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Frag einen Arzt zum Thema Chirurgie

Große Beschwerden nach Nabelbruch- und Hernien-OP. OP rückgängig machbar?

Hallo liebes Ärzte-Team,


bei mir wurde vor 7 Wochen eine OP durchgeführt, wobei ein Schnitt über dem Bauchnabel gemacht wurde, ca. 5cm lang.
Dabei wurde direkt über dem Bauchnabel ein wirklich sehr minimaler Nabelbruch vernäht und einige Zentimeter darüber eine Hernie.
Die Hernie wurde als einziges Kritisches diagnostiziert und hätte als OP-Gegenstand völlig ausgereicht! Ich persönlich dachte nur es wäre sinnvoller, beides in einem Aufwasch sozusagen zu beheben, weil ich dachte, die Optik meines Bauches würde sich dann zum Positiven verändern. Was ein großer Fehler war!
Direkt nach der OP hatte ich noch keine merkbaren Beschwerden. Aber nach einigen Wochen, seitdem wohl im Inneren die Nähte etwas zusammengewachsen sind. Plötzlich fühle ich mich, als hätte ich einen Knopf am Bauchnabel,der sich nicht öffnen lässt dort wo der Nabelbruch genäht wurde- dort befindet sich nun auch ein relativ harter Knubbel, habe ein ständiges Druckgefühl zum Oberbauch hin, die Haut spannt, meine Atmung ist flacher geworden (ich kann nun nicht mehr richtig in den Bauch hineinatmen, so als drückt etwas ab dem Bauchnabel die Luft ab), die Faltenbildung (ich habe 2 Schwangerschaften hinter mir und einiges überschüssige Hautgewebe) ist anders und ungünstiger als zuvor, da sich die Falten wohl nicht mehr über den ganzen Bauch verteilen können. Der Bauch scheint jetzt 4 geteilt, mit 4 Hauttaschen, vorher war es nur eine.
Am meisten stört, dass ich nicht mehr richtig atmen und den Bauch entspannen kann. Er steht ständig unter Druck und Spannung. Sogar teilweise im Liegen, so dass ich schlechter schlafen kann. Auch das Wasserlassen ist erschwert.
Alles in allem: Ich fühle mich eingezwängt wie in einem Korsett. Auch das Sitzen ist plötzlich anstrengender.
Ganz zu schweigen von der deutlich sichtbaren Narbe, worüber sich die Haut zusammenzieht.

Was noch dazu kommt: dort wo die Hernie operiert wurde befand sich vor der OP eine kleine Verhärtung. Diese hat nie weiter gestört. Man konnte sie nur tasten. Die Verhärtung ist jetzt immer noch da, nur jetzt nicht mehr an der selben Stelle, sondern neben der Narbe! Und an dieser Stelle schmerzt sie und hat sich sogar schon entzündet.
Zudem habe ich inzwischen nach Erkundigungen herausgefunden, dass der behandelnde Chirurg unter schlechter Kritik steht, da er bei anderen Patienten OP's vorgeschlagen hat, die unnötig waren und auch schon etwas schief gegangen ist.

Ich bereue sehr, dass ich dieser OP überhaupt zugestimmt habe! Und würde am liebsten alles rückgängig machen.
Nun meine Fragen:

a) was kann das für eine Verhärtung sein und was kann man dagegen tun?
b) kann man dort, wo er den minimalen Nabelbruch vernäht hat wieder auftrennen, so dass sich der Bauch endlich wieder so anfühlt wie vor der OP und die Spannungen verschwinden? Oder muss ich nun für immer damit leben?
c) was könnte man sonst in dem Fall tun, um wieder Wohlgefühl zu erreichen?

Vielen Dank für eine Antwort. Mich belastet das Ganze auch psychisch sehr.

Dr. med. Ralf Berg

Liebe Patientin,

ihren Schilderungen ist anzumerken, dass Ihnen das ganze nicht nur körperlich sondern auch pyschisch sehr zu schaffen macht.

Mit der Notwendigkeit zur Korrektur von Bauchwandbrüchen (Hernien) ist es so eine Sache. (Die Bezeichnungen Hernie = lateinisch und Bruch= deutsch bezeichnen und meinen dasselbe = eine mehr oder minder große Lücke in den Bauchdecken, in die sich, je nach Größe der Lücke auch einmal Eingeweide (Dünndarm, Bauchnetz) hineinverirren können). Machen Sie keinerlei Bewerden, so bleibt nur das Risiko einer Einklemmung von Eingeweiden, die zu einem Darmverschluss führen kann. Diese muss man grundsätzlich nicht operieren.
Wenn natürlich Beschwerden schon vorhanden sind, oder ein hohes Risiko für eine Komplikation besteht, ist eine Operation natürlich ratsam.

