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Frag einen Arzt zum Thema Innere Medizin

Leberhämangiom / Verdauungsprobleme / Benommenheit

Sehr geehrter Internist,

ich wende mich an Sie in der Hoffnung, dass Sie mir einen systematischen Weg aufzeigen können, wie ich zusammen mit meinen Ärzten die Ursachen meiner Beschwerden herausfinden kann. Besonders schön wäre natürlich auch eine Lösungsmöglichkeit, aber das sehe ich zunächst als zweitrangig an.

Ich bin männlich, 40 Jahre, 1,76m groß, schlank, wiege 63kg, kein Alkohol, NR, habe wg. Urlaubsreisen einen umfassenden Impfschutz (u.a. Hepatitis)

Vor 8 Monaten fingen meine Probleme an:
Schüttelfrost, Schwindel, Zittrigkeit, Druck unter der rechten Rippenbogen-Seite und an der rechten Seite unter den Rippen, gelber Stuhl, dunkler Urin, ein Gefühl als würde ständig Adrenalin in die Magengrube ausgeschüttet (man kennt die Situation, wenn man sich erschrickt- nur dann klingt der Zustand wieder ab), in den Nächten konnte ich nur mir erhöhtem Oberkörper schlafen, sonst bei Rückenlage Druck auf der Brust und das Gefühl, als würde das Herz außer Takt kommen bzw. bei Bauchlage Übelkeit. Außerdem grummelt es ständig im Gedärm und ich habe öfter (insbes. am Abend) leicht erhöhte Temperatur (37,5°C), was meist mit Abgeschlagenheit und heißem Kopf einhergeht.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass meine Augen öfter mal ins ‚Nichts’ fokusieren (Tagträumerei)- obwohl ich stark dagegen ankämpfe. In der Anfangszeit hatte ich zusätzlich noch das Gefühl, als würde ich Menthol inhalieren: Die Lungen haben sich ätherisch angefühlt.

Ein CT mit Kontrastmittel ergab dann, dass ich ein 6cm Leberhämangiom im Lebersegment VI habe. Im Ultraschall wurden weiterhin einige Gallenpolypen gefunden. Der größte mit 9mm. Die Blut-Werte waren unauffällig.

In der Hoffnung, dass ein Gallenstau die Ursache meines Zustands wäre und wegen dem Verdacht auf Polypen habe ich mir vor 4 Monaten die Gallenblase entfernen lassen.
OP-Befund:
„Intraoperativ zeigte sich eine mit mehreren kleineren Konkrementen gefüllte
Gallenblase der V.a. Polypen der Gallenblase bestätigte sich nicht.
Geringgradige chronisch-vernarbende Cholezystits sowie Cholesteatose der
Gallenblasenschleimhaut. Ductus cysticus mit chronisch-vernarbenderEntzündung im
Absetzungsbereich.“

Die OP hat mir den bauchseitigen Druck unter dem rechten Rippenbogen genommen und der Urin ist heller geworden.-Es war also ein Teil-Erfolg. Ich bereue die OP nicht.
Geblieben sind:
- Druck und leichter Schmerz auf der rechten Seite, seitlich und auch Rückenseitig unter den Rippen (ca. 3.Rippe von unten). Der Schmerz kommt eher Schubweise und ist nicht latent vorhanden.
- das Gefühl als wäre ich auf Drogen (Benommenheit + Schwindel), wobei sich der Zustand tendenziell verschlimmert und ich manchmal Angst habe umzufallen. (In die Hocke gehen genügt um dies zu verhindern)
- Aufstoßen, Blähungen und lautes Grummeln im Gedärm,
- wenn ich erschrecke, schmerzt das Adrenalin-Gefühle heftig ..wesentlich stärker als normal
- ein gelblicher Stuhl
- der Urin hat eine eigenartige Farbe (manchmal grünlich, manchmal bräunlich und ein leichtes Schimmern)
- öfter mal ein heißer Kopf
- der untere Bauchbereich tritt stärker hervor

Evtl. unabhängig davon:
- Die Augen sind mehr von Äderchen durchsetzt (mehr rot) und sind wohl lt. Augenarzt trockener geworden, so dass ich seit ca. 2 Monaten keine Kontaktlinsen mehr tragen kann.
- Mein Zahnimplantat ist locker geworden und musste entfernt werden
- vor 3 Wochen: Brechdurchfall mit anschließender Verstopfung (erst Klistier half)

Folgenden Untersuchungen wurden gemacht …. und ergaben:
Oberbauch-CT mit Kontrastmittel (April): Leber-Hämangiom 6cm
Ultraschall (September): Leber-Hämangiom 6 x 5,5 x 4,5cm
Ultraschall mit Kontrastmittel (Dezember): Bestätigung Leberhämangiom 6,5 x 5,9 cm
Herz-Ultraschall: eine leicht undichte Herzklappe
Röntgenbild der Lunge: normal
Belastungs-EKG: ohne große Auffälligkeiten ..cool down müsste ggf. noch einmal geprüft werden
Magenspiegelung: keine Auffälligkeiten, keine Anzeichen von Reflux
Blut (mehrmals): keine Auffälligkeiten, keine Anzeichen auf Entzündungen, Leberwerte und Bilirubin innerhalb der Toleranz.
Urin: normal
Lactose und Fructose-Test (Atemtest): keine Allergie

Ich nehme:
ein Artischocken-Präparat, Iberogast, phasenweise Omeprazol und ich trinke viel Tee
Am besten hilft jedoch nichts zu essen.

