Darf ein Verein auch Gewerbe betreiben?
November 28, 2022 | 50,00 EUR | beantwortet von Otto Krebs
Sehr geehrter Rechtsanwalt für Vereinsrecht,
ich heiße Paul Krüger und bin Vorstandsmitglied eines gemeinnützigen Vereins, der sich für den Umweltschutz engagiert. In letzter Zeit haben wir überlegt, ob es für uns möglich wäre, auch gewerbliche Aktivitäten aufzunehmen, um unsere finanzielle Situation zu verbessern und unsere Projekte besser umsetzen zu können.
Unser Verein ist aktuell als gemeinnützig anerkannt und wir finanzieren uns hauptsächlich durch Spenden und Fördermittel. Allerdings kämpfen wir immer wieder mit finanziellen Engpässen, da die Zuwendungen nicht immer ausreichen, um alle unsere Vorhaben umzusetzen.
Wir haben gehört, dass es Vereinen grundsätzlich erlaubt ist, gewerbliche Tätigkeiten auszuüben, solange der Hauptzweck des Vereins nicht gefährdet wird und die Einnahmen ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Allerdings sind wir uns unsicher, welche Art von Gewerbe wir betreiben dürfen und wie wir sicherstellen können, dass wir weiterhin als gemeinnützig anerkannt werden.
Können Sie uns bitte nähere Informationen dazu geben, welche Möglichkeiten und Einschränkungen es gibt, wenn ein Verein gewerbliche Aktivitäten aufnehmen möchte? Wie können wir sicherstellen, dass wir keine steuerlichen oder rechtlichen Probleme bekommen und weiterhin unsere gemeinnützigen Projekte unterstützen können?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen,
Paul Krüger
Sehr geehrter Herr Krüger,
vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich der Aufnahme gewerblicher Aktivitäten in Ihrem gemeinnützigen Verein. Es ist grundsätzlich möglich für gemeinnützige Vereine, neben den üblichen steuerbegünstigten Tätigkeiten auch gewerbliche Aktivitäten aufzunehmen. Allerdings gibt es einige wichtige rechtliche und steuerliche Aspekte, die Sie dabei beachten müssen, um weiterhin als gemeinnützig anerkannt zu bleiben und keine Probleme mit dem Finanzamt zu bekommen.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass gewerbliche Tätigkeiten für einen gemeinnützigen Verein nur erlaubt sind, wenn sie dem Hauptzweck des Vereins dienen und die Einnahmen ausschließlich für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. Das bedeutet, dass die Gewinne aus den gewerblichen Aktivitäten nicht an die Mitglieder ausgeschüttet werden dürfen, sondern ausschließlich zur Verwirklichung der gemeinnützigen Ziele des Vereins verwendet werden müssen.
Es gibt verschiedene Arten von gewerblichen Tätigkeiten, die ein Verein ausüben kann, z.B. den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen, die Durchführung von Veranstaltungen oder die Vermietung von Räumlichkeiten. Es ist wichtig, dass die gewerblichen Aktivitäten im Einklang mit dem Vereinszweck stehen und nicht den Hauptzweck des Vereins gefährden.
Um sicherzustellen, dass Sie keine steuerlichen oder rechtlichen Probleme bekommen, empfehle ich Ihnen, einen genauen Businessplan für die geplanten gewerblichen Aktivitäten zu erstellen. Darin sollten Sie genau darlegen, wie die Einnahmen verwendet werden sollen und wie sich die geplanten Aktivitäten in das Gesamtkonzept des Vereins einfügen. Zudem ist es ratsam, sich mit einem Steuerberater oder einem Anwalt für Vereinsrecht abzustimmen, um sicherzustellen, dass alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden.
Es ist auch wichtig, dass Sie regelmäßig überprüfen, ob die gewerblichen Aktivitäten tatsächlich dem Gemeinnützigkeitszweck dienen und die Einnahmen entsprechend verwendet werden. Das Finanzamt kann jederzeit Prüfungen durchführen, um sicherzustellen, dass der Verein weiterhin die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit erfüllt.
Abschließend möchte ich betonen, dass die Aufnahme gewerblicher Aktivitäten für gemeinnützige Vereine eine gute Möglichkeit sein kann, die finanzielle Situation zu verbessern und die Projekte besser umzusetzen. Allerdings sollten Sie sich vorab gut informieren und beraten lassen, um eventuelle Risiken zu vermeiden.
Ich hoffe, dass Ihnen diese Informationen weiterhelfen und stehe Ihnen gerne für weitere Fragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Otto Krebs, Rechtsanwalt im Vereinsrecht
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