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Pschologische Frage - Entscheidungshilfe in einer schwierigen Lebenslage

Hallo...

Ich brauche eine Hilfe um eine Entscheidung in einer für mich enorm wichtigen und kritischen Lebensfrage zu treffen.

Hinter dieser Frage steht folgende Geschichte:
Ich selbst bin männlich und lebe seit mehr als einem Jahr in Scheidung.
Vor ca. 1 Jahr habe ich eine Frau kennen und lieben gelernt und mt dieser hängt nun meine Frage zusammen.
Aber auch diese Frau hat eine Vorgeschichte die ich an dieser Stelle zunächst im Detail Schildern muss um die Hintergründe meiner Frage deutlich zu machen.

Ich liebe diese Frau, nennen wir Sie hier mal einfach Eva, über alle maßen und Sie hat 2 Kinder die ich ebenso sehr liebe. Sie lebt derzeit noch in einer Ehe, welche aber schon seit ca. 2 Jahren vollkommen zerrüttet ist und nur auf dem Papier besteht. Sie lebt mt ihrem Mann zwar noch unter einem Dach und gelegentlich auch in einem Bett, dies aber nur um der öffentlichkeit und Ihren Eltern eine "heile Familie" vor zu gaukeln. Grund für dieses "Theater" ist die Tatsache, dass die beiden im Elternhaus von Eva zusammen mit ihren Eltern leben und das Verhältns von Eva zu ihrer eigenen Mutter ebenso zerrüttet ist wie zu ihrem Mann, allerdings hier aus dem Grunde, dass ihre Mutter nach einer schweren Krebs-OP eine schwere änderung der Persönlichkeit zum Negativen durchgemacht hat. Vor dieser Krebs-OP bestand auch zwischen Eva und ihrer Mutter ein liebendes Verhältnis.

Bei der Hochzeit von Eva handelte es sich wohl nie wirklich um eine Heirat aus Liebe. Die Ehe wurde geschlossen, nachdem Eva´s über alles geliebter Großvater während einer Krankheit bei der das versterben binnen weniger Monate zu erwarten war, als letzten Wunsch äußerte, er würde die Hochzeit gerne noch erleben. Dadurch fühlte sich Eva dazu veranlasst, ihrem Mann zu fragen, ob man denn nicht bald Heiraten wolle. Die Antwort ihres Mannes darauf viel nicht gerade beglückt sondern eher "Geschäftsmäßig" aus.

Dieser Umstand schwebte sodann wohl über die Jahre hinweg ständig über deren Ehe und ihr Mann zeigte sich regelmäßig wenig Emphatisch. Eva erlitt in der folge mittelschwere Depressionen als nach der Heirat direkt am Tage der Geburt ihres ersten Kindes ihre ebenso über alles geliebte Großmutter vollkommen überraschend verstarb. Seit diesem Tage ging die Ehe von Eva ständig weiter bergab, da ihr Mann regelmäßig einen bedenklichen Mangel an Emphatie zeigte und sie auch generell nur sehr wenig unterstützte. Verstärkt wurde dies noch dadurch, dass Eva bereits mit vorgeschädigten Knien zur Welt kam und nun im Alter von 35 Jahren Vollprotesen in beiden Knien trägt. Bis zum heutigen Tag musste Eva daher in 15 Jahren insgesamt 12 Operationen über sich ergehen lassen. Auch bei den hieraus regelmäßig resultierenden Einschränkungen zeigte ihr Mann praktisch keine Emphatie. Jedesmal musste Eva nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus die Krücken sofort in die Ecke werfen und wieder voll und uneingeschränkt im Haushalt arbeiten.

Ihrem Mann leiste sich daneben noch über die Jahre mehrere andere Fehltritte auch in sexueller Form, mal davon abgesehen, dass er sehr Jähzornig ist. Diese Fehltritte begangen mit Cybersex (übermäßiger Konsum pornographischen Materials im Internet, Online Stripshows gegen Bezahlung usw.) führten dazu das ihr Mann einen Fußfetisch entwickelte und mindestens einmal im Monat in das Ruhrgebiet fuhr (Getarnt als Geschäftsreise) um dort eine aus Fußsex spezialisierte Prostituierte aufzusuchen.

Derzeit befindet sich Eva wieder in einer Reha Maßnahme, da ihr vor ca. einem Monat die letzte Vollprotese im Knie eingesetzt wurde. Die Abwesenheit Eva´s nahm ihr Mann nun zum Anlass, ihr zu Beichten, das er vollständigen Geschlechtsverkehr mit einer fremden Frau, welche auch noch 20 Jahre jünger ist als er selbst (besagte Frau Ist 22 Jahre alt) gehabt hat. Ferner gewährte der Einblick in sein Seelenleben mit dem Ergebnis dass seine Vorstellungen Teilweise extrem, sagen wir es freundlich, ungewöhnlich sind. Als Beispiel sei hier nur genannt, das er den Gedanken sehr erregend findet, das Eva sich fremden Männern in Unterwäsche zeigt und nachdem er dann erregt genug ist er den Geschlechtsverkehr mit ihr vollziehe möchte.

