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Frag einen Arzt zum Thema Plastische Chirugie

Abdominoplastik, Sorge um ideale Figur vor OP

Hallo,

ich habe in einer Woche einen OP-Termin wo eine Abdominoplastik mit Narbenkorrektur vorgenommen werden soll. Das gute ist, dass ich die OP teilweise von der Krankenkasse erstattet bekomme.

Ich weiß, dass man ohne Bild evtl. nicht soviel dazu sagen kann, (obwohl das Bild, welches gemacht wurde auch schon mehrere Wochen alt ist) jedoch folgende Ausgangsdaten:
Bin 158 cm groß, hatte 2 Schwangerschaften, habe vor den SS immer 50-51 Kilo gewogen, war also immer schlank und trainiert (vor allem mein Bauch war ein Six-Pack) und fand das Gewicht o.k., nach den SS wog ich immer 47-48 Kilo (8 Jahre lang!), habe eine Rektusdiastase und selbst bei meinem bisher geringstem Gewicht von 46 Kilo wölbte sich die Bauchdecke sichtbar vor. Habe eine 5cm lange eingefallene senkrechte Narbe oberhalb des Nabels, der Nabel selbst ist sehr unschön und komplett verzogen.
Treibe seit Jahren viel Sport: hauptsächlich 4-5 mal joggen in der Woche + Pilates. Unter anderem habe ich in mehreren Jahren deswegen meine Essenszufuhr teilweise kontrolliert, weil ich einen so gut es geht flachen Bauch haben wollte.

Negativ finde ich: ich habe im vorigen Winter wieder etwas zugenommen. Evtl. deswegen weil ich keine Hausfrau mehr war, sondern viel im Büro saß, meine Kinder nicht mehr so oft zu Hause betreute, einfach weniger mobil war.
So kam ich erstmals nach Jahren wieder auf ein Gewicht von 51-52 Kilo. Damit fühlte ich mich sehr unwohl! Denn der Bauch wölbte sich noch viel deutlicher vor, ich sah oft aus wie schwanger im 7. Monat, konnte überhaupt keine engen Sachen mehr tragen wie die Jahre zuvor.
Im späten Frühjahr habe ich angefangen das Gewicht wieder zu reduzieren, was sehr rasch ging, allerdings mit drastischen Maßnahmen: noch mehr Sport, keinerlei Fett mehr, keine warmen Mahlzeiten, fast gar keine Kohlenhydrate.

So hatte ich dann Ende Juni wieder meine Figur wieder, wie sie die letzten Jahre über war, allerdings fühlte sich Bauch und Po sehr wabbelig und völlig instabil an, so dass auch mein Gang instabiler war, die Haut hing am Unterbauch herunter, es bildeten sich viele Falten. Auch an den Hüften waren nun Falten, die sogar drückten. Offensichtlich war die Bauchdecke recht geschwächt.
Ich entschied mich dann für die OP, da mir dazu geraten wurde, wegen der Rektusdiastase, der Vorwölbung, der häßlichen Narbe.

Leider bekam ich nicht sofort einen Termin, sondern erst für September.

Was mir jetzt große Sorgen macht: ich habe vor allem ausgerechnet in den letzten 3 Wochen wieder plötzlich zugenommen, da ich Depressionen bekommen habe! Da ich nicht so fit war konnte ich mein Sport-Niveau nicht halten, zudem konnte ich die relativ strenge Ernährung nicht mehr aufrecht erhalten, aß wieder mehr Kohlenhydrate und trank viel zu wenig Flüssigkeit. Jetzt wiege ich wieder 51 kg. Das Fett muss wohl sofort in den Falten eingelagert worden sein! Jetzt stellt sich kurz vor der OP das Bild so dar, dass viel weniger Falten am Bauch hängen, er praller gefüllt ist, die Hüften mit Fett aufgepolstert sind, der Po ebenso und am unteren Rücken. Alles fühlt sich kompakter an. An den Hüftfalten, die man vorher bis zum Bauch ziehen konnte, kann man nicht mehr 'ziehen'. Womöglich haben sich die Falten durch das viele Abnehmen auch so nach unten verzogen, dass ich jetzt viel mehr Fett an den Hüften habe, was vorher dort nicht war.

Mein Plastischer Chirurg meinte zwar es würde nichts machen ob ich jetzt 3 Kilo mehr oder weniger wiegen würde. Nur die Haut direkt am Bauch wird gestrafft, Fettpolster dort entfernt. Aber da ich relativ klein bin weiß ich nicht, ob das für mich auch gilt, da jedes Kilo schon eine deutliche Veränderung zeigt.

Aber ich möchte dennoch nachfragen:
Wäre es nicht besser, sich mit dem Gewicht von 47-48 und den Falten operieren zu lassen? Könnte man dann nicht noch besser die lockeren Hautfalten von der Hüfte mit in die Bauchstraffung einbeziehen? Ich mache mir Gedanken was dann mit diesen überschüssigen Hüftfalten geschieht, wenn ich nach der Bauchstraffung dann wieder ein paar Kilo abnehme und sich das Fett aus den Hüften 'leert'. Dann habe ich wohl Falten an den Seiten hängen? Und der Bauch vorne ist schön glatt?
Ich hatte eigentlich ursprünglich als ich noch die vielen Falten hatte gehofft, dass durch die OP dann dieses 'wabbelige' verschwindet, sowohl der Bauch ganz straff wird, als auch seitlich durch Miteinbeziehen der Hüftfalten, die ja noch sehr dehnbar waren, die Hüfte straff wird und vielleicht sogar mit Auswirkung auf das Gesäß, was ja auch etwas straffer wird, wenn man die seitlichen Falten nach vorne den Bauch hinunter zieht.
Ich dachte eigentlich, dass die ganze Körpermitte fester wird durch so eine OP.
Jetzt habe ich Angst, dass dem nicht so sein wird, weil ich zugenommen habe und somit meine Falten, die Lockerheit der Haut im Nu verschwunden sind.