Beschwerden scheinen bei Ihnen ja nicht nenneswert bestanden zu haben, eher kommt doch heraus, dass Sie sich auch unter der Vorstellung einer kosmetischen Verbesserung ihrer Bauchwand zur Op entschlossen haben. Dies hat sich nicht nur nicht bewahrheitet, sondern ist jetzt noch schlimmer geworden. Es ist klar, dass dies sehr belastend ist. Aber für die Verbesserung und Straffung der Bauchdecken, wäre nicht eine Hernienop sondern eine Schönheitsoperationen (Bauchwandstraffung) notwendig gewesen, die ja zudem bekanntermaßen keine Kassenleistungen sind.
Ob alleine die Hernie oberhalb des Nabels eine OP gerechtfertigt hat, kann ich weder hier im Internet noch kann man das im Nachhinein feststellen. Nun ist in der Tat guter Rat teuer.

1. Zunächst möchte ich Ihnen auch wenn es unbequem ist einen grundsätzlichen Rat geben: Versteifen Sie sich keinesfalls auf eine schnelle Re-OP! Jede Operation bedingt neue Narben und wie sich diese nach einigen Monaten zusammenziehen ist nicht vorhersagbar, wie sie ja nun erfahren mußten.
2. Viel wichtiger als eine OP (die man ja später immer noch machen kann) ist eine Beschwerdefreiheit zu erreichen. Dazu sind Dehnungen und konservative Maßnahmen (z.b. Krankengymnastik, Unterspritzungen der schmerzenden Narbenbestandteile) unbedingt und ausreichend was auch heißt ausreichend lange, einzusetzen.
3. Möchte ich Ihnen raten, da Sie ja über Beschwerden vom Wasserlassen bis zum Atmen berichten, sich in einem chirurgischem Zentrum, das mit der bisherigen Behandlung nicht befaßt war unabhänige beraten zu lassen. Auch die von Ihnen beschriebene Entzündung im Bereich der nach wie vor bestehenden Verhärtung muß kontrolliert werden. Nach diesen grunsätzlichen Erörterungen komme ich nun konkret auf Ihre
4. erste Frage nach der bestehenden Verhärtung zurück. Alleine schon wegen der Entzündung sollte sich durch eine Untersuchung (neben dem Tastbefund auch mit Ultraschall) klären lassen, ob hier eine Reop notwendig ist oder ob man zunächst abwarten sollte.
5. Schwieriger wird das mit dem Nabelbruch. Ein bloses auftrennen, wird aller Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass sich dann ein großer Nabelbruch bildet, der Ihnen womöglich noch größere Probleme macht. Auch hier sollten Sie sich von einem erfahrenen Chirurgen nochmals untersuchen und beraten lassen.
6. Die Anwort auf Frage c habe ich ja schon gegeben: Behandlung des Bindegewebes, der Sehenplatten und Bauchdecken mit KG und pysikalischen Methoden. Wenn möglich vor evt. erneuten Eingriff dem Gewebe unter Therapie zeit geben wieder auszuheilen. (3-6 Monate) Mögliche operative Nachbesserungen erst vornehmen, wenn das Gewebstrauma und die gerafften Bauchdecken sich wieder beruhigt haben, gedehnt worden sind.

Bitte bedenken Sie: bei einer Operation kann man nicht alles wie es ihnen am liebsten wäre "einfach Rückgängig" machen. Daher nochmals der dringliche Rat vor einer erneuten OP sich gut beraten lassen und sich über die Folgen klar werden. (Dass nach der OP eine neue Narbe in der mitte ihres Bauches sein wird, war doch eigentlich klar. Daß Sie diese jetzt stört, spricht schon dafür, dass Sie sich von der Hernien OP eine wesentliche Verbesserung Ihrer Bauchwand versprochen haben, und vielleicht zu schnell der OP zugestimmt haben.
Wenn sie nun mit den veränderten Hauttaschen nicht auskommen, sollten Sie als letzte Möglichkeit tatsächlich an eine kosmetische Operation denken, diese aber unbedingt nur von einem darauf spezialisierten Arzt vornehmen lassen.
Auf keinen Fall wieder etwas überstürzen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen damit einen Weg, aufzeigen, und wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung.
Vereinbaren Sie bei Ihrem Hausarzt einen Termin und sprechen Sie Ihn auf die vorgeschlagenen Nachbehandlungen an. Fragen Sie Ihn auch an welchen chirurgisch tätigen Kollegen, er Sie mit Ihrem Verhärtungsproblem nun am ehesten überweisen würde. Mit vielen Grüßen Dr. R. Berg

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Experte für Chirurgie

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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