Es wurde auch über das Thema "treue" zwischen den beiden gesprochen. Ihr Mann uterscheidet hier zwischen "körperlicher" und "seelischer" Treue. Körperliche Treue könne er Eva nicht geben, aber Seelisch wäre er ihr immer treu und die Liebe und Nähe die Eva braucht, die könne er ihr nicht geben. Er hat auch ausdrücklich selbst gesagt, dass ihm bewusst ist, dass ich Eva das geben kann, was er ihr niemals gegeben hat und nicht geben kann.

Trotz allem hat Eva ihrem Mann dann noch den Vorschlag unterbreitet, noch einmal mit allem bei Null anzufangen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich dafür kein Verständnis habe, bei all dem was vorgefallen ist, so bestand die Aussage ihres Mannes darin, dass er nicht wisse ob er das könnte oder wollte. Dadurch hat er Eva wieder bitterlich zum Weinen gebracht. Sie machte sich dann Vorwürfe, dass alles ihre Schuld sei und sie einen Neuanfang nicht verdient hätte. Das Gespräch endet damit, dass ihr Mann sie angebrüllt hat.

Inzwischen steht auch fest und Eva hat es schwarz auf weiß durch einen Pschologen bestätigt, das bei Ihrem Mann der stark Begründete Verdacht einer krankhaft Narzisstischen Persönlichkeitsstörung besteht. Ich habe Eva jetzt zwei mal in der Reha besucht und jeder dieser Besuche von mir war insbesondere für Eva eine wahre Wohltat. Nach Ihrer Ansicht, nach Ansicht ihrer Freunde und auch nach Ansicht des Therapeuten, welcher Eva noch immer wegen ihrer Depressionen betreut (Sie muss wegen der Depressionen noch immer Medikamente nehmen), tut Eva die Beziehung zu mir ausgesprochen gut. Ihr Therapeut ist sogar der Aufassung, durch eine Beziehung zu mir könne Eva wieder von den Medikamenten weg kommen, denn ich bin Willens und in der Lage ihr die menschliche Nähe, Wärme und Unterstützung zu geben, die Sie dafür braucht. Ich habe auch ein solides Selbstbewusstsein das auch durch Rückschläge nicht leidet und bin zufrieden mit dem, was ich in meinem Leben erreicht habe. Diese bei mir offenbar bestehende charakterliche Stabilität und Verlässlichkeit sind Dinge, die Eva jetzt und in Zukunft braucht. Nach Eva´s Aussage habe ich ihr, in diesen 2 Tagen meiner Besuche, mehr und öfter meine übergroße Liebe gestanden als ihr Mann das in 10 Jahren getan hat. Eva erwidert meine Gefühle auch zu mehr als 100% und Gefühle für ihren noch Ehemann hat sie kaum mehr. Auf sie hat inzwischen mehrfach bekundet mich über alle Maßen zu lieben.

Das alles, insbesondere das letzt Geständnis brachte Eva nun dazu umgehend nach ihrer Rückkehr die Scheidung tatsächlich zu veranlassen. Allerdings handelt Sie hier inkonsequent, wie schon öfter in dieser Sache. Sie will ihm schon wieder eine letzte Chance geben und ihm eine Bedenkzeit von mehr als 1 Jahr einräumen. In dieser Bedenkzeit soll alles so weitergehen wie bisher.

Für mich für diese Situation langsam unerträglich. Ich liebe sie und sie liebt mich aber ein Zusammenleben ist nicht möglich dass Sie Angst vor der Trennung von ihrem Mann zu haben scheint. Ständig will sie alles unternehmen um ihn loszuwerden nur um wenige Stunden später wieder einzuknicken. In diesem Zusammenhang haben ihre Kinder übrigens bereits auch schon öfter die Frage gestellt wann der Papa denn endlich auszieht.

Auch die Kinder kennen mich sehr gut und haben mich als etwaigen Stiefvater bereits akzeptiert.

Sie würde auch sehr gerne mit ihren Eltern darüber reden allerdings fürchtet sie sich insbesondere von der Reaktion ihrer Mutter. Einmal fürchtete sich davor das Ihre Mutter ihren Mann umgehend aus der Wohnung wirft nur um einen Tag später ihre Meinung zu ändern und jetzt wieder Angst davor zu haben ihre Mutter könnten hinter ihren Mann stehen.

Nach ihrer eigenen Aussagen ist sie nicht in der Lage das Verhalten ihrer Mutter einzuschätzen.

Nach diesen langen Vorreden nun zum einer eigentlichen Fragen die mmich seit Tagen umtreibt. Ich befinde mich seit Tagen unter einem enormen Entscheidungsdruck mich zwischen meine Liebe zu Eva, meinem Verantwortungsgefühl ihr gegenüber und meinem eisernen Grundsatz, ein in mich gesetztes Vertrauen niemals zu missbrauchen.

