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Probleme nach Nabelhernien-OP

Hallo liebes Ärzte-Team,

bei mir wurde am 23.5. eine OP durchgeführt. Sie war nicht unbedingt notwendig, da keine Beschwerden vorhanden, keine Einklemmungen etc. Es handelte sich um milimetergroße 'Löchlein'. Eine Bauchwandhernie und eine Nabelhernie. Zur Nabelhernien-Entfernung habe ich sogar selbst angeregt weil ich dachte, danach einen schöneren Bauch zu haben. Der Chirurg hat zugestimmt und meinte, es gäbe dann aber eine Narbe vom Bauchnabel an 5cm senkrecht aufwärts.
Die Optik der Narbe stört mich weniger. Aber ich habe seit der OP folgende Probleme:
ich habe abgenommen, so dass sich die Haut um die Narbe sehr zusammenzieht und die ganze Bauchdecke nach unten zieht. Dies äußert sich in sehr starkem Druck und Spannungsschmerzen vor allem beim Liegen auf dem Bauch. Auch die Bauchspannung ist dadurch nicht vorhanden und ich habe teilweise eine 'Zitter-Atmung'. Es ist so, als wäre am Oberbauch, wo sich die Narbe befindet nun zu wenig Haut, am Unterbauch jedoch ist plötzlich viel mehr Haut und Faltengewebe als jemals zuvor. Ich habe in der vergangenheit schon öfter zu- und dann wieder abgenommen, aber hatte nie Beschwerden dabei oder dadurch. Mein Bauch stand immer relativ weit oben.
Dort wo die Nabelhernie genäht wurde (einfache Nahttechnik) ist laut Aussage eines Chirurgen-Kollegens, wo ich mir eine zweite Meinung eingeholt habe, sehr fest genäht worden (es fühlt sich auch an, als säße dort ein dicker Knopf im Bauch) und die innere Narbe ist zudem an der Muskel-Faszie verklebt. Er sah dies auf Ultraschall. Ich vergaß in der Aufregung ihn zu fragen: Können meine Probleme von daher kommen?
Ich habe Probleme beim Laufen und Treppen-Steigen: es tut knapp unterhalb des Bauches, wo das Gesäß anfängt weh, die Beine sind dadurch schwerfälliger zu bewegen. Es scheint insgesamt so, als hätte sich der Bauch/Schwerpunkt nach unten abgesenkt: vorher hatte ich einen kleinen hoch stehenden Kugelbauch, nun habe ich plötzlich einen 2 geteilten Bauch, bzw. Hängebauch wobei sich direkt unter dem Nabel eine dicke Bauchfalte gebildet hat, darunter weitere Falten, die auch gerötet sind, weil sie drücken. Die Haut am Oberbauch wird von der Narbe nach unten gezogen. Insgesamt stört diese Faltenbildung auch beim Sitzen.
Am oberen Ende der Narbe wurde zudem ein Fadengranulom festgestellt, was auch deutlich als harter Knoten, tastbar ist und auch bereits weh getan hat. Laut Aussage des Chirurgen müsste man dies entfernen wenn es weitere Probleme bereitet.
Am schlimmsten ist für mich die Einbuße meiner allgemeinen Gesundheit und meines Wohlbefindens. Ich hatte vorher keinerlei Probleme, wie gesagt es handelte sich um milimetergroße Löchlein. Jetzt kann ich schwerer Laufen, Treppensteigen, Wandern, sitzen und liegen.
Kann dies von der zu fest genähten Nabelhernie herrühren? Und auch dass sich dadurch die gesamte Bauchform ändert?
Wenn ich die Bauch-Haut am Oberbauch nur einen halben Zentimeter nach oben ziehe fühlt sich alles besser an: Atmung, Bauchspannung. Aber eine Straffung des Bauches nach oben, so wie er vorher war, wird ja nun nicht mehr möglich sein, oder?
Ich hätte lieber einen hochstehenden Kugelbauch wie vorher ohne jegliche gesundheitliche Beeinträchtigung als das!
Am meisten beunruhigt mich dabei dass ich wirklich sehr schwerfällig laufen kann, das Schlafen anstrengend geworden ist: im Liegen drückt und zieht es am Oberbauch und an den Flanken, wo sich ebenfalls eine neue Hautfalte gebildet hat, und die Beinmuskulatur spannt sich an. Ich bin in letzter zeit bereits morgens mit Muskelkatern im Po/Oberschenkel aufgestanden, ohne Sport gemacht zu haben, was vom angespannten Liegen kommen muss. Wobei ich oft überhaupt nicht mehr schlafen kann wegen Druckschmerzen. Das kam vor der OP noch nie vor.
Mir war vorher nicht bewußt, dass eine solche Hernien-OP den gesamten Körperschwerpunkt verändern kann, nach sich zieht, dass die Bauchdecke nicht mehr gespannt ist und somit einige Funktionen beeinträchtigt. Dass ein Bauch in seiner Haut-Fettveteilung dadurch komplett 'geteilt' und zum Nachteil verzogen werden kann, so dass er Probleme bereitet. Sogar im Rücken habe ich nun ein Ziehen, was vorher nicht da war. Ich war immer gut durchtrainiert und hatte das Gefühl von Stabilität in der Körpermitte. Diese fehlt nun gänzlich. Und auch mit Training: ich laufe-trotz schwerem Gesäß/Beine und mache Übungen, habe auch wieder etwas zugenommen. Es nutzt nichts.
Kann dies alles mit dem Verwachsen der inneren Narbe mit den Bauchmuskeln zusammenhängen? Oder bringt das so ein Verschluss eines Löchleins im Inneren mit sich?
Kann man dies lösen? Oder die Nähte im inneren wieder auftrennen, so dass die Faltenbildung über und unter dem Bauchnabel so ist wie sie vorher war?
Ich war auch schon bei einem plastischen Chirurgen (demnächst suche ich noch einen zweiten auf für eine Zweitmeinung), der meinte die Narbe wäre teilweise am Muskel festgewachsen, die Haut sei nicht mehr richtig beweglich und die Haut um die Narbe ist überschüssig und zieht daher an der Narbe. Er schlug eine Narbenkorrektur vor. Ändert eine solche Korrektur an der Narbe an sich aber etwas an der Hautverteilung am Unter- und Oberbauch?
Die Narbe hat mich nach der OP zunächst gar nicht gestört, sondern ich habe mich erst überhaupt damit beschäftigt als die Probleme, wie Druck, Spannung, Faltenbildung, Zug des Bauches nach unten, schlechter Laufen können usw. anfingen..

