbefinden ist gut. Meine Stirn fühlt sich sehr heiß an, aber ich habe kein Fieber. Ich habe für 3 Tage Ibuprofen-Tabletten genommen (Morgens und Abends 1 x), es trat keine Linderung ein.

Frage: Wie ist ihre Einschätzung? Ist ein Zusammenhang mit der Borrelien-Infektion möglich, oder kann ich tatsächlich bis Ende des Monats auf eine Blutuntersuchung warten? Ich hatte noch nie Probleme mit Migräne - wenn die Kopfschmerzen darauf zurückzuführen sind, wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Dr. med. Ralf Berg

Sehr geehrter Patient,
ich kann Ihre Sorge gut verstehen. Sie vermuten möglicherweise einen Zusammenhang mit Ihrer Borrelienerkrankung. Diese kann neben der Haut (was bei Ihnen der Fall war) auch Gelenke und als Neuroborreliose auch das Gehirn befallen. Dazu muss die Infektion jedoch in der Regel sehr lange (Wochen bis Monate bei den Gelenken) für die Neuroborreliose meist Monate bis Jahre bestehen. Da die Erkrankung bei Ihnen sofort und leitliniengerecht von Ihrem Hausarzt behandelt wurde ist diese Risiko jedoch sehr gering. Mit der geplanten Blutuntersuchung kann man feststellen, ob sich noch Borrelien in Ihrem Körper befinden. Gesucht wird nach sogenannten IGM-Antikörpern. Da diese Antikörper sich aber manchmal erst nach 4-6 Wochen bilden, ist eine Verschiebung der Blutuntersuchung sicher kein Problem. Wenn diese wider Erwarten dann doch positiv sein sollten wird die Antibiotikatherapie für einen längeren Zeitraum wieder aufgenommen. Resistenzen von Borrelien gegen Doxycylin sind jedoch sehr selten. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre würde ich als erstes eine Untersuchung des linken Gehörgangs und der Mundhöhle und Stirn/Kieferhöhlen vornehmen lassen. Sollten sich dort keine Hinweise auf eine Sinusitis=Stirnhöhlenentzündung, oder eine Gehörgangsentzündung/Otitis finden, was nach der Schilderung ihrer Beschwerden sehr wahrscheinlich ist, muss man im nachfolgenden Schritt nach anderen Ursachen im Kopf suchen. Dies wäre dann ein Fall für eine neurologische Untersuchung.
Zusammenfassend: Sie können auf jeden Fall bis Ende des Monats auf eine Blutuntersuchung bezüglich der Borrelien warten, sie sollten aber wegen des Verdachts auf eine Infektion im Ohr oder im Bereich der Stirnhöhlen zum Vertreter ihres Hausarztes oder ggf. zu einem HNO Arzt gehen. Ich hoffe Ihnen hiermit geholfen zu haben.

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Experte für Allgemeinmedizin

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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