Meine Hausärztin ist vermutlich etwas überfordert- sie nimmt sich wirklich Zeit, aber es ist eben nicht ihr Spezialgebiet. Meines Erachtens müsste sich der Internist der Sache annehmen und am Ball bleiben. Meine Befürchtung ist nun, dass das Leberhämangiom die Ursache der Symptome ist und dass ich irgendwann einem Chirurgen gegenüberstehe, der mir sagt, dass ich früher hätte kommen sollen, z.B. bevor das Hämangiom um die Vena Cava gewachsen ist oder bevor der Gallengang eingedrückt wurde etc.

Nun zu meiner Frage:
Können Sie mir ein Konzept oder eine Vorgehensweise nennen mit dem ich sukzessive die Ursachen eingrenzen kann?
Bitte nennen Sie dabei auch Untersuchungen, die evtl. nicht von der Kasse getragen werden oder die nur im Ausland verfügbar sind.

Vielen Dank!

Dr. med. Ralf Berg

Sehr geehrter Patient,

ich werde Ihnen die Dinge aufzählen die ich noch weiter abklären würde. Auch werde ich Ihnen noch Fragen um sicher zu gehen, dass diese Differentialdiagnosen schon ausgeschlossen sind.
Generell scheint es sich bei Ihren Beschwerden um eine Störung im Leber/Gallenstoffwechsel zu handeln.
Die Sanierung der Gallenwege war ein Teilerfolg. Aber die Beschwerden stehen ja noch immer an.
I Leber
1 Frage: bei der OP war ja die Leber sichtbar. Auch bei Augenschein, hat dort niemand eine knotige Struktur der Zirrhose festgestellt? (Müßte auch im Sono oder Ct aufgefallen sein.
2. Frage: Viruserkrankung der Leber: Sie sind sowohl gegen Hepatitis a und b VOR auftreten der Beschwerden geimpft worden.
3. Sind die AntikörperUS auf Hepatitis a und B überprüft worden? Wurde erweiternd auf Hepatitis C (D E) im Blut untersucht?
4. Haben Sie Auslandsreisen nach Asien/Afrika/Südamerika unternommen?
Falls ja bitte einen Reise/Tropenmediziner hinzuziehne um tropische Lebererkrankungen (sowohl parasitär, wie bakteriell) abzuklären. (Topadressen Tropeninstitut Bernhard Nocht in Hamburg und Uni Tübingen Tropenabteilung)
5. Das Hämangiom: In aller Regel völlig harmlos macht keine Beschwerden, wächst normalerweise auch nicht. Sind im Kontrastmittel CT Hinweise für einen großen Shunt aufgefallen? (Adrenalinartige Ausschüttungen). Wenn man sonst gar nichts findet, kann man versuchen mittels Katheter (statt OP) die Gefäße zu verstopfen und beobachten ob die Symptome dann verschwinden. Wie gesagt, normalerweise verursacht ein Hämangiom keine Bewerdern, aber im Einzelfall muss man es nachdem man sonst bisher keine brauchbare Ursache hat auch diese in Betracht ziehen.

II Hormonelle Ursachen
- Hormonstatus erheben TSH, Cortikoide, Sexualhormone
Ausschluss von chromenentroaffinen Tumoren, Phäochromoztom etc.

III Kopf/Neurologie
Wegen der Absencen Benommenheit: Neurologische Untersuchung

Wenn ich die Prioritäten setzen müßte:
1. Ausschluß von seltenen Leberkrankheiten, oder Infektionen
2. Ausschluss hormoneller oder neurologischer Ursachen
3. Dann wenn alles Ohne Ergebnis versuch der Embolisation des Hämangioms

Bitte nutzen Sie die Möglichkeit der Rückfrage, um meine Zusatzfragen zubeantworten. Dort kann ich dann genauer noch auf alles eingehen. Wenn Sie wünschen, können sie mit mir auch in telefonischen Kontakt treten, wenn man hier alle Überlegungen schriftlich niederlegen muss gibt dies einen Roman. In diesem Fall kann man im Dialog sicher schneller zu einer Strategie kommen.
Ich freue mich auf Ihre Rückanwort
Mit freundlichen Grüßen Dr. R. Berg

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Experte für Innere Medizin

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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