Was kann ich tun? Und muss ich jetzt dauerhaft mit diesen Problemen und einem veränderten Körperschwerpunkt wegen milimetergroßer Hernien, die ich hatte (Bauch steht um einiges weiter unten, zieht nach unten) leben?
Ich würde so gerne wieder ohne Schwerfälligkeit laufen können, die Haut/Bauch oder abgesenktes Gesäß scheinen im Weg zu sein! Nur wegen einer Nabel-Bruch-OP.

Dr. med. Ralf Berg

Liebe Patientin,

das ist alles gar nicht schön für Sie, und die Veränderungen der Hautfalten und der Bauchwandspannung sind ja offensichtlich.
Allerdings möchte ich Sie korrigieren, was ihre Vorstellung von der Verschiebung des Körperschwerpunktes angeht. Dieser kann nicht durch den Verschluß zweier kleiner Bauchwand-hernien verändert werden. Was bei Ihnen vorliegt ist eine Störung der Bauchdecken und Körperspannung.
Was ist also zu tun: Sie haben ja das meiste mit den Chirurgen schon abgeklärt. Zum einen kann ein Zeiteingriff zur Narbenkorrektur gemacht werden. Dabei werden Granulome entfernt und die Verwachsungen mit den Muskeln gelöst. Das sollte was die Beschwerden angeht schon etwas bringen.
Das zweite wäre ein kosmetischer Eingriff zur Straffung der Bauchhaut, weil das Faltenrelief auch bei reizloser (wieder gedehnter) Narbe sich voraussichtlich nicht von alleine wieder verändern wird.
Bevor Sie das aber das eine oder das andere machen, sollten Sie unbedingt ALLE Möglichkeiten der konservativen Therapie ausreizen.
Was heißt das: Jede Narbe zieht sich zunächst zusammen und gibt nach längerer Zeit auch wieder etwas nach (kann bis zu einem 3/4-1 Jahr dauern, bei Ihnen also bis Dez2011/März 2012) Dieses Dehnen kann man natürlich mit Kranken- gymnastik unterstützen. Begleitend soll ein Muskelaufbautraining stattfinden, und zwar nicht nur die Bauchmuskeln sondern auch die Rückenmuskulatur. (Auch dieses braucht bis zum Erfolg 6 - 8 Monate) Dieses alles sollte, da OP-Folge auch über ihre Krankenkasse auf Antrag genehmigt werden. Dies ist zwar alles lästig, aber vielleicht führt es dazu, dass Sie am Rumpf wieder richtig fit werden und Ihnen später auch Rückenbeschwerden erspart bleiben.
Die plastischen Eingriffe, die Sie ja in jedem Falle privat bezahlen müssen, sollten Sie m. E. erst nach diesem Training durchführen. Ob man die Narbenkorrektur auch erst später machen sollte, oder ob dies früher angegangen werden muss, würde ich davon abhänig machen, wie stark diese Beschwerden die o.g. Mobilisation beeinträchtigen.
PS.: Bezüglich ihrer ausstrahlenden Beschwerden in die Beine sollten Sie zumindest noch eine klinische Untersuchung der LWS vornehmen lassen, damit ein Problem der Bandscheiben ausgeschlossen ist!

Aber insgesamt glaube ich (natürlich mit der Einschränkung, dass ich Sie über das Internet nicht untersuchen kann), dass Sie nicht auf Dauer mit diesen Beschwerden werden leben müssen. Mit etwas Geduld, etwas Schweiß und ggf. mit einer Narbenkorrektur, werden sich Ihre Beschwerden wieder bessern. In meinen fast 20 Jahren Praxis gab es bei ca. 10 Patienten mit Nabel- oder Leistenhernien ähnliche Probleme. 1/3 verschwand mit der Zeit mit wenig KG, eine weitere 1/3 nach längerer Zeit und intensiver KG und 3-4 Patienten mußten am Ende dann doch noch einmal unters Messer, aber keiner hat heute noch diesbezüglich Beschwerden zurückbehalten.
Hinterher ist man natürlich immer schlauer, aber gehen Sie die Probleme an, Sie sind ja schon auf dem besten Wege. Was ich Ihnen ans Herz legen möchte ist auf jeden Fall sich einen guten Krankengymnasten und Fitnesstrainer zu suchen und die o.g. Maßnahmen zu beginnen.

Alles Gute wünscht Ihnen Dr. R. C. Berg

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Experte für Chirurgie

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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