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Frag einen Arzt zum Thema Gynäkologie

Abort - Diagnose

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin kürzlich 37 geworden und hatte in den letzten 1,5 Jahren drei Aborte mit Ausschabung in der 8./9. Woche. Da die Abklärung durch meine Gynäkologin leider etwas chaotisch verläuft, suche ich auf diese Weise eine zweite Meinung. In den letzten Monaten haben wir sehr viele gängige Untersuchungen gemacht:
- Myom-Entfernung (Januar 2011)
- genetische Beratung: Translokationen, Genveränderungen, ohne Befund, kein erhöhtes Thromboserisiko
- Hormonuntersuchung (7. Zyklustag): alle gängigen Hormone, ohne Befund
- Schilddrüse (Struma): optimal eingestellt mit Thyronajod, keine Antikörper

Würden Sie uns raten, weitere Untersuchungen machen zu lassen und wenn ja, welche (Immunologie, Anomalien Uterus, seltene Krankheiten,…)? Und was sollten wir im Falle einer erneuten Schwangerschaft unbedingt beachten (z.B. prophylaktische Thrombosespritzen)? Oder einfach mal Fünfe gerade sein lassen?
Herzlichen Dank für Ihre kurze Einschätzung.

Dr. med. Hendrik Bernau

Sehr geehrte Fragestellerin,

Sie schildern wiederholte Fehlgeburten in den letzten anderthalb Jahren. Zunächst einmal ist eine Fehlgeburt ein recht häufiges Ereignis: Ca. 11-15% aller Schwangerschaften enden vorzeitig (wobei diese Zahl für die Schwangerschaften gilt, die mit Ultraschall oder durch die Bestimmung des Schwangerschaftshormon festgestellt werden konnte).

Nun schildern Sie 3 Aborte in Folge; In diesem Fall spricht man in der Medizin von sog. "habituellen Aborten". Diese behandlungsbedürftige Erkrankung ist laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert durch drei erlittene Fehlgeburten in ununterbrochener Reihenfolge.

Sie haben damit leider auch ein erhöhtes Risiko (ca. 25%-45%) einer weiteren Fehlgeburt. Sie haben bereits einen sehr wichtigen und zugleich großen Schritt getan, indem Sie sich einer ausführlichen Diagnostik unterzogen haben, die -soweit Sie schildern- größtenteils ohne Befund geblieben ist.

Ich würde Sie gerne darin bekräftigen, die den noch ausstehenden diagnostischen Untersuchen vornehmen zu lassen. Neben den ausstehenden von Ihnen genannten Punkten empfehle ich Ihnen, insbesondere im Hinblick auf den bereits dritten Abort, auch an eine psychologische Beratung zu denken. ine psychosomatische Mitbetreuung der Paare wichtig sein. In Studien konnten Erfolge einer begleitenden psychologischen Betreuung zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Zudem schreiben Sie, dass Sie die Abläufe bei Ihrer Gynäkologin als "chaotisch" empfinden. Dies ist sicherlich kontraproduktiv. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe eine/n weitere/n Kollegin/Kollegen, mit dem Sie ein Erstgespräch führen möchten. Vertrauen in den betreuenden Arzt ist ein sehr wichtiger Faktor.

Die von Ihnen angesprochenen prophylaktischen Thrombosespritzen sehe ich hingegen kritisch, insbesondere aufgrund des von Ihnen genannten diagnostizierten geringen Thromboserisikos.

Im Falle einer erneuten Schwangerschaft (und hier wirklich mein Rat, die o.g. Untersuchungen durchzuführen und ein wenig Zeit vergehen zu lassen), kommt es auf Sie, Ihren Partner und Ihren behandelnder Arzt an. Sie sind ein Team.

Ich hoffe ich habe Ihnen weiterhelfen können. Sollten Sie Rückfragen haben, stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Beste Grüße,

Dr. med. - anonymisiert -

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Dr. med. Hendrik Bernau