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Frag einen Arzt zum Thema Augenheilkunde

Blendempfindlichkeit und Ringe bzw. Nebel um Lichtquellen

Vor ca. einem Jahr wurde bei mir ein Glaukom festgestellt. Ich bin Mitte 20, damit also sehr jung für diese Krankheit. Es war zunächst ein Verdacht, da der Sehnerv relativ stark ausgehöhlt ist. Vor über zehn Jahren wurde schon einmal eine HRT Untersuchung durchgeführt, es konnte daher eine Verschlechterung festgestellt werden. Das Gesichtsfeld zeigt leichte Ausfälle (vergrößerter blinder Fleck), der Druck war bei den anfänglichen Messungen jedoch immer im grünen Bereich.

Die Entdeckung des Glaukoms war eher Zufall, der Verdacht kam bei einer Kontrolluntersuchung auf (war zuvor einige Jahre nicht beim Augenarzt). Bei dieser Untersuchung wurde eine allergische Bindehautentzündung festgestellt, auf Kontaktlinsen habe ich daraufhin erst einmal verzichtet. Nachdem ich immernoch leicht rote Augen hatte habe ich nach ein paar Wochen beim Augenarzt das ok für Kontaktlinsen eingeholt, die Augen haben dann geschleimt, was erst nach dem Herausnehmen der Brille wieder ok war.

Bei diesen Kontrolluntersuchungen trat der Glaukomverdacht auf, der sich dann nach ein paar Monaten bestätigt hat (Kopfweh, Augendruck um 25).

Meine Frage bezieht sich nun jedoch nicht auf das Glaukom (Druckwerte bewegen sich seitdem zwischen 13-19, Gesichtsfeld hat sich laut Aussage des Arztes nicht verschlechtert, tropfe zweimal täglich Azopt), sondern um meine Blendempfindlichkeit und die Ringe/Halos um Lichtquellen.

Ich bin seit 2007 Kontaktlinsenträger, bin nach ca. 2 Jahren auf AirOptix umgestiegen, deren Einsatz ich übertrieben habe. Die Linsen habe ich oft eine ganze Woche hindurchgetragen, nur einmal pro Woche herausgenommen und gereinigt. Seit ca. zwei Jahren trage ich die Linsen nur noch morgens bis Abends, die letzten Monate bis auf ein paar Ausnahmen nur noch Brille. Die Linsen kratzen relativ schnell.

Zudem habe ich an freien Tagen sehr oft Kopfschmerzen. Auch die Augenhöhlen und Stirn schmerzen gelegentlich. Bei diesen Kopfschmerzen ist der Druck in Ordnung. Fühle mich eher gestresst und habe schnell (wohl stressbedingte) Magenschmerzen.

Früher habe ich die Lichtringe/Halos bzw den Nebelschleier um Lampen auf die Kontaktlinsen geschoben und mir nichts dabei gedacht, die letzten Monate stören mich diese Ringe jedoch sehr stark. Besonders stark sind die Ringe bei bunten Leuchten, z.B. orange Straßenlaternen und Ampeln. Auch um z.B. eine 60 Watt Lampe oder an Fenstern empfinde ich diesen Schein. Bei Fenstern legt sich der weiße Schleier bei Blendung von außen somit leicht über den Fensterrahmen. Auch ein Fernseher oder ein Handy kann bei weißem Bildschirm im Dunklen stören.

Gelegentlich teste ich, ob der Schein von der Lampe stammt oder nur durch mich so empfunden wird, indem ich ein Auge schließe und dann mit dem Daumen die Lichtquelle abdecke. In der Regel verschwindet der Schein dadurch. Mich wundert, das es diesen Schleier trotzdem gibt, auch wenn ich testweise mit einer Sonnenbrille in eine 60 Watt Birne sehe.
Unten angefügt habe ich ein Bild von einer Lampe, deckt man die Lichtquelle ab, verschwindet der Schein.

Beim Augenarzt wurden meine Augen seitdem mehrfach gründlich untersucht, dieser hat nichts nennenswertes entdeckt. Es gibt wohl eine Auffälligkeit bei den Stäbchen/Zapfen, jedoch nichts, das hierfür verantwortlich sein kann. Glaskörper und Hornhaut weisen keine Auffälligkeiten auf. Eine andere Ärztin meinte, dass ich eine leicht ölige Tränenflüssigkeit habe, verschiedene künstliche Tränen habe mir leider nicht geholfen.

