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Frag einen Arzt zum Thema Urologie

Azoospermie???

Guten Tag,

mein Mann und ich hatten lange Zeit starken Kinderwunsch. Eine Untersuchung der Spermien in früheren Jahren hat immer Normozoospermie gezeigt. Als nach 2 IVF Versuchen feststand, dass das nicht schwanger werden können an mir liegt (Gerinnung) waren wir guter Dinge, dass wir nun bald ohne künstliche Befruchtung ein Kind erwarten können.

Ich wurde auch tatsächlich bald darauf mit IUI schwanger. Damals meinte der Arzt schon, dass diesmal die Spermien nicht wirklich gut waren. Wir schoben es auf Stress.

Leider haben wir dieses Baby in der 11. Woche verloren. Nach ein paar Wochen waren wir wieder in Behandlung. Jedoch wurde dann beim nächsten Versuch festgestellt, dass gar keine Spermien mehr im Ejakulat waren. Wir waren geschockt!

Natürlich wurde mein Mann dann zum Urologen geschickt. Der hat eine Verhärtung am linken Hoden ertastet und hat ihn sofort zur weiteren Abklärung ins KH geschickt. Dort wurde er noch am selben Tag mit Verdacht auf Hodenkrebs operiert. Noch am selben Tag konnte eigentlich ein Hodenkrebs ausgeschlossen werden, jedoch fanden die Ärzte Narbengewebe, was auf einen ursprünglichen Tumor rückschliessen lässt (spontan Heilung - okkultes Seminom - wies scheint). Es wurden jedoch TINs gefunden und meinem Mann somit zur Bestrahlung geraten. In der Zwischenzeit haben wir natürlich uns informiert, was wir nun für unseren Kinderwunsch machen können. Es wurde uns geraten parallel uns für einen ICSI und TESE vorzubereiten. Bei der TESE wurde leider nichts gefunden. Die Gute Nachricht: der rechte Hoden ist frei von TINs, aber Spermien haben sie nur im frühen Stadium gefunden (sertoli cell - wenn ich das richtig verstanden habe)

Gem. Ärzten müssten die früheren Befunde der Normozoospermie angezweifelt werden. Wir haben aber 8 (!!!) davon!!! Niemand kann uns sagen, was da passiert ist. Bei Nachfrage kam dann nur die Antwort, wir sollen uns zuerst auf seine Genesung konzentrieren (er war NIE wirklich krank!!!)

Aber nun meine Fragen. Besteht denn jemals überhaupt die Chance, dass da vielleicht das Hodengewebe wieder anfängt zu arbeiten?? Wie kann ich das verstehen "Spermien im frühen Stadium" - War also doch was da und die TESE war zu früh nach der OP? (Es lagen übrigens zwischen 1. OP und der TESE etwa 6 Wochen) Hormone seien gem. Aussage von meinem Mann in Ordnung. Anschauen lassen will er sich das nicht mehr. Weder Blut, noch Hoden, noch Ejakulat. Für ihn ist das gegessen. Für mich leider nicht!! :-(

Wie ist ihre Einschätzung?? Besteht Hoffnung??

Vielen Dank schon mal für ihre Antwort!

Freundliche Grüße

Dr. med. Ralf Berg

Guten Abend,

das ist schon eine außergewöhnliche Geschichte. Meine Einschätzung ist (leider), daß Ihr Mann wohl recht hat die ganze Sache als abgeschlossen zu betrachten.
Wie die weibliche Eizelle, so müssen auch die männlichen Keimzellen reifen um zu einem Spermium auszuwachsen. Dies geschieht im Hoden in verschiedenen Stadien. Wenn nur noch die Sertolischen Zellen gefunden werden, so heißt dass dass gar keine Spermien (und auch deren Vorstufen) mehr vorhanden sind. Die Sertolischen Zellen stellen nur eine Art Binde und Stützgewebe im Hoden dar, und haben mit den Spermiogenese nichts zu tun. Warum auch im Hoden ohne Neoplasie gar nichts mehr gefunden wird, und warum dies offensichtlich 8 mal vorher nicht so war wird Ihnen vermutlich niemand sagen können. Die Chanchen dass hier wieder eine Spermien Produktion beginnt sind, gerade weil nach Ihrer Aussage die Hormone in Ordnung sind, also eine hormonelle Stimmulation stattfindet äußerst gering. Der Abstand zur OP war m. E. ausreichend. Zwar dauert die Spermiogenese ca. 64 Tage, aber es müssten auf jeden Fall Vorstufen (Spermatozyten I und II Ordnung Spermatiden) vorhanden sein.

Nach der Bestrahlung ist die Wahrscheinlichkeit, dass nochmals eine Spermien gebildet werden sehr unwahrscheinlich.

Es tut mir leid Ihnen da keine Hoffnung machen zu können.
Mit vielen Grüßen Ihr Dr. R. Berg

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Experte für Urologie

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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