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Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Delle am Kopf

wir haben bei unserem sohn (19 monate) mit ca. 7 monaten eine Eindellung am Kopf oben links endeckt. Diese ist auf den Röntgenbildern zu sehen und die Gehirnstrommessung hat nicht ergeben. Die Delle ist weiterhin da und hat sich nicht verändert. Die Ärzte vermuten, dass es von einem Sturz kommt oder aber auch von der saugglockengeburt. mir ist aufgefallen, dass die linke Augenpupille ab und zu größer ist als die rechte, meistens immer abend oder wenn lian übermüdet ist. Kann es ein Anzeichen auf ein Hirndruck oder tumor sein, der von der Delle auskommt?
Danke

Dr.med. Tobias Theben

Eine Delle am Schädel stellt eine häufige Komplikation in der Geurtstraumatologie dar - insbesondere bei der vaginal-operativen Entbindung kann es zu einer in der Regel vollständig rückläufigen Einblutung (Hämatom kommen).
Im von Ihnen angegebenen Alter von 19 Monaten verschließen sich allmählich dem Ort des Schädelwachstums entsprechenden Schädelnähte (Suturen) samt dazwischenliegenden Weichteilinseln (Fontanellen), und der Kopf erhält seine definitive Form, insofern ist eine über so lange Zeit fortbestehende Delle in der Tat etwas Ungewöhnliches.
Dadurch daß diese Delle auch im Röntgenbild erkennbar ist, muß man wohl entweder von einer traumatischen Schädelknochenimpression oder (wahrscheinlicher) von einer lokalen Verformung, möglicherweise auch durch eine "Laune der Natur" ausgehen.
Daß sich deswegen eine Hirndruck-Symptomatik entwickelt, halte ich für relativ unwahrscheinlich, erst recht über einen derart längeren Zeitraum hinweg, immerhin beobachten sie die Pupillendifferenzen ja schon einige Zeit lang, und weitere Hirndruckzeichen wie Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen und eine zunehmende Bewußtseinstrübung bis hin zum Koma fehlen.
Ich rate dennoch dazu mit einer Ultraschalluntersuchung bzw. neurologisch einen gesteigerten Hirndruck vorsorglich auch zu ihrer eigenen Beruhigung ausschließen zu lassen.

Für mich kommt eher eine andere Ursache für die von Ihnen geschilderten Beschwerden in Betracht, und zwar ein Horner-Sydrom, das auch im Kleinkindalter teils traumatisch (Geburtstrauma, manuelle Therapie), teils entzündlich bedingt durch eine Schädigung der sogenannten Grenzstrangganglien im Halsmark auftretend kann und als Kardinalsymptom die einseitig verengte Augenpupille zeigt. Typischerweise kann diese von Kindern über lange Zeit muskulär ausgeglichen werden, so daß sie vor allem bei Ermüdung abends auffällt. Häufig fällt dem genauen Beobachter zusätzlich der ebenfalls ganz gering verkleinerte, weil rückwärtig verlagerte Augapfel auf gleicher Seite auf. Das durch Karl Dall bekannte Vollbild des Horner-Syndroms mit zusätzlich herabhängendem Oberlid ist gerade bei frühzeitiger Erkrankung im Kindesalter äußerst selten, und zumeist hat die Erkrankung bei Kindern eine sehr gute Ausheilungsprognose, wenngleich dies mehrere Monate bis Jahre dauern kann. Die Kinder selbst bemerken die Veränderungen überhaupt nicht und haben gegenüber den besorgten Eltern den wesentlich geringeren Leidensdruck...
Sehstörungen (Kurzsichtigkeit) als Folge der Erkrankung sind eher selten und können von einem Augenarzt frühzeitig behandelt werden, überhaupt ist zu einer regelmäßigen Verlaufskontrolle beim Augenarzt zu raten.
Zunächst sollte diese Horner-Symptomatik beobachtend konservativ behandelt werden. Zur möglichen Therapie gibt es verschiedene Ansätze (u.a. Neuraltherapie, Akupunktur), ich persönlich wäre damit jedoch zunächst sehr zurückhaltend, insbesondere von einem operativen Eingriff am Halsmark rate ich unbedingt ab!!
Bei fortbestehender Symptomatik inklusive der beschriebenen Delle sollte eventuell zusätzlich, auch zu Ihrer eigenen Beruhigung, durch ein Kernspintomogramm eine andere zugrundeliegende Erkrankung wie ein (aus meiner Sicht eher unwahrscheinlicher) Hirntumor ausgeschlossen werden.

Mit freundlichem Gruß,
Tobias Theben (Köln)

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Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr.med. Tobias Theben

Dr.med. Tobias Theben

Köln

Promotion in Kardiologie, 2003.

Spezialisierung in Fußchirurgie (DAF-Zertifikat) und Arthroskopie
Zusatzbezeichnungen: Sportmedizin, Manuelle Therapie, Akupunktur

Ultraschalldiagnostik (vor allem Säuglingshüftsonographie+Bewegungsorgane)
Notfallmedizin (shock-raum management, ATFL)
Neuraltherapie
Arthrosebehandlung

langjährige Erfahrung in Klinik und Praxis.

seit Juli 2013 Privatpraxis Orthopädie Köln-Lindenthal

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