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29 Jahre 2. Knie Prothese mit Mechanischen Defekt

Hallo

Ich stell mich mal Kurz vor. Mein Name ist Nancy, ich bin 29 Jahre alt. 1998 habe ich nach einer Operation, wegen hapt. Patella Luxation Re. Knie eine Infektion mit staphylococcus aureus gehabt. Dazu noch eine Unterschenkel Trombose und Lungenembolie.

Nach der Infektion, hatte ich noch einige Operationen. Ein Jahr Später zusätzlich noch ein Knie Trauma wo Meniskus, Kreuzband etc. verletzt wurden. Im Jahr 1999 Wurde im Alter von 18 Jahren eine Schlittenprothese eingesetzt. Fast nach jeder OP hatte ich eine Arthrofibrose, wo es erforderlich war das Knie unter Narkose und Begleitung von Schmerzkathetern zu Mobilisieren.

Das Inlay wurde aufgrund von immer wieder einkehrender Instabilität 3 malig ausgewechselt. Vor 4 Jahren begannen dann Schmerzen im Außenbereich rechts, insbesondere bei Bewegung und belastung. Dann wurde entschieden den Tibialen anteil der Prothese auszutauschen. Man stellte fest das dieser gelockert war. Das wurde im September 2008 gemacht.

Nun habe ich trotz dessen immer wieder Schmerzen am Außenbereich, es wurde festgestellt das hier der tractus iliotibialis an der Prothese Reibt. So ist das Knie ständig gereizt und Schmerzt.

Mir wurde zuletzt gesagt das die einzige Möglichkeit wäre die Prothese auszutauschen, und eine Einzusetzen die nicht Übersteht. Nun bin ich erst 29 Jahre alt und hab Quasi schon die 2. Prothese. Nehme seit über 10 Jahren nur Schmerzmittel. Im Moment wurde ich Schmerz-therapeutisch erneut auf Medikamente eingestellt (Palladon, Lyrica, Novalgin). Eigentlich möchte ich diese Medikamente nicht weiter nehmen, über die Jahre bis nun ein Prothesen Wechsel erforderlich wird.

Nun besteht die Frage ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt, das der tractus iliotibialis nicht mehr an der Prothese reiben kann, ohne diese austauschen zu müssen?

Mit freundlichen Grüßen
Nancy M.

Christian Klein

Hallo Nancy,

Eine derart komplexe und tragische Krankheitsgeschichte habe ich selten gelesen, aber es gilt jetzt mit allen Möglichkeiten der konservativen oder operativen Medizin die Schmerzen dauerhaft zu lindern, um die Spätfolgen eines chronischen Schmerzmittelkonsums wie Nierenschädigung, Abhängigkeit, sozialer Rückzug etc. zu vermeiden.
Aus deinen Angaben muss ich einfach annehmen, dass nach wie vor Schmerzen an der Knieaußenseite bei implantierter lateraler Schlittenprothese bestehen.
Die entscheidende Frage ist erstmal :
Sind die Schmerzen wirklich durch Reibephänomene des Tractus mit nachfolgender Schleimbeutelreizung an der Kniegelenksaußenseite erklärt--also kein eigentliches Gelenkproblem--oder ist die Ursache im Gelenk zu vermuten wie z.b anhaltender Reizzustand nach Gelenkinfektion mit Arthrofibrose, tibiale Lockerung der Prothese etc. ??
Ich gehe mal davon aus, dass eine Schmerzursache aus dem Gelenk wie Lockerung oder erneute Infektion mit Untersuchungen wie Skelettszintigrafie, Röntgen, Entzündungswerte im Blut weitgehend ausgeschlossen wurde.
Dann ist in der Tat ein mögliches Problem, dass der Tibianateil aussen übersteht und so natürlich stören kann.
Eine zusätzliche Möglichkeit zur Entscheidung ob die Schmerzen aus dem Kniegelenk oder ausserhalb herrühren, wäre eine Infiltration d.h Spritze mit Lokalbetäubungsmittel einmal ins Gelenk und einmal an den Schleimbeutel an der Knieaussenseite. Wenn die Schmerzen nach der Gelenkspritze entscheidend besser werden, spricht das eher gegen ein Problem durch den Tractus. Hilft die Spritze an den Schleimbeutel des Tractus gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten :
Denn eine nochmalige OP sollte aufgrund der Gefahr einer erneuten Infektion, erneuten NArben und Verklebungen und Thrombose- und Embolierisiko vermieden werden !

Die konservative Orthopädie bietet folgende unterstütztende Maßnahmen :
- mehrmalige Infiltrationen mit ggf. Kortikoid an den Schleimbeutel am Tractus
- KG oder osteopathische Behandlung mit Dehnung des Tractus, Mobilisierun des Fibulaköpfchens etc. wahrscheinlich als finanzielle Eigenleistung
- Akupunktur : 3 Sitzungen/Woche über 6 Wochen mit Behandlung der Kniepunkte und Schmerzpunkte z.b Ohr ggf. auch als Daudernadel (auch kostenpflichtig aber ohne Risiken !!)
- falls du starke O-Beine oder Plattfüße hast ggf. Einlagen mit Korrektur

Als letzte Maßnahme bei anhaltenden Schmerzen steht der Wechsel des Tibiaplateaus oder sogar besser Implantation einer Vollprothese im Raum. Dazu würde ich mir mehrere Meinungen in Spezialkliniken einholen.

Viel Glück, Optimismus und guten Heilungsverlauf

Dr. Ch. Klein

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Experte für Orthopädie

Christian Klein

Christian Klein

8 Jahre Ausbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie mit Schwerpunkt Sportorthopädie, arthroskopische Operationen und Spezialisierung auf Knie- und Schultergelenk, abgeschlossene Ausbildung manuelle Medizin/Chiropraktik

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