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Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Pseudo-Demenz

Meine Mutter (70) ist seit ca. 3 - 4 Jahren verwirrt. Sie hatte jahrelang (seit 2001) Vorhofflimmern und bekam dann immer Infusionen. Meistens konnte sie am nächsten Tag das Krankenhaus wieder verlassen. Auffällig war, dass sie immer nach solchen Infusionen besonders verwirrt war und sich dieser Zustand von Mal zu Mal verschlimmerte. Vor 3 Jahren hatte sie eine Thrombose im Auge, die wieder mit Blutverdünnern intravenös behandelt wurde, dieses Mal allerdings eine ganze Woche lang jeden Tag. Seitdem ist sie psychiotisch, total verwirrt, leidet unter Verfolgungswahn. Manchmal ist es besser, manchmal ganz schlimm.

Allerdings ist sie so vergesslich, dass sie ihre Wohnung nicht mehr erkennt, wenn sie aufwacht. Wenn sie in meiner Wohnung ist, denkt sie, es ist ihre. Manchmal weiß sie nicht mehr, wer ich bin, und denkt, ich bin ihre Schwester und sucht nach ihrer kleinen Tochter. Sie kennt mein Geburtsdatum nicht mehr. Und fragt permanent, welcher Tag heute ist und wann ihre Betreuerin (seit fast 2 Jahren) wieder kommt und ihr Geld bringt. Sie beschwert sich, dass sie entmündigt wurde. Dabei ist sie selbst zum Arzt gegangen und bat um Hilfe, da sie so verwirrt ist, dass sie nicht mehr allein klar kommt. Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, was sie vor 5 Minuten gegessen hat, hält aber an Sachen fest, die gar nicht passiert sind. Leider erzählt sie diese auch weiter und macht mich so schlecht. Allerdings kann sie sich noch gut artikulieren und wenn man sie bittet, eine Uhr aufzumalen, tut sie das in kürzester Zeit tadellos.

Nun kommt meine Frage: Der behandelnde Psychiater ist der Meinung, meine Mutter "... hat ein ernsthaftes psychisches Problem." Es sei keine Demenz, es sei eine Pseudo-Demenz. Die Verwirrtheit und Vergesslichkeit scheint mir aber sehr stark ausgeprägt, als dass man dieses mit einer Pseudo-Demenz erklären könnte.

Die Betreuerin ist leider keine besondere Hilfe, sie ist pampig und kurz angebunden. Als Meine Mutter am Anfang der Betreuung Unsinn erzählt und behauptet hat, dass ich mich an ihrem Konto bediene, hat sie mir damit gedroht, mir das Amtsgericht auf den Hals zu hetzen. Wohlgemerkt hat sie dies auf meinen Anrufbeantworter gesprochen, ohne sich bei mir vorzustellen und mich zu fragen, ob dies überhaupt stimmt.

Meine Mutter möchte in ein Heim. Mit der Diagnose Pseudo-Demenz hat sie nach Aussage der Bertreuerin allerdings kein Anspruch auf Zuzahlung durch das Sozialamt bezüglich der Heimkosten.

Könnte es sich tatsächlich um eine Pseudo-Demenz handeln, eine Psychose im Rahmen einer schweren Depression?

Vielen Dank im voraus und viele Grüße
A.Z.

Dr. med. Ive Dr. Schaaf

Guten tag,

Hier zunächst einmal die Erklärung, was man unter Pseudodemenz versteht.
http://www.neuro24.de/show_glossar.php?id=1386

Es wird also gar nicht bestritten, dass eine Demenz besteht, allerdings nicht als alleiniges Problem und das scheint mir aufgrund Ihrer Schilderung auch richtig zu sein. Es klingt nicht nur Demenz, sondern auch nach Psychose, also Persönlichkeitsstörung.
Letztlich kann es Ihnen ja egal sein, wie die Erkrankung heißt, Hauptsache sie wird richtig behandelt und in diesem Falle ist es eher günstig, wenn es keine reine Demenz ist. Eine Demenz lässt sich nämlich medikamentös kaum beeinflussen. Man kann das Fortschreiten verlangsamen, aber nicht umkehren. Psychosen hingegen lassen sich medikamentös recht gut beeinflussen, was in diesem Falle Hoffnung auf Besserung bedeutet.
Offenbar fühlen Sie sich bei dem Psychiater nicht gut aufgehoben. Da Sie ohnehin das Recht auf eine zweite Meinung haben, warum stellen Sie sich nicht mit Ihrer Mutter beim Neurologen vor? Der wäre an sich der richtige Ansprechpartner.

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Alles Gute Dr. Schaaf

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