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Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Schädigung Nervus Radialis nach Unfall

Hallo Ihr lieben.
Ich habe 1980 einen schweren Unfall gehabt ( Dachabsturz von 7 Meter höhe) und habe 7 Knochenbrüche inkl. Becken und Hüfte gehabt. Im rechten Ellenbogen hatte ich eine offene Trümmerfraktur erlitten die durch eine OP versorgt wurde. Dabei wurde mir das Radiusköpfchen entfernt das total zertrümmert war. Im Jahre 1997 hatte ich dann einen Muskelabbau am rechten Daumensattelgelenk und man hat festgestellt das der Nervus Ulnaris geschädigt war.
Der Nerv wurde immer über die Frakturstelle gezogen und wurde dadurch immer dünner. Daraufhin hat man den Nerv operativ in die Seite verlegt wo er nicht mehr über den Knochen glitt. Eine Besserung tritt nicht mehr auf weil der Nerv sich nicht mehr erholt ha man mir gesagt. Bei einer Untersuchung wurde jetzt festgestellt das auch der Nervus Radialis
stark geschädigt ist. Ich hatte vor drei Jahren eine Handoperation am rechten Daumensattelgelenk weil ich dort starke Schmerzen hatte. Mir wurde ein Knochen entfernt und diese OP ging auch gewaltig in die Hose. ( Daumen wackelt rum ohne Kraft). Kann mir jemand sagen ob die Radialisschädigung eine Unfallfolge nach so vielen Jahren ist und was ich in Zukunft noch erwarten muss. Bin Rechtshändler und alle Probleme sind am rechten Arm ( fast nicht mehr zu gebrauchen ), Ich bin mittlerweile 59 Jahre und sehr unglücklich über diese Situation. Besten Dank

Dr. med. Ralf Berg

Zu ihrer Frage: Falls Sie damals beim Sturz auch Verletzungen am rechten Oberarm, (Prellmarken, Blutergüsse) oder sonstige Zeichen einer stumpfen Traumatisierung hatten und diese auch so dokumentiert sind, wird man dies als Unfallfolge werten müssen. Hintergrund ist, dass der Nerv am Oberarm im mittleren Drittel sehr eng am Knochen verläuft und durch starke Prellungen /Quetschungen geschädigt werden kann. Wenn die Schädigung inkomplett ist kann es erst viel später zu Ausfällen kommen.
War dies nicht der Fall, käme es bei der Beantwortung daruaf an wie die Radialis-Schädigung festgestellt wurde. Ist dies durch eine Elektroneurografie nachgewiesen worden, so ist der Neurologe gefragt, ob die Veränderungen im ENG eher auf Traum oder Degeneration hinweisen.
(noch zum Verständnis: der Radialisnerv hat mit dem Radialsköpfchen nur den Namen gemeinsam, er verläuft wie gesagt irgendwo ganz anderst, durch die Trümmerfraktur damals ist der N Ulnaris geschädigt worden.)

Auch wenn damals keine Verletzung des Oberarmes vorgelegen hat, kann der jetzige Kraftverlust des Radialis eine Unfallfolge darstellen. Und zwar in sofern, dass, wenn wie Sie beschreiben, aufgrund der Verletzungen der Arm fast nicht zu gebrauchen war, es zu einer Nervendegeneration durch Funktionslosigkeit gekommen ist.
Die Folgerung ist klar, falls sie nicht ohnehin schon in Behandlung sind oder waren, sollten sie die Krankengymnastische Behandlung am besten auf neurophysiologischer Grundlage (z.b. Bobath oder Voijta) beibehalten oder fortführen um einem weiteren Abbau der Nerven und Muskeln entgegen zuwirken.

Was müssen Sie noch erwarten? Es gibt nur noch einen Hauptnerven am Arm der Nervus medianus. Da sie von diesem keine Aufälle beschrieben haben, kann man nach so vielen Jahren davon ausgehen , dass dieser nicht geschädigt wurde. Wenn Sie also noch Zeige bis Mittel/Ringfinger gut bewegen und damit auch greifen können, sollten Sie dies immer tun.

Zum Schluss noch eine Frage: Kann es sein, dass Sie die Nervennamen verwechselt haben? Der Nervus ulnaris befindet sich an der Innenseite des Ellgenbogens. Das Radiusköpfchen dagegen an der Außenseite.
Die beschriebenen Ausfälle am Daumen sind eher dem N. Radialis zuzuschreiben. Für eine Schädigung des Ulnaris würden Ausfälle am V und IV Finger typisch sein, insbesondere deren Beugung wäre motorisch gestört.

Bei Bedarf können Sie nochmals nachfragen oder mir weiter Inforamtionen geben.

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Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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