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Frag einen Arzt zum Thema Dermatologie

Entzündung von Eichel und Hodensack

Guten Tag,

ich leide seit ca. zwei Monaten an folgenden Symptomen:

-Entzündung und (teilweise fleckige) Rötung der Eichel und der inneren Vorhaut, insbesondere (aber nicht ausschließlich) um die Penisöffnung, den Penisrand, das Penisbändchen und die Eichelhaut
- Entzündung und starke Rötung des Hodensacks mit deutlicher Abgrenzung zur umgebenden Haut
- Brennen und stark unangenehmes Gefühl (z.B. bei Kontakt mit der Hose o.ä.)
- Kein Juckreiz an Eichel oder Hoden, Kein Schmerz IM Hoden
- Bisher kein Ausfluss oder Absonderungen eindeutig beobachtet
- Bisher keine Schuppung oder Beläge eindeutig beobachtet

Nach Konsultation von mittlerweile vier verschiedenen Ärzten (Dermatologen sowie Allgemeinärzte) und unterschiedlichen Behandlungsansätzen (s.u.) hat sich immernoch keine signifikante Besserung eingestellt:

Arzt 1
- Abstrich und Urinprobe
- Nachweis des Bakteriums Ureaplasma Urealytikum
- 21-tägige Einnahme von Doxycylin

Arzt 2
- Begutachtung, "Wird schon wieder..."

Arzt 3
- Abstrich und Urinprobe
- Kein Nachweis von Ureaplasma Urealytikum mehr, keine sonstigen auffälligen Werte
- Verdacht auf Pilzbefall
- Bisher 14-tägige lokale Behandlung von Eichel und Hodensack mit Canesten
scheinbar leichte Anfangsverbesserung um die Eichel, aber keine Verbesserung der Symptome am Hodensack

Arzt 4
- Abstrich und Urinprobe
- kein Ergebnis
- "keine Anzeichen für einen (Herpes-) Virenbefall"
- 7-tägige lokale Behandlung von Eichel und Hodensack mit Sigmacort (Hydrocortison), Unterbrechung der Canesten-Behandlung
- keine Vebesserung
- Empfehlung einer Ultraschalluntersuchung des Hodensacks, welche bisher noch nicht durchgeführt wurde

Weitere möglicherweise relevante Hinweise:
- Alter: 24
- Ich leide an leichter bis mittlerer Schuppenflechte, welche hauptsächlich am Kopf und am Rücken auftritt
- Regelmäßige lokale Behandlung der Schuppenflechte mit Clarelux (Clobetasolpropionat) am Kopf und Psorcutan Beta (Calcipotriol & Betamethason) am Körper
- Keine unzureichende oder übermäßige Genitalhygiene
- Geschlechtsverkehr aufgrund der Symptome nicht mehr möglich, bis zum Ausbruch der Symptome ausschließlich mit meiner Partnerin, sie leidet an keinerlei ähnlicher Symptome
- Momentan wieder Behandlung mit Canesten, scheinbar wieder leichte Anfangsverbesserung um die Eichel, hingegen nicht am Hodensack

Meine Fragen:
- Haben Sie weitere Ideen möglicher Ursachen für die Symptome?
- Deutet es Ihrer Meinung nach eher auf einen Pilz-, Bakterien- oder Virenbefall hin?
- Glauben Sie, dass es sich hierbei ebenfalls um Schuppenflechte handelt?
- Welche weiteren Untersuchungs- bzw. Behandlungsansätze schlagen Sie vor?
- Macht eine Ultraschalluntersuchung des Hodensacks Sinn (da ja nicht ausschließlich dieser betroffen ist und zudem nicht innerlich schmerzt)?
- Falls es sich um einen Pilz handelt (was am ehesten meine Vermutung ist), aber die Canesten-Creme am Hodensack nicht anschlägt, gibt es die Möglichkeit einer systemischen Anti-Pilz-Behandlung mit Tabletten o.ä.? Wenn ja, welche eignet sich hier am besten?
- Ist es richtig, dass man einen Pilzbefall mit den standardmäßigen Urinproben und Abstrichen nicht nachweisen kann? Wie kann ein Pilzbefall eindeutig diagnostiziert werden?

Drei Fotos des momentanen Zustandes (leichte Verbesserung um die Eichel, weiterhin starke Rötung des Hodensacks) sind diesem Schreiben angehängt.

Einen besten Gruß und herzlichen Dank.

Dr. med. Ralf Berg

Geehrter Patient,

Sie haben eine ganze Menge Fragen, die ich Ihnen kurz beantworten möchte:
1.Ich halte, wie Sie das ganze am ehesten für eine Pilzinfektion. Ihre ganze Schilderung und der Verlauf lassen dies am wahrscheinlichsten erscheinen.
2. Da ich keine schlüssige andere Diagnose in Betracht ziehe, halte ich auch eine Ultraschalluntersuchung derzeit nicht für zielführend.
3. Es gib auch eine systemische Behandlungsmöglichkeit von Pilzen, die aber schweren Fällen und regelhaft nicht bei lediglichem Hautbefall vorbehalten ist. Es können dabei erhebliche Nebenwirkunga teilweise auch Organschädigungen auftreten.
4. In Ihrem Falle wurde schon so viel gegeben,(insbesondere auch Kortison) dass in der Tat eine Isolation des Pilzes mit Abstich derzeit wahrscheinlich nicht gelingen wird.
5. Jegliche topische = äußerliche Pilzbehandlung muss ausreichend intensiv und lange durchgeführt werden. 10 bis 14 Tage mit mind 2x täglichen Einreibungen und natürlich auch Waschungen sollten schon durchgeführt werden, bevor man auf ein neues Präparat wechselt.
Canesten ist ein gutes präparat, wirkt aber vornehmlich bei
Sprosspilzen (Candida und verwandte Spezies).
Schlägt es nicht an muss das Präparat gewechselt werden.
Ohne Erregernachweis, gibt angesichts der Vielzahl von möglichen Pilzen hier die ärztliche Erfahrung und Einschätzung eines Dermatologen oder erfahrenen Hausarztes den Ausschlag.
Ich würde nach endgültigem Versagen des Canestens (was keinesweg sicher ist) mit den Wirkstoffen Terbenafin oder Ketokonazol weiterbehandeln. Da auch Mischinfektionen vorkommen kann man dies im Einzelfall auch überlappend beginnen.
Allerdings stößt hier das Internet an seine Grenzen.
Suchen Sie sich bitte, EINEN Arzt ihres Vertrauens vor Ort, der regelmäßig den Befund kontrollieren kann.

Mit vielen Grüßen und besten Wünschen Dr. R. Berg

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Experte für Dermatologie

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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