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Frag einen Arzt zum Thema Innere Medizin

Was sagen Leberwerte aus

Sehr geehrte Damen und Herren,

bei einer Routinuntersuchung vor einem halben Jahr sind bei mir erhöhte Leberwerte festgestellt worden: hauptsächlich der GPT und GGT. Seit September letzten Jahres bis heute, wurden die Werte mindestens monatlich kontrolliert. Anfangs lagen die Werte GPT und GGT zwischen 150 und 200 (Stand September 2011). Mittlerweile haben sie sich zwischen 70 und 90 eingependelt, wobei es auch immer wieder Schwankungen nach oben und unten gab. Des öfteren Stand der GPT auch isoliert dar. Eine Ursache konnte trotz umfangreichen Blutbildern und Leberbiopsie nicht gefunden werden, bis auf eine leicht/geringfügige Leberzellverfettung.

Meine Frage nun: Können die Werte auch ohne weitere Ursache erhöht sein? Wie können Schwankungen zustande kommen? Was sagen die Transaminase konkret aus: Sind bei einer bestehenden Erhöhung jüngst frische Leberzellen zugrunde gegangen? Oder kann es sich bei einer anhaltenden, monatelangen Erhöhung um ein und die selben Zellen handeln, die einmal zerstört wurden und nun die Transaminasen abgeben?

Was sind weitere Schritte die Sie in der Diagnostik empfehlen? Es wurden bereits die gängigsten, möglichen Ursachen geprüf (Hepatitis A, B, C, etc.). Ist es sehr wahrscheinlich, dass sich aus einer bis dato geringfügigen Leberzellverfettung eine Zirrhose bildet?

Zu meiner Person: männlich, 27 Jahre, 1,87 m, 78 kg.

Vielen Dank und beste Grüße

Dr. med. Hendrik Bernau

Sehr geehrter Fragesteller,

    Ihre Fragen beziehen sich auf die Schwankungen Ihrer GPT-Werte (Glutamat-Pyruvat-Transaminase bzw. Alanin-Aminotransferase) und GGT-Werte (Gamma-Glutamyl-Transferase). Mich wundern zunächst einmal die von Ihnen gemachten Angaben: Normale GPT-Werte liegen bei ca. 50 U/l (Einheiten pro Liter), normale GGT-)Werte zwischen 12- und 64 U/l bei männlichen Erwachsenen. Sind Sie sich Ihrer Angaben sicher?
   
 Nun konkret zu Ihren Fragen:
   
   1. Erhöhte GPT-Werte könenn folgende Ursachen haben:
   - Entzündungen der Leber (Hepatitis) durch Viren und andere Ursachen
   - Leberschäden durch Gifte (z.B. Pilze)
   - Gallenstau (Cholestase)
   - Leberzirrhose
   - Stauungsleber
   - Fettleber
   - Lebertumore
   - Absiedelungen bösartiger Tumore in der Leber (Metastasen)
   - Leberschädigung durch Medikamente
   - Entzündung der Gallengänge (Cholangitis)
   
   Erhöhte GGT-Werte können folgende Ursachen haben;
   - Hepatitis (Leberentzündung)
   - Fettleber
   - Leberzirrhose
   - Leberkrebs oder Metastasen bösartiger Tumoren in der Leber
   - Gutartige Tumore in der Leber
   - Stau der Galle in den Gallenwegen (Cholestase)
   - Entzündung der Gallenwege (Cholangitis)
   - chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
   - Alkoholmissbrauch
   - verschiedene Medikamente
   
   Bitte interpretieren Sie hier nicht, an einer der hier aufgelisteten Krankheiten erkrankt zu sein. Ich habe Ihnen diese Liste nur der Übersicht halber eingestellt: Es können also verschiedene Faktoren ursächlich sein. Diese sollten separat abgeklärt werden. Es ist hingegen eher unwahrscheinlich, dass die von Ihnen genannten Werte "ohne weitere Ursache" erhöht sind. Hier sollten Sie in jedem Fall noch einmal Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten.
   
   2.  Transaminasen sind unter anderem in der Leberdiagnostik typische Indikatoren für eine Schädigung der Leberzellen, wobei das Ausmaß des Anstiegs mit dem Ausmaß der Schädigung korreliert. Bei ausgedehnten Leberzellnekrosen können die Transaminasen auf über 1000 U/l ansteigen. Sollten die Werte abfallen, kann dies für die Besserung des Zustandes, aber auch auf ein beginnendes Leberversagen hindeuten.
   
   Die Transaminasewerte geben also recht zeitnah Auskunft über die ablaufenden Prozesse, die von Ihnen vermutenden "gleichen Zellen" würden einen dauerhaft erhöhten Wert nicht rechtfertigen.
   
   3. Da Ihre Werte, wie Sie schreiben, monatlich unter ärztlicher Beobachtung und Einschätzung stehen, empfehle ich Ihnen, sich eng mit Ihrem behandelden Arzt abzusprechen um ggfs. weitere Diagnostiken anzusetzen. Eine weitere Möglichkeit wäre hier beispielsweise eine Lebersonographie. Sie schreiben, dass eine Hepatitis ausgeschlossen werden konnte, jedoch eine geringfügige Leberzellverfettung diagnostiziert wurde;
   
   4. Aufgrund Ihrer regelmäßigen Kontrollbesuche schätze ich die Gefahr einer beginnenden Leberzirrhose als äußerst gering ein. Der behandelnde Kollege wird insbesondere auf dieses Krankheitsbild ein Augenmerk haben und entsprechend handeln.
   Eine geringfügige Leberzellverfettung (Haken Sie doch hier noch einmal nach, ob eine Einstufung vorgenommen wurde?) ist zunächst einmal kein Grund zur Panik, wenn Sie beobachtet und ggfs. entsprechend behandelt wird.
   
Ich hoffe ich habe Ihnen weiterhelfen können. Sollten Sie Rückfragen haben, stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen eine gute Gesundheit.
Beste Grüße,

Dr. med. - anonymisiert -    
   

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Dr. med. Hendrik Bernau