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Frag einen Arzt zum Thema Innere Medizin

Befund Herz-CT

Guten Tag, habe eine Frage an einen Kardiologen: War bei einem Herz-CT. Im Befund steht alles in Ordnung bis auf folgenden Wert LAