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Frag einen Arzt zum Thema Medikamente

Einmalige Injektion von Cortison - keine Informations- und Aufklärungspflicht?

habe eine Frage zum Cortison und zur Aufklärungs- und Informationspflicht durch den Arzt. Ich gebe zu, ich reagiere auf das Wort Cortison immer ein wenig mit Angst.

War wegen akuter Rückenschmerzen bei meinem Hausarzt. Arbeite körperlich und brauchte deshalb für ein paar Tage eine Krankmeldung und ein Schmerzmittel.
Habe dann zwei Spritzen in den Gesäßmuskel bekommen, eine war, glaube ich Diclophenac, und die andere war Cortison. Habe aber erst im Nachhinein erfahren, dass in der einen Injektion Cortison enthalten war. Ist es eigentlich nicht so, dass der Arzt bzw. die Arzthelferin mich vorher informieren muss, bevor sie Cortison spritzt? Es war ja nicht so, dass meine Schmerzen unerträglich waren, ich konnte nur eben nicht arbeiten, da ich nicht sehr mobil war. Ich dachte auch immer, Cortison gibt man nur im Notfall oder zumindest, wenn man die Schmerzen sonst gar nicht aushält, Davon war ich ja meilenweit entfernt.

Ehrlich gesagt, mich ärgert das bisschen. Was meinen Sie dazu? Kann diese eine Cortisonspritze in den Muskel - Menge weiß ich leider nicht - Nebenwirkungen in Form von Blutdruck- , Blutzuckersteigerung oder Erhöhung des Augeninnendrucks haben? Oder baut sich das bei einmaliger Anwendung eh wieder ab? Muss der Arzt das Cortison deshalb nicht erwähnen, weil eine einmalige Anwendung in Form einer Injektion in den Muskel tatsächlich so harmlos ist?

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Ive Dr. Schaaf

Guten Tag,
die Gabe von einem Schmerzmittel und einem Kortisonpräparat ist ein sehr bewährtes Vorgehen. Die Gabe von Kortison ist der "entzündungshemmende Teil" der Therapie, denn bei Rückenschmerzen geht es in der Regel um eine Nervenreizung, die auf das wirksamste entzündungshemmende Mittel, was wir haben - eben Kortison - sehr gut anspricht.

Die einmalige Gabe ist natürlich nicht immer komplett nebenwirkungsfrei, sie führt z.B. beim Diabetiker zu einer vorübergehenden Erhöhung des Blutzuckers, über die der Arzt den Patienten in der Regel auch informiert. Abgesehen davon ist aber die Gabe einer kleinen Menge Kortison in der Regel gut verträglich und der Arzt wägt in diesem Falle Risiko gegen Nutzen für Sie ab.

Für die meisten Patienten ist es wichtig, dass der Arzt weiß, was er tut und sie interessieren sich nicht dafür, was in der "Schmerzspritze" drinnen ist, die sie sich von ihrem Arzt geben lassen. Ob das so gut und richtig ist, ist die Frage. Wenn Sie sich ins Krankenhaus begeben, werden Sie z.B. Bauchspritzen und evtl ein Schächtelchen mit Tabletten bekommen, von denen Sie weder Name noch Wirkungsweise wissen, aber die Schwester wird Ihnen sagen "Das müssen Sie nehmen, das hat der Arzt so angeordnet.".

Wenn Sie einen Rechtsanwalt einschalten und vor Gericht ziehen, wird man Ihnen vermutlich recht geben, dass der Arzt Sie hätte aufklären müssen. Praktikabel ist das nicht. In der Arztpraxis oder auch beim Hausbesuch wird in der Regel darüber gesprochen, was jetzt gemacht wird und Sie willigen ein, indem Sie das Vorgehen über sich ergehen lassen, beispielsweise auch bei einer Impfung. Wer liest sich schon vor einer Impfung oder einer Spritze den Beipackzettel des Medikamentes durch?

Meines Wissens lässt sich Ihre Frage daher nicht so klar beantworten, wie Sie sich das wünschen. Zumal nicht klar ist, was genau Ihr Arzt zu Ihnen gesagt hat. Wenn er z.B. gesagt hat "Sie bekommen etwas gegen die Schmerzen und etwas gegen die Entzündung oder gegen die Reizung des Nerven", dann hat er Sie in gewisser Weise aufgeklärt.
Mir sind keine Urteile bekannt, wonach der Arzt verpflichtet wäre, dem Patienten vor einer Spritze den Beipackzettel zum Durchlesen geben muss. Genau das wird sich aber sicher in Zukunft ändern, denn die oben beschriebenen Patienten ("der Arzt soll machen, was er für richtig hält") werden immer weniger und aufgeklärte Patienten wie Sie immer mehr.

Ein Richter könnte Sie natürlich auch fragen, warum Sie nicht vor der Spritze nachgefragt haben, was Sie denn bekommen sollen, denn dann wäre das Problem nicht aufgekommen. Wenn Sie doch eine Abneigung gegen Kortison haben, wäre es natürlich geboten, diese Abneigung oder Skepsis zu kommunizieren, damit der Arzt die Möglichkeit hat, dieses Problem mit ihnen zum gegebenen Zeitpunkt zu erörtern.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Ausführungen weiterhelfen, ansonsten fragen Sie bitte nach.

Gute Besserung
Dr. Schaaf

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