Frag-Einen

Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

Epilepsie Sport und Überhitzung

Guten Tag, zunächst einmal, ich weiß dass eine online- Beratung einen Gang zum Neurologen nicht ersetzt. Ich bin 25 und hatte vor ca. 4 Monaten meinen ersten generalisierten Anfall in der Arbeit (Büro). Es wurde zunächst von einem Gelegentheitsanfall ausgegangen, obwohl leichte EEG Veränderungen damals schon festgestellt wurden (Verlangsamung frontal, ein Sharp Wave). Dann war erstmal Ruhe. Nun hatte ich vor 4 Wochen einen weiteren generalisierten Anfall im Schlaf, mein Mitbewohner hat den Notarzt gerufen. In der Klinik wurde ich auf Lamotrigin eingestellt, ich vertrage es bisher gut, in 2 Wochen hab ich meine Enddosis von 200mg erreicht, dann soll der Spiegel kontrolliert werden. Als Anfallstrigger vermute ich am Ehesten hormonelle (ich hatte bei meinem ersten kurz danach meine Periode, die sehr unregelmäßig bei mir ist, bei meinem zweiten hatte ich wieder mit der Pille angefangen). Nun heißt es ja ich solle Stress vermeiden. Ich mache schon seit Jahren intensiv Sport, teilweise 4-5 mal pro Woche und arbeite momentan an meiner Doktorarbeit, parallel zu meinem Medizinstudium. Nun ist meine Neurologin übervorsichtig (meiner Meinung nach). Im Epilepsiezentrum wurde ich gründlich durchgecheckt, es wurde eine Narbe im Frontallappen als Anfallsauslöser gefunden, vmtl seit Geburt. Außer die üblichen Sicherheitshinweise und Kontrollen solle ich mir keine allzu großen Sorgen machen. Ich habe nicht unbedingt wenig Stress. Nun mache ich eben immer noch Kampfsport (Wushu, kein Kontaktsport, aber mit vielen Sprüngen, etc.) Wir planen nun eine Trainingsreise nach China, 2 Wochen, 6h am Tag, bei 40 grad - wobei man natürlich pausieren darf/ kann. Nun soll ich schon in 2 Tagen zu oder absagen. Ich will unbedingt mitfahren. Bei meiner Neurologin kriege ich so schnell keinen Termin. In Fachartikeln heißt es, Sport hat keinen Einfluss auf Anfälle, außer eben Überhitzung und unterzuckerung. Was würden Sie mir raten?

Dr. med. Frauke Gehring

Guten Abend,

Es gibt tatsächlich keinen Hinweis darauf, dass Sport Anfälle triggert. Stress tut es, und den haben Sie sicher in Ihrem Alltag mehr als genug. Insofern ist nicht per se davon auszugehen, dass Sie zu Hause sicherer als auf dieser Reise sind.
Allerdings sollte der Reisestress so gering wie möglich gehalten werden Gegen Unterzuckerung und Austrocknung werden Sie ausreichend vorbeugen können. Überhitzung ist natürlich eine Gefahr, aber da Sie zu Hause bei Ihrem Sport auch nicht gerade kühl bleiben, sehe ich auch hier kein größeres Problem, wenn Sie die der Hitze entsprechenden Pausen einhalten. Gefährlich ist Schlafmangel, der gerade auch wegen der Zeitverschiebung auftreten kann. Hier sollten Sie unbedingt für ausreichende Ruhezeiten sorgen, denn Schlafentzug triggert Anfälle.
Zusammenfassend besteht natürlich ein gewisses Anfallsrisiko, der Einstellung mit Lamotrigin zum Trotz. Es ist angesichts der Belastung der Reise mit Sicherheit etwas höher als zu Hause, aber das sehe ich nicht als absolute Kontraindikation.
Klären würde ich aber, wer Ihnen wie im Falle eines Anfalls helfen kann. Gibt es schnell erreichbare ärztliche Hilfe? Fühlen sich die Begleitpersonen gewappnet Ihnen zu helfen? Wenn Sie beides bejahen können, sehe ich keinen Grund für einen Verzicht auf die Reise.

Ich wünsche Ihnen das Allerbeste!

fadeout
... Interessiert Sie diese Frage ebenfalls?
Sie können für nur 7,50 EUR die Antwort vollständig einsehen.

Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr. med. Frauke Gehring

Dr. med. Frauke Gehring

Arnsberg

Staatsexamen 1984 in Kiel, seit 1992 in eigener Praxis niedergelassen. Onlineberatung seit 2001 bei Almeda, Focus (als ärztliche Leiterin), Onmeda, Bild der Frau. Moderatorin, Dozentin für medizinische Themen.

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Gynäkologie
  • Homöopathie / Naturheilverfahren
  • Innere Medizin
  • Neurologie / Nervenheilkunde
  • sonstige Frage an Ärzte
vollständiges Profil