Raten Sie mir, die OP zu verschieben und radikal nochmal auf das Minimum abzunehmen? Mit 48 Kilo hatte ich wirklich kein einziges Gramm Fett am ganzen Körper. Und was würde passieren, wenn ich ansonsten nach der OP wieder auf das Minimum abnehmen würde? Hängt dann die Haut an Hüfte, Rücken, Po? Bildet sich die dann in meinem Alter, 37 noch zurück? Auf den Bauch kann sich die Haut ja dann nicht mehr zurückziehen, wenn der gestrafft wurde, auch weil dann dort eine Narbe ist. Ich weiß für Fülligere Frauen ist das alles kein Thema, da sie froh sind überhaupt weniger Bauch als vorher zu haben. Aber bei mir macht sich jede Falte bemerkbar. Und ich habe auch gehört, dass man dann wenn man am Bauch weniger zunehmen kann nach der Straffung, an anderen Stellen Fett einlagert wird.
Da frage ich mich, ob ich dann bei dieser Ausgangslage einen flachen Bauch haben werde, aber eine um so dickere Rückseite (Hüften, Rücken, Po).

Dr. med. Ralf Berg

Liebe Fragende,

Ich fürchte, daß Sie meine Antwort nicht erfreuen wird. So wie Sie es schildern, geht es bei Ihnen nicht nur um die Korrektur einer Rectusdiastase also einer Art "Bauchwand oder Narbenbruch" an deren Kosten sich die Kasse beteiligt, sondern um den Wunsch einer Modellierung des gesamten Körpers. Das Schema das sie dabei zugrunde legen ist: 41 kg bei 158 Größe (medizinisch schon eher Untergewicht wie Normalgewicht) und auch mit 37 Jahren noch so eine straffe faltenfreie Haut wie mit 20 Jahren.
Ihre Ängste sind berechtigt, so etwas wird die "Bauchop" nicht leisten können. Es ist physiologisch, dass der Körperfettanteil mit zunehmenden Alter auch bei Normalgewichtigen steigt. Da Fett natürlich nicht so straff ist wie Muskulatur und zudem der Wassergehalt im Bindegewebe mit den Jahren einfach abnimmt, bilden sich Runzeln und Falten an den bekannten Problemzonen. Auch stimmt es, dass selbst wenn die Straffung und Fettentfernung am Bauch sehr gut gelingt, die Neigung an anderen Stellen zuzulegen weiter besteht und evt noch verstärkt wird. Was noch alles passieren kann, können Sie an einer Frage vor ein paar Wochen hier im Forum sehen, in dem eine solche operative Korrektur nicht nur nicht das Faltenrelief des Bauches in der gewünschten Weise verändert hat, sondern die Patientin sich nun mit Schmerzen, Obstipation, und Haltungsbeschwerden herumplagen muss.
Ich möchte Ihnen dringend raten, mit all ihren Wünschen und berechtigten Ängsten nocheinmal mit dem Operateur zu reden.
Mein Rat ist, auch wenn Sie Ihn vielleicht nicht gerne hören, sich mit Sport und Ernährung so fit wie möglich zu halten und das unvermeidliche Altern und die altersbedingten Veränderungen des Körpers zu akzeptieren. Prüfen Sie ob Sie mit ein paar Kilos mehr, aber einer harmonischen Verteilung nicht eine bessere Figur machen, wie mit flachem Bauch aber Reithosenhüften.
Fragen Sie Ihren Chirurgen, was er meint wieviel OP`S Uschi Glas hat unterziehen müssen um das im den Illustrierten veröffentlichte Bild abzugeben. Es ist so wie beim Renovieren: Kaum hat man einen Teil erneuert, passt es einfach nicht mehr zum Nachbarteil und man muss auch dort Veränderungen vornehmen.
Das ganze kann endlos werden.
Ich denke Sie wären gut beraten, sich das alles nochmals gut zu überlegen, und vielleicht die Op auf das Notwendige, nämlich die Korrektur der Rektusdiastase zu beschränken. Auch diese OP ist heikel genug, was die postoperativen Beschwerden angeht.
Auch wenn es eine Binsenweisheit ist: Falten bilden sich mit zunehmenden Alter eben nicht zurück, sie kommen und bilden sich mit dem Alter und sind dem natürlichen Alterungsprozess geschuldet.
Aus der Distanz scheinen mir Ihre Ziele zu ehrgeizig und leider auch im Grunde unrealistisch. Sprechen Sie auch mit Menschen die Sie mögen und schätzen, darüber. Vergleichen Sie ihre Selbst und Außenwirkung. Nehmen Sie die möglichen Komplikationen ernst, und bedenken Sie, dass so eine Op nicht einfach rückgängig gemacht werden kann, wie sich die o. e. Fragende es sich am liebsten wünschen würde.

Mit vielen Grüßen Ihr Dr. R. Berg

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Experte für Plastische Chirugie

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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