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Frag einen Arzt zum Thema Gynäkologie

Offene Gewebeentnahme bei Milchausfluss sinnvoll?

Guten Tag,

ich stehe kurz vor einer OP, bin mir aber nicht sicher, ob ich sie wirklich machen lassen sollte.
Seit Monaten habe ich immer wieder mal Milchausfluss aus der rechten Brust. Mein Frauenarzt hat mich damit ins Krankenhaus geschickt - wohl auch, weil viele meiner Verwandten an Brustkrebs gestorben sind.
Dort ist durch Abtasten, Ultraschall und Mammographie nichts festgestellt worden. Nun soll durch eine \"Offene Gewebeentnahme\" (Probeentnahme nach Urban) Gewebe aus den Milchdrüsen entnommen werden, um zu untersuchen, ob dort Krebs sitzt, der ansonsten nicht erkannt werden kann.
Ich habe nun aber Angst vor Komplikationen. Vor allem habe ich gehört, dass dadurch Vernarbungen entstehen können, die spätere Mammographien erschweren. Das wäre bei meinem familiären Hintergrund besonders problematisch.
Deshalb würde ich gerne wissen, ob es nicht andere Methoden geben könnte, entsprechendes Gewebe zu entnehmen.
Wenn das nicht möglich ist, stellt sich noch die Frage, wie wichtig die OP ist. Zwei Ärzte haben nun schon gesagt, dass Veränderungen in der Milchdrüse meistens gutartig sind. Muss man es deshalb vielleicht gar nicht so dringend untersuchen? Oder können die dann später auch bösartig werden, sodass man regelmäßig kontrollieren muss, wenn man etwas findet (wie bei anderen Knoten)?

Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

Dr. med. Ralf Berg

Guten Abend ,
gerne beantworte ich Iihre Fragen.
ad 1. Bei einer offenen Biopsie entstehen zwangsläufig immer Narben. Diese sind jedoch nicht so groß, dass Sie die Beurteilung der Mammografie so erschweren, dass diese nicht mehr durchgeführt werden kann.
ad 2. Natürlich gibt es auch nicht invasive Verfahren zur Gewebeentnahme (Stanzbiopsie, Feinnadelpunktion uä. ) Ich denke, der Grund dass diese Verfahren bei Ihnen nicht zum Einsatz kommen liegt einfach daran, dass man nicht weiß wohin man diese Probebiopsien legen sollte, da ja alle Voruntersuchungen keinen verdächtigen Bezirk aufdecken konnten.

Hatten Sie schon das Vorgespräch, bzw die OP Einwilligung mit dem Chirurgen/Gynäkologen?
Fragen Sie dort bitte folgendes nach.: In einem Fall wie ihrem in dem man zwar weiss, dass eine Milchdrüse aktiv ist, aber man leider gar keine Ahnung hat welche Milchdrüse es sein könnte, wird oft eine farbige Flüssigkeit in die Brustdrüsengänge inziziert und durch die Eröffnung der Haut kann man in Narkose intraoperativ beobachten, wohin die Flüssigkeit nicht frei fließen kann. So kommt man der Drüse, die Milch absondert auf die Spur. Falls dieses so beabsichtigt ist, gibt es dazu natürlich keine Alternativverfahren. (Durch die Haut ist der Farbstoff nicht zu sehen)

ad 3 Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt ist schwer zu beantworten. Auf der einenen Seite spricht das doch sehr hohe familiäre Risiko dafür den Befund möglichst zeitnah abzuklären.
Auf der anderen Seite spricht die hohe Prävalenz (Erwartungswahrscheinlichkeit), dass eine laktierende Brust meist nur eine gutartige Fehlfunktion einer Drüse darstellt, gegen ein solches Vorgehen.
Und regelmäßig kontrollieren müssen Sie wenn Sie so viele Brustkrebsfälle in der Verwandschaft haben sowie so immer.
Auch ist leider wahr: jede Zelle einer Brustdrüse kann entarten. Auch im höheren Alter.
Und : je früher man einen Krebs entfernt, desto besser sind die Überlebenschancen.

Mein Rat: Wägen Sie für sich die oben genannten Argumente ab und sprechen Sie dies nochmals mit ihrem Gynäkologen, aber auch mit dem Operateur ab.
Wägen Sie ab ob Sie mit der Ungewissheit leben können, oder ob Sie sich nach der OP mit dem Ergebnis, keine pathologischen Befunde gefunden besser fühlen.

Mit vielen Grüßen Dr. R. C. Berg

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Experte für Gynäkologie

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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