Frag-Einen

Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Was tun nach gecoiltem Aneurysma

Liebe Ärztinnen und Ärzte,

ich hatte am 30.01.2011 eine Gehirnblutung aufgrund eines geplatzten Aneurysmas. Das ganze geschah während des Beischlafs mit meiner Frau.

Momentan bin ich in Reha und dabei haben sich einige Fragen aufgetan. Da ich von den hiesigen Ärzten keine detaillierte Antwort Aussage auf meine Fragen bekommen kann und jedesmal mit der Aussage nicht belasten abgefertigt werde, wende ich mich nun an Sie:
1. Was heißt nicht belasten was darf ich ? Es heisst ich darf nicht schwer heben, doch was ist nicht schwer ?
2. Gertenarbeit: Darf ich Gartenarbeit verrichten, bzw. welche nicht ?
3. Sport: welchen Sport darf ich machen? Ich spiele gerne Fußball, gehe ins Fitnessstudio und joggen, was darf ich ? Was nicht ? Was mit welchen Einschränkungen ?
4. Sex: Da meine Frau wortwörtlich hautnah miterlebt hat als das Aneurysma platze, stellt sich nun die Frage, ob wir wieder Sex zusammen haben dürfen. Auch hier wurde meine Frage mit „ohne Anstrengung“ beantwortet. Doch as nimmt meiner Frau in diesem Fall nicht die Angst.
5. Autofahren: Die Reaktions- und Konzentrationstest beim Psychologen waren gut. Ab wann darf ich wieder Autofahren ?

Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen.

Mit freundlichem Gruß
Michael

Dr. med. Ralf Berg

Lieber Patient,

natürlich gibt es konkrete Anhaltswerte, die Ich ihnen im folgenden nennen werde, aber vorweg: Auch wenn Sie nur 2 kg heben oder eine Tätigkeit mit nur " 30 Watt" ausüben, wenn Sie sich nicht gut fühlen, oder angestrengt sind, Ruhepause einlegen.

Normale Verrichtungen des Alltage benötigen einen Leistungsaufwand der i. d. Regel unter 50-60 Watt bleibt.
Dies gilt als leichte Belastung. Natürlich hängt es nun z.b. bei Treppensteigen über 1 Etage auch von Muskulatur, Trainingszustand und der Herzfunktion ob, ob dieses im Einzelfall noch als leicht erlebt wird und mit dem üblichen Kraftaufwand bewältigt werden kann.
Da bei Ihnen ja keine Erkrankung des Herzen vorliegt, sollte man eine altersgemäße Leistungsfähigkeit voraussetzen. Vielleicht haben Sie in der Reah die Möglichkeit ein Belastungsekg durchzuführen, dies würde Klärung bringen bis zu wieviel Watt sie Sich belasten sollen und auch tatsächlich können.

Speziell ist bei Ihrer Erkrankung, direkt nach der OP darauf zu achten, daß ihr Systolischer Blutdruck nicht zu hoch ansteigt. Haben Sie diesbezüglich Medikamenten einzuhemen? Müssen Sie regelmäßige zur Blutdruckkontrolle, oder ist dies alles nicht nötig da Ihr Blutdruck in Ruhe sowieso maximal im Bereich von 120- 130 mmHG liegt?

Mit Belastung steigt der Blutdruck an. Wie stark kann im Belastungsekg mit ermittelt werden. Dort kann man bei Erreichen diese Grenzwertblutdrucks auf die Wattzahl schließen und Ihnen diese als Grenze dessen aufzeigen was sie tun dürfen.

Nun zu den konkreten Fragen
ad 1. post operativ Maximal 60 - 70 Watt
ad 1. unter 5 Kg nicht über längere Zeit
ad 2. alle Tätigkeiten mit unter 1-2 gemachten Einschränkungen ( z.b. Rasenmähen mit dem elektrischen Rasenmäher in der Ebene benötigt nur 60-70 Watt, mit einem mechanischen Mäher sicher über 80 W)
ad 3. Manschafts und Kampfsportarten wie z. b. Fußball sind derzeit tabu. Fittnes mit unter 2 gemachten einschränkungen, Joggen nach Pulsuhr, auf der sicheren Seite sind sie sicherlich wenn sie mit der Herzfrequenz nicht über 120 pro minute gehen (Hängt aber stark von Ihrem Trainingszustand ab, auch hier gilt, erst Belastungsekg machen, dann kann man dies konkret festlegen)
ad 4. Ganz klar dies hängt dise auch von der Ausführung und Stellung ab. In der Position in der Sie unten und ihre Frau obenauf sind, gibt es Untersuchungen, dass diese den Mann nur leicht (unter 60 Watt) belastet. Ganz wichtig, keine Pressatmung, da dies den Druck im Kopf steigern kann. Vielleicht sollten Sie auf diese Weise mit ihrer Frau wieder anfangen.
Es gibt aber auch Untersuchungen, das ein "eingespieltes Paar " auch in der Missionarstellung nicht mehr als 70 Watt leisten muss um zum Abschluss zu kommen.
5. Autofahren ist keine Schwerarbeit. Im Prinzip könnten Sie sofort Autofahren. Wichtig ist daß Sie einen plötzlichen Blutdruckanstieg durch Ärger oder Stress vermeiden.

In ihrer jetzigen Situation in der Reha würde ich Ihnen raten ihren Blutdruck mehrfach am Tag zu messen und aufzuzeichen, (falls dies nicht sowieso schon gemacht wird), und ihren Arzt zu fragen, ab wann er geplant hat Sie dem Belastungstest, eben der Belastungsekguntersuchung, zu unterziehen. Danach kann man alles im o.g. Sinne etwas konkreter benennen. Da es dabei natürlich in jedem Falle zu einem Puls und Blutdruckanstieg und einer Belastung auch der Coilregion kommt, darf diese Untersuchung auch nicht zu früh angesetzt werden. Dies richtet sich aber immer nach der klinischen Einschätzung des Einzelfalles. (Da fliesen neben den Op Faktoren (Größe Lokalisation des Aneursymas, postop Erholung) auch persönliche Faktoren wie Alter Gewicht, psychiche Stabilität, Trainingszustand, berufliche Tätigkeit, Herzkreislaufparameter, (die ich alle nicht kenne) mit ein. Bis dahin bleibt es eben bei der vagen Formulierung "ohne Anstrengung".

Mit vielen Grüßen und mit besten Wünschen zur Genesung Dr. R. Berg

fadeout
... Interessiert Sie diese Frage ebenfalls?
Sie können für nur 7,50 EUR die Antwort vollständig einsehen.

Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
vollständiges Profil