Beim Augenarzt wurde ein Kontrasttest durchgeführt, bei dem ich zunächst Schwierigkeiten hatte, jedoch ausgerechnet mit Blendung durch Gegenlicht keinerlei Probleme hatte. Autofahren ist ok, der Gegenverkehr blendet wohl in normalem Maße, aus diesem Grund wurde der Test durchgeführt.

Meine Brille kommt mir schon wieder leicht veraltet vor, ich habe Werte um ca. -5, also kurzsichtig. Das eine mal sehe ich auf dem linken Auge genauso gut wie auf dem rechten, dann denke ich mir wieder, es wäre schlechter. Mir kam es nun schon zweimal so vor, als bin ich unempfindlicher gegen Blendung, wenn ich Kaffee oder Red Bull getrunken habe.

Erwähnenswert ist noch, dass ich den ganzen Arbeitstag am PC Sitze. Bei der Internetrecherche habe ich gelesen, dass es wohl auch von der Schilddrüse kommen könnte. Ich bin sehr schlank und habe relativ hohe Zuckerwerte (keine Diabetes).

Auf der Seite www.augenklinik.de gibt es einen Simulator, mit dem man solche Ringe bzw. Nebel simulieren kann.

Können Sie mir bezüglich der Ringe um Lichtquellen helfen?
Über eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar!

Dr. med. Ralf Berg

sehr geehrter FRagesteller,
vielen Dank für die ausführliche und genaue Schilderung ihrer Beschwerden und den bereits vorgenommenen Untersuchungen, bzw. Therapieversuchen.
Um es vorwegzunehmen, helfen im Sinne von Maßnahmen, damit diese Halophänomene verschwinden , kann ich Ihnen nicht. Hier sind alle möglichen Dinge ja schon erfolglos versucht worden.
Ich werde aber versuchen Ihnen zu erklären, was pysikalisch hinter den Halophänomenen steckt.
Haloringe treten um eine Lichtquelle auf, wenn das Licht auf dem Weg zum Rezeptor gestreut wird. (Auf Rezeptorebene Stäbchen/Zapfen, und neurologisch ist ja nichts festzustellen) Dies kann überall bei Anomalie in der optischen Achse, also von der Tränenfüssigkeit, Hornhaut, Wasser der vorderen Augenkammer, Linse , Hinterkammerflüssigkeit, Glaskörper, Aderhaut bis zur Netzhaut vorkommen.
Dies alles ist bei Ihnen untersucht worden. Dennoch kann es sein, dass sich die Flüssigkeiten, auch das \"Gel\" des Glaskörpers verändern, bzw zeitweise zu Inhomogenitäten (Schlieren, Trübungen) kommt, die dann dieses Halophämomen hervorrufen. Glaukom, was bei ihnen ja wirklich schon in jungen Jahren auftritt, heißt funktionell ja nichts anderes, dass es relativ oder zeitweise zu einer Abflussstörung der Augenflüssigkeit kommt, die dann durch Rückstau Druckschäden an der Netzhaut verursachen kann. Natürlich kann sich dabei auch die Zusammensetzung und Dichte der Flüssigkeit ändern und es so zu Lichtstreuung kommen. Durch die Therapie des Glaukoms wird ja versucht diesen (Ab)Fluss am laufen zu halten.
Ich glaube, dass es bei Ihnen am ehesten zu Trübungen und Schlieren in der Kammerflüssigkeit kommt, die dann bei Blicken in einen Lichtquelle als Streuphänomen diese Halos verursachen. Es ist vorstellbar, dass sich Coffein oder Taurin auf die Homöostase der Augenflüssigkeiten auswirken und ihre Symptome beeinflussen können.
Bezüglich der Schilddrüsenfunktion können Sie zunächst bei Ihrem Hausarzt Funktionsuntersuchungen im Blut durchführen lassen. Wenn sich dort eine Fehlfunktion ergeben sollten, kann dies weiter beim Radiologen abgeklärt werden.
Ich hoffen, dass Ihnen meine Erklärungen etwas zum Verständnis geholfen haben, auch wenn ich Ihnen keine Tipp angeben kann, wie man das abstellen könnte.
Es bleibt bei der allgemeinen Empfelhlung, nicht in direkte Lichtquellen zu blicken und das häuslich Umfeld mit indirekter Beleuchtung zu illuminieren,
Bezüglich der Bildschirmarbeit ist es bei Ihnen besonders wichtig, dass Helligkeit und Kontrast individuell eingestellt werden, der Bildschirm möglichst blendfrei ist und der Raum oder die Ecke soweit abgedunkelt werden kann dass keine hohen Konstraste auftreten.
Mit vielen Grüßen Dr. R. C. Berg

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Experte für Augenheilkunde

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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