Übelkeit seit mehreren Wochen
Dezember 12, 2011 | 30,00 EUR | beantwortet von Dr. med. Ralf Berg
Ich bin männlich, 47 Jahre alt und achte auf einen gesunden Lebensstil. Ich rauche nicht, trinke keinen Alkohol, keinen Kaffee und ernähre mich ausgewogen, lebe in einer stabilen Beziehung und habe null Stress. Ich mache 4 Mal/Woche Ausdauertraining.
Seit ein paar Wochen (von einem auf den anderen Tag) leide ich immer wieder unter Übelkeit, meistens morgens nach dem Aufwachen. Es fängt dann im Magen an zu grummeln und knurren, so als ob man großen Hunger hätte (bin dann aber gar nicht hungrig). Dabei ist mir flau im Magen, also richtig übel aber ohne Erbrechen. Wenn ich dann etwas esse, ist es manchmal besser, aber Magengeräusche und ein gewisses Unwohlsein bleiben oft bis zum Mittag bestehen. An anderen Tagen, wenn ich morgens nichts esse, geht die Übelkeit nach 1 bis 2 Stunden von alleine weg und ich fühle mich die nächsten Stunden richtig gut (ich habe versuchsweise einen ganzen Tag lang gefastet und die Magenprobleme waren vollständig verschwunden). Wenn ich dann wieder eine kleine Mahlzeit zu mir nehme, bemerke ich ca. 15 Min. nach dem Essen ein inneres Kribbeln in der Magengegend und mir wird etwas schwindlig. Einen Zusammenhang mit einem bestimmten Nahrungsmittel kann ich nicht erkennen: Was am Vortag noch Probleme bereitete, kann ich am nächsten Tag beschwerdefrei essen. Die letzte Mahlzeit nehme ich gegen 18:00 Uhr zu mir, wenn diese etwas üppiger und fetthaltiger ausfällt, sind die Beschwerden für den Rest des Abends ganz verschwunden. Zur Symptomatik gehört auch noch folgende Beobachtung: Wache ich nachts ca. zwischen 4:00 und 5:00 Uhr kurz auf und drehe mich auf die andere Seite, fängt es danach augenblicklich im Magen an zu brodeln, Übelkeit setzt ein und ich habe das Gefühl als ob starke Bewegungen im Magen stattfinden. Nach ein paar Minuten ist es dann wieder vorbei.
Diagnostisch wurde eine Magenspiegelung, eine Sonographie aller Bauchorgane und ein Blutbild gemacht, sowie ein Lactoseintoleranztest, alles ohne Auffälligkeiten. Eine Stuhluntersuchung ergab eine Dysbiose der Darmflora, Stuhlgang und Häufigkeit sind aber normal und Darmbeschwerden sind nicht vorhanden.
Meine Ärztin weiß leider nicht mehr weiter und stellte die Diagnose: funktionelle Beschwerden, Reizmagen. Damit möchte ich mich aber nicht abfinden. Mir ist klar, dass eine Ferndiagnose schwierig ist, aber meine Fragen lauten: Welche Ursachen könnten noch in Betracht gezogen werden und welche Untersuchungen sind dementsprechend sinnvoll? Könnten Stoffwechsel- oder hormonelle Störungen vorliegen? Trotz der sportlichen Aktivität sitze ich tagsüber sehr viel vor dem Computer, so dass ich manchmal Nackenschmerzen habe. Könnte es da einen Zusammenhang geben?
Sehr geehrter Fragender,
sie möchten sich mit der Diagnose Reizmagen/funktionelle Darmbeschwerden nicht abfinden, und suchen daher Rat oder Informationen ob andere Ursachen noch in Frage kommen oder es einen Zusammenhang mit den Nackenschmerzen geben könnte.
Zum letzten Punkt: Dass die Nackenschmerzen für ihre anfallartigen Beschwerden ursächlich sein könnten ist sehr unwahrscheinlich. Zwar gibt es durchaus ausstrahlende Schmerzen und Projektionen von Nackenschmerzen in andere Körperteile, diese sind dann aber konstant, und nicht so wie sie ihre Magenbeschwerden beschreiben.
Auch wenn Sie vielleicht enttäuscht sind: Mir fallen eigentlich keine SINNVOLLEN Untersuchungen ein, die noch durchgeführt werden könnten. Natürlich könnnen Sie noch Stoffwechselchecks sofern nicht geschehen (1. Schilddrüse, TSH wert ft3, Blutzuckerbelastungstest, Fruktoseintoleranz etc.) machen lassen, aber sinnvoll ist dies alles nicht da Ihr Beschwerden geradezu klassisch auf ein Reizdarmsyndrom zutreffen.
Vielleicht hilft es Ihnen die Diagnose funktionelle Beschwerden zu akzepieren wenn ich Ihnen reflektiere welche Fakten nach Ihrer eigenen Schilderung vorliegen und was für SChlüsse man daraus ziehen kann.
Eine organische Ursache im Magen/Darm liegt nicht vor weil:
- bei der Spiegelung nichts gefunden wurde
- Bei üppigen Mahlzeiten auch alles ohne Beschwerden abgeht
- Stuhlfrequenz und Konstistenz normal sind
für eine funktionelle Störung sprechen:
- die Beschwerden setzen schlagartig ein und wieder aus
- es besteht keine Zusammenhang zu Mahlzeiten oder Nahrungsmitteln
- Stellen sie die Funktion "Magen" durch fasten vollständig ein, gibt es keine Beschwerden
Auf funktionelle Beschwerden sind Krankheitsbilder. Während die Schulmedizin vor allem Veränderungen von Organen oder Strukturen in Zusammenhang mit Beschweren bringen und behandlen kann, ist dies für funktionelle Beschwerden nicht so. Hier stehen zur Therapie mehr naturheilkundliche oder verhaltensorientierte Vorgehensweisesn an.
Wenn dem so ist und es sind funktionelle Beschwerde, bleibt Ihnen nichts anderes überig als dies zu akzeptieren, und ihre Behandlung daruf abzustellen. (möglich Hilfen sind: Trinken von warmen Wasser beim Anfall, regelm. Mahlzeiten etc.)
Eine möglich wenn auch unwahrscheinliche andere Ursache, die ich Ihnen nicht wünsche, aber gemäß ihrer Frage (andere Ursachen) doch ansprechen muss, wäre eine Störung im Gehirn. Übelkeit, Schwindel und morgendliche Magenbeschwerden können auch Zeichen eines Hirntumors sein. Diesbezüglich könnten Sie noch eine neurologische Untersuchung durchführen lassen.
Meine Einschätzung ist jedoch, dass es sich wie von Ihrer Ärztin diagnostizert um funktionelle Störungen handelt.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen und wünche Ihnen gute Besserung. Dr. R. Berg
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