Ich spiele seit Tagen mit dem Gedanken einem Brief an ihrer Eltern zu richten in dem ich alles vorgefalle als Freund erkläre. Hierzu muss noch gesagt werden das Ihre Eltern von meiner Existenz noch nicht das geringste wissen. Sie wissen zwar, dass sie einen neuen Mann kennengelernt hat, damit aber erschöpft sich bereits das Wissen der Eltern.

Einerseits möchte ich diesen Brief schreiben um meine Liebe zu Eva endlich in die gewünschten Bahnen zu lenken. Allerdings setze ich mich damit auch der Gefahr aus, das Eva die Beziehung zu mir beenden wird. Schweren Herzens würde ich auch das in Kauf nehmen da ganz offensichtlich ist, das die bestehende Ehe keinerlei Zukunft mehr hat und für sie nur eine Belastung darstellen. Hier kommt dann mein Verantwortungsgefühl zum Tragen, da ich sie auch wenn es zu meinem Schaden ist aus dieser Zukunftslosen Beziehung befreien will. Allerdings habe ich Ihre zugesagt, genau das nicht zu tun. Damit würde ich also ihr Vertrauen in mich missbrauchen.

Ich hoffe sie erkennen die Zwickmühle in der ich derzeit stecke... Mir ist durchaus klar dass mir die endgültige Entscheidung niemand abnehmen kann. Allerdings hoffe ich wenigstens auf eine Entscheidungshilfe.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Ralf Berg

Sehr geehrter Fragesteller,

dies ist im engeren Sinne ja keine medizinische oder psychologische Fragestellung,
sondern eher eine ethisch moralische.
Ich werde versuche Ihnen eine Hilfestellug dergestalt an die Hand zu geben, dass ich in einigen
Fragestellungen, durchausauch mit meiner persönlichen Meinung, ihren persönlichen Entscheidungsprozess mit Impulsen anrege.

1. Wenn es um eine Liebesbeziehung geht, was spricht dafür statt mit dem Partner
die Probleme zu beredete, was spricht dagegen? Was spricht dafür mit Bezugspersonen
Über den Partner oder die Probleme zu reden, was spricht dagegen.

Meine Meinung: Aufgrund der intimität der Beziehung sollte man immer versuchen mit dem Partner die Probleme zu bereden als über Dritte. Diese könnten allenfalls falls es von BEIDEN so gewünscht wird zu Rate gezogen werden.
Überlegen Sie: Wenn Sie die Eltern , die noch fast gar nicht eingeweiht sind über einen
Alleingang mit einem Brief in das Geschehen einbeziehen, wie würde das aus der Perspektive von
Eva wirken? Es ist nicht nur der Vertrauensbruch, es kann auch leicht so wirken, dass Sie nahe
Bezugspersonen manipulieren wollen " Um ihre Liebe zu Eva ENDLICH in die gewünschten Bahnen zu lenken. ..... Ist das eine gute Idee? Wie kämen Sie sich vor im umgekehrten Falle?


2. Wann ist ein Mensch oder ein Paar für einen grundlegende Entscheidung bereit.?
Hilft ein Partner dem anderen, der sich langsamer oder schwerer entscheiden kann,
wenn er " die Sache in die Hand "nimmt?
Kann man als außenstender Dritter so einen Ablöseprozeß überhaupt in der Dynamikl
Steuern oder beeinflussen? Wäre das nicht manipulativ.

Meine Meinung: Die Entscheidung zur Trennung von Evas Mann, muss Eva letztlich selbst
tragen und vornehmen. Es scheint so, dass Sie dazu in letzter Konsequenz noch nicht bereit ist.
Und sei es auch auch Angst, wie sich die Familiären Bezugspersonen verhalten.
Eine fundierte Entscheidung aus sich selbst heraus sieht doch anderst aus. Dann hätte Eva die Kraft entweder alleine die Ehe zu beenden, oder sich Hilfe von den Eltern oder Freund zu suchen.
Mein Rat auch wenn es schwerfällt, ich glaube, dass man von außen diesen Prozess nur wenig
beeinflussen kann. Und wie sie schon ahnen, dieser Schuss (bzw. die angedachte "Hilfe" kann
auch sehr wohl nach hinten losgehen.

Fazit: bieten Sie ihrer Eva ihre Hilfe immer wieder an, drängen Sie dabei nicht, zeigen Sie Perspektiven auf, vermeiden Sie es so gut wie möglich manipulativ, oder über den Kopf von Eva hinweg Dinge zu organisieren.

Ich hoffe Ihnen hiermit einige Denkanstöße und Anregungen für Ihre Entscheidung gegeben zu haben. Ich hoffe, das hilft Ihnen bei ihren Abwägungen

Mit vielen Grüßen Dr. R: :C Berg

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Experte für sonstige Frage an Ärzte

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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