Harnröhrenverengung?
April 8, 2016 | 15,00 EUR | beantwortet von Dr. David Meyer
Guten Tag,
ich hoffe, dass mich hier jemand eventuell beruhigen kann.
Ich bin weiblich und 34 Jahre alt.
Ich hatte vor ca. 6 Wochen eine Bauchspiegelung, wobei mir der Blinddarm entfernt wurde. Hierbei wurde auch ein Blasenkatheter gelegt. Ich hatte auch eine Drainage über 4 Tage, da das Bauchfell entzündet war und das Sekret absfließen musste. Nun hatte ich seit dem mal mehr, mal weniger Probleme mit der Blase bzw. der Harnröhre. Das Wasserlassen tat weh bzw. es piekte währenddessen und danach. Im Krankenhaus und kurz danach wurde Urin untersucht und es wurden keine Bakterien oder ähnliches gefunden.
Vor ca 3 Wochen wurden die Beschwerden schlimmer, sodass ich einen Urologen aufgesucht habe. Dieser stellte dann Bakterin fest. Ich habe dann Monuril sowie anschließend 10 Tage Canephron eingenommen. Die Beschwerden wurden auch besser.
Da es aber immer noch nicht so ist, wie es vor der OP war bzw ich immernoch leichte Symptome habe, hat mein Urologe einen Urin Flow Test gemacht. Leider ist dieser nicht so gut ausgefallen:
Die Werte sind wie folgt:
- max. Flow 24,5 ml/s
- mittlerer Flow: 8,3 ml/s
Miktionsvolumen: 232 ml
Flowzeit: 28 s
Miktionszeit: 38,5 s
Zeit mis max. Flow: 12,9 s
Beschleinigung: 1,9 ml/s+s
Verzögerung: --- s
Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich während des Tests angespannt war. Ich bin bei Arztbesuchen immer nervös und wenn ich nervös bin, fällt mir manchmal das Blase entleeren schwerer, weil ich mich darauf konzentriere.
Ich bin jetzt etwas ratlos, weil der Arzt meinte, dass es schon auf eine Verengung der Harnröhre hindeutet.
Die Bakterien sind zum Glück verschwunden, ich habe keinen bzw. kaum Restharn in der Blase und sonst auch nichts auffälliges im Ultraschall.
Kann es denn trotzdem sein, dass dieser Katheter, der nur 2 Stunden in der Harnröhre war, eine Verengung hervorgerufen hat?
Den Eindruck, dass der Strahl anders ist, als vorher habe ich ürbigens nicht.
Ich wäre über eine Info sehr dankbar, weil ich jetzt wirklich Panik habe, dass ich mich bald einer OP unterziehen muss, damit die Röhre geschlitzt wird. Das möchte ich natürlich nicht wirklich machen müssen.
Vielen Dank im Voraus.
Liebe Fragestellerin.
Die Anlage eines Blasenkatheters und einer Drainage sind bei einer Blinddarmentfernung völlig normal. Gerade bei einer Frau ist bei der professionellen sterilen Anlage eines Blasenkatheters auch unter den besten Voraussetzungen nie ganz zu verhindern, dass Bakterien verschleppt werden und eine Blasenentzündung daraus resultiert.
Der Fremdkörper in der Harnröhre und der Blase löst zusätzlich noch eine Reizung aus, die eine Besiedlung mit Bakterien begünstigt. Die Harnwegsinfektion ist die häufigste nosokomiale Infektion im Krankenhaus, sprich - die häufigste Nebenwirkung die bei einem Krankenhausaufenthalt auftritt.
Wenn die Patientin dann Beschwerden hat und eine Urinkultur angelegt wird, kann man häufig keine Erreger finden, oder die Mischflora oder Urethralflora kann nicht unterschieden werden, von den Krankheitserregern, die Beschwerden machen. So hat man in Ihrem Fall ja auch korrekterweise keine pathologischen Bakterien im Urin gefunden. Hätte mich auch gewundert bei einer nur so kurzen Katheteranlage bei einer sonst gesunden Frau.
Richtig ist auch, dass eine Katheteranlage zusätzlich zu der Reizung auch eine reaktive Schwellung der Harnröhre verursacht und auch der Fremdkörperreiz in der Blase das Gefühl einer Blasenentzündung (Brennen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen, Schmerzen) hervorrufen.
Dass die Beschwerden nach 3 Wochen immer noch vorherrschen ist ungewöhnlich. Der Urologe hat daraufhin bei Ihnen ein Urinsediment gemacht und einen Uroflow. Im Sediment kann man sehen dass Bakterien im Urin waren, was so alleine betrachtet erstmal nicht besorgniserregend, aber zu beobachten/behandeln ist. Sollte die Bakteriurie anhalten und sie dauerhaft Beschwerden haben, sollte man eine Ursachenforschung betreiben. Auch das hat Ihr Urologe getan.
Er untersucht , ob die Blasenentleerung eventuell nicht gut funktioniert.
Anhalt des Uroflow kann ich bei Flow-Ergebnissen von 24,5/9,3/232 erstmal (auch wenn sie angespannt waren) keine schlechten Ergebnisse erkennen. Ich nehme mal an der Restharn war 0 (also die Menge an Urin, die nach dem Wasserlassen noch in der Blase unfreiwillig zurückbleibt).
Die Behandlung mit Monuril und Canephron ist leitliniengerecht. Daraufhin sind ja bei Ihnen auch die Bakterien verschwunden.
Es ist wie gesagt durch eine Katheteranlage eine vorrübergehende Schwellung der Harnröhre und auch eine Schliessmuskel"störung" im weitesten Sinne möglich, jedoch ist mir kein Fall bekannt, wo diese Beschwerden länger als eine Woche anhielten.
Von einer bleibenden Vernarbung, die op-pflichtig werden könnte, brauchen Sie keine Angst zu haben. Eine Harnröhrenverengung bildet sich durch längerfristige Prozesse.
Ich empfehle Ihnen erst einmal abzuwarten, abschwellende Medikamente wie Diclofenac (Voltaren) oder Ibuprofen können helfen, obstruktive Miktionsstörungen zu reduzieren. Dies wird in der Urologie regelmässig auch so praktiziert nach Katheterentfernung und unzureichend guten Flow-Ergebnissen.
Sollten Sie weiterhin Beschwerden haben, empfehle ich den Urologen erneut aufzusuchen, und ein erneutes Urinsediment/Kultur anzufertigen, bzw. eine kalkulierte Antibiotiaktherapie mit z.B. Cefpodoxim als gut verträgliches Breitbandantibiotikum über 7 Tage , in Kombination mit Diclofenac 25mg 2x täglich.
Letzteres gibt es rezeptfrei in der Apotheke.
Grundsätzlich ist jedoch zu erwarten, dass sich Ihre Beschwerden von alleine bessern.
Viele Grüße und gute Besserung
Dr. Meyer
(Urologe)
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