einblutungen retinopathie
März 27, 2017 | 20,00 EUR | beantwortet von Nadja Struß
hallo
ich leide seit 38 jahren an typ 1 Diabetes. ich habe nun zum wiederholten male einbkutungen aber immer wieder aus den alten gefsässen die dann in den Glaskörper gehen und meinen visus mindern bist im schlimsmten fall auf 0.2%.
ich bin 40 und möchte die op herauszögern so lange es geht. mein Arzt ist auch dieser Meinung. er kontrolliert alle 4-6 Wochen aber es passiert eben doch- letzte blutung vor 3 jahren. Resorption und wieder 100% nach 6 Monaten. jetzt 3,5 jahre später wieder 2 mal eingeeblutet innerhalb 4 Wochen .erst wenig dann auf 60% und dann nach arztbesuch keine neue blutung aber visusminderung die im tagesverlauf von morgens 60% auf abends 20-30 % sinkt. Arzt meint abewarten auf resoption. sei eine lockere blutung müsste in 6-8 Wochen besser sein.gibt es denn nicht doch tropfen oder Medikamente die das beschleunigen können? ist augenlymphdrainage indiziert oder schadet die? hat mir ein physio empfohlen.ich will mit meiner Familie in 3 Wochen nach Spanien fliegen. meinen sie das ist vertretbar? hätte gerne noch ihre Meinung dazu als 2 Meinung. mein Arzt sagt alles halb so wild. aber ich wird verrück! und mache schon kein Sport mehr aus angst vor neuem blut!bitte um antwort. vielen dank!
Sehr geehrter Fragensteller,
aus Ihren Schilderungen leite ich ab, dass Sie eine sogenannte proliferative diabetische Retinopathie haben. Diese Erkrankung tritt im Rahmen der diabetischen Mikroangiopathie auf, also einer Schädigung kleiner und kleinster Blutgefäße.
Im Auge kann dies dazu führen, dass die Gefäße der Netzhaut unkontrolliert "wuchern", dies wird als Neovaskularisation bezeichnet.
Um diese Neueinspriessung von Gefäßen zu vermindern, gibt es zwei ursächliche Therapieansätze:
1. eine Laserkoagulation, bei der mit Laserstrahlung die Wucherungsherde in der Netzhaut verödet werden
2. Einbringen von Medikamenten in den Glaskörper mit einer Spritze, dies muss regelmäßig wiederholt werden. Als Medikamente stehen Wirkstoffe zur Verfügung, die das Gefäßwachstum hemmen, sogenannte VEGF-Antikörper.
Ob diese Maßnahmen bei Ihnen sinnvoll und angezeigt sind, kann jedoch nur Ihr Augenarzt vor Ort beurteilen. Vielleicht haben Sie diese Therapiemöglichkeiten auch schon diskutiert. Ob diese Maßnahmen durchgeführt werden sollten, muss gut überlegt werden, da sie natürlich nicht frei von Risiken sind und manchmal auch zur Verschlechterung des Sehens führen.
So wie ich es verstehe, ist es bei Ihnen bislang "lediglich" zu Einblutungen in den Glaskörper gekommen - manchmal folgt darauf als Komplikation auch eine Vernarbung des Glaskörpers. Wenn der Glaskörper vernarbt, zieht er sich zusammen und übt dadurch Zug auf die Netzhaut aus, die sich dabei stellenweise ablösen kann, was zu schweren Sehschäden führt. Dies nennt sich Traktionsamotio. Bei einer Traktionsamotio wird eine Glaskörperentfernung (Vitrektomie) empfohlen, da die Netzhaut sonst schwer geschädigt wird. Weiterhin kann eine Vitrektomie bei Einsprossung von Gefäßen in die Regenbogenhaut und bei erhöhtem Augeninnendruck angezeigt sein.
Wenn bislang nur Blutungen ohne Vernarbung stattgefunden haben, die auch wieder abgebaut werden, sollte man zurückhaltend sein mit einer Vitrektomie, wie Ihr Augenarzt auch schon sagte. Es gibt leider keine effektive Möglichkeit, den Abbau des Blutes zu beschleunigen, dies ist noch Gegenstand der Forschung. Augentropfen erreichen das Innere des Glaskörpers nicht, um Medikamente dort einzubringen, wird eine Spritze benötigt.
Es ist sehr wichtig, dass Sie bei jeder Blutung den Augenarzt aufsuchen, da er untersuchen muss, ob die Netzhaut sich abgelöst hat oder nicht.
Das Blut im Glaskörper sinkt der Schwerkraft folgend ab. Wenn der Augenarzt festgestellt hat, dass die Netzhaut anliegt, können Sie Ihren Tätigkeiten (auch sportlichen) ganz normal nachgehen. Es empfiehlt sich, mit leicht erhobenem Oberkörper zu schlafen, da das Blut im Laufe der Nacht bei flachem Schlafen ansonsten genau vor den sehenden Teil der Netzhaut fließt und morgens der Visus schlechter ist. Bei leicht erhobenem Oberkörper sackt das Blut an den Grund des Glaskörpers, sodass es dem Einfall des Lichts nicht so sehr im Weg ist.
Dass Augenlymphdrainage hilft, ist nicht wissenschaftlich belegt. Ich wüsste auch nicht, wie das Funktionieren sollte, da es im Auge keine Lymphflüssigkeit und entsprechend auch keine Abflusswege gibt. Diese Maßnahme ist eher für geschwollene Augenlider sinnvoll.
Ich hoffe, meine Ausführungen haben Ihnen weitergeholfen.
Wenn Sie sich weiter informieren möchten, kann ich Ihnen die Patientenleitlinie "Diabetes - Schäden an der Netzhaut: Vorbeugen und behandeln" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) empfehlen:
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-001bp_S3_Netzhautkomplikationen_Typ-2-Diabetes_2016-08.pdf
Weiterhin eignen sich für Fragen zum neuesten Stand der Forschung auch die augenärztlichen ambulanten Sprechstunden der Universitätskliniken.
Wenn Sie noch Fragen haben, schreiben Sie mir gerne.
Mit freundlichen Grüßen,
Nadja Struß
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