Hormonstatus – Zyklusstörungen - Präklimakterium
April 16, 2010 | 50,00 EUR | beantwortet von Dr. med. Susanne Plotz
Hallo,
ich bin gerade 45 Jahre alt geworden. Erste Menstruation mit 10,5 Jahren.
Meine Mutter hatte ihre letzte Menstruation mit 48,5 Jahren.
Seit meinem 33. Lebensjahr (seit meiner ersten Thrombose - angeborene Blutgerinnungsstörung) Empfängnisverhütung nach der symptothermalen Methode in Kombination mit Persona (vorher Verhütung mit der Pille). Zyklus war stets wie ein Uhrwerk, immer 27 Tage, immer mit Temperaturerhöhung usw.
Seit dem 35. Lj. bereits tagsüber leichte Hitzewallungen.
Seit dem 38. Lj Uterus myomatosus, mit zum Teil sehr schmerzhaften und verstärkten Regelblutungen. Oft einige Tage arbeitsunfähig. Eine Hysterektomie wurde mehrfach überlegt, habe sie aber immer wieder gescheut.
Im 40 Lj. massive Schildrüsenüberfunktion (Morbus Basedow) über 1,5 Jahre thyreostatische Therapie - seitdem kein Rückfall.
Seit dem 40 Lj. zusätzlich nachts sehr starke Hitzewallungen mit aufwachen (komplett nass) und tagsüber langanhaltende Hitzewallungen.
Ebenfalls seit dem 40 Lj. Mittelblutung und Mittelschmerz um den Eisprung, (kein spinnbarer Schleim mehr), Schmierblutungen und leichte Inkontinenz einige Tage vor der Menstruation, Wassereinlagerungen, Brustschmerzen in der 2. Zyklushälfte und meist immer einen Migräneanfall 1-3 Tage vor der Menstrutationsblutung.
Laborwerte vom August 2006:
Follitropin = 7,1 mlU/ml
Luteotropin = 2,7 mlU/ml
Prolaktin = 9,9 ng/ml
Estradiol = 113 pg/ml
Thyreotropin = 1,6 uE/ml
Beurteilung: Normale Hormonwerte entsprechend der 1. Zyklushälfte.
Kein Anhalt für vorzeitige Menopause.
Seit 1,5 Jahren schwankt die Zykluslänge zwischen 21 und 35 Tagen, die kurzen Zyklen immer ohne Temperaturerhöhung die verlängerten Zyklen mit Temperaturanstieg ab dem 18. Tag.
Die letzten 7 Zyklen waren ohne jede Temperaturerhöhung. Die letzten 4 Zyklen mit einer Länge von 21-23 Tagen und mit täglichen mal leichteren, mal stärkeren Zwischenblutungen. Die eigentliche Menstruation länger und stärker (bis zu 7 Tagen), keine PMS-Symptome mehr. Der Hb ist wieder und noch in Ordnung, nehme nach einer massiven Eigenmangelanämie regelmäßig ferrosanol duodenal.
Letzte Untersuchung bei meiner Frauenärztin am 17. Zyklustag: keine Ovarialzysten, kein übermäßiger Aufbau der Schleimhaut, Myome nicht gewachsen (beide ca. 5 cm). Synthetische Gestagene dürfe ich nicht, Mönchspfeffer ab sofort durchgehend und hoffen, Ausschabung eher nicht sinnvoll (Thrombosegefahr und ob es längerfristig was bringen würde, da ich anschließend ja auch keine Hormone einnehmen dürfte). Vielleicht sei es bald vorbei, ich solle aber trotzdem unbedingt sofort zu meinem Endokrinologen zur Schilddrüsenkontrolle gehen.
Laborwerte - Abnahme am 18. Zyklustag (Beginn der Menstruation wieder am 23. Tag wieder ohne Temperaturanstieg):
Folliotropin = 27 mlU/ml
Luteotropin = 36 mlU/ml
Estradiol = 559 pg/ml
Thyreotropin = 1,7 µlU/ml
Beurteilung: Euthyreote Stoffwechsellage, typisch für die Prä-Menopause sind die Gonadotropine erhöht, gleichzeitig ist Östradiol sehr hoch.
Meine Fragen wären, wieso ist mein Östradiol so hoch?
Kann es dann wirklich sein, dass es evtl. bald vorbei ist mit den Blutungen?
Wie ist es mit einer Ausschabung oder was könnte ich noch versuchen?
Danke
Liebe Fragende,
ich kann Ihre Sorge gut verstehen.
Beginnen wir zunächst mit dem erhöhten Östradiol Wert: dies ist gar nicht so ungewöhnlich. Mit Beginn des Klimakteriums schwanken die Hormonwerte oft und die Zyklen sind nicht mehr so regelmäßig. Oft kommt es auch vor, dass gar kein Eisprung mehr stattfindet, aber dennoch werden weiterhin Hormone produziert.
In diesem Übergangsstadium kann es vorkommen, dass die Hormonwerte stark schwanken und das Östradiol kann im Rahmen dieser Umstellung durchaus erhöht sein.
Im weiteren Verlauf wird die Hormonproduktion dann allmählich eingestellt und die Blutungen lassen nach.
Wie lange dies bei Ihnen dauert, ist allerdings kaum vorher zu sagen. Es besteht eine große Bandbreite und da jeder Mensch individuell ist, kann man dies leider nicht im Voraus bestimmen.
In Ihrem Falle sieht es aber tatsächlich so aus, als würden Sie bereits in Präklimakterium eingetreten sein.
Die andere Frage bezieht sich auf die Myome, bzw. die Ausschabung. Wegen Ihrer Vorgeschichte der Gerinnungsstörung wäre ich ebenfalls vorsichtig und würde eher abraten.
In einigen Fällen verändern sich die Myome durch den Eintritt der Menopause. Da keine Hormone (in diesem Falle: kein Östrogen) mehr produziert wird, werden die Myome kleiner oder verschwinden sogar (da sie ausschließlich hormonabhängig auftreten- Kinder und Frauen jenseits der Menopause bekommen keine Myome ).
Wenn Sie nicht darauf warten wollen, dass die Menopause einsetzt und die Myome hoffentlich kleiner werden (oder verschwinden), dann könnte die separate Entfernung der Myome (ohne Entfernung der Gebärmutter)- die so genannte Myomenukleation vielleicht eine Alternative sein.
Es kommt jedoch bei dieser Technik auch darauf an, wo die Myome sitzen (diese Technik eignet sich bei Myomen, die an der Oberfläche, also direkt unter der Schleimhaut sitzen).
Dabei werden die einzelnen Myome sozusagen aus der Gebärmutter herausgeschält.
Eine weitere Möglichkeit wäre, die Blutgefäße, die die Myome mit Blut versorgen, zu koagulieren. Aber wiederum vor dem Hintergrund Ihrer Gerinnungsstörung ein eher riskantes Unterfangen.
Wenn Sie nicht zu sehr unter den Symptomen der Myome leiden, dann wäre ein abwartendes Verhalten sinnvoll (sozusagen das Warten auf die Menopause und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Myome kleiner werden).
Ein Besuch beim Endokrinologen wegen der Schilddrüsenwerte ist auf jeden Fall sinnvoll.
Bezüglich der Beschwerden der beginnenden Wechseljahre: da Sie keine Hormone nehmen dürfen, können Sie es mit pflanzlichen Mitteln versuchen.
Dazu muss gesagt werden, dass es diesbezüglich keine großen, randomisierten Studien gibt, die die Wirksamkeit dieser pflanzlichen Mittel bestätigt hätten, aber wenn Sie sie gut vertragen, wäre es auf jeden Fall einen Versuch wert.
Bekannte pflanzliche Mittel in diesem Bereich sind z.B.:Traubensilberkerze, Johanniskraut, Dong Quai, Yamswurzel, Nachtkerzenöl, Ginseng, Kava, Ginkgo, Lakritze, Baldrian, Hopfen und Vitamin E. Ich bin allerdings im Einzelnen nicht darüber informiert, inwiefern diese Pflanzen Wechselwirkungen mit dem Gerinnungssystem haben. Dies müssten Sie dann mit Ihrer behandelnden Ärztin besprechen.
Sollten Sie unter sehr starken Stimmungsschwankungen oder depressiven Verstimmungen leiden, dann kann in diesem Fall ein mildes Antidepressivum ebenfalls Linderung bringen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen von Herzen Alles Gute,
herzliche Grüße,
Ihre Susanne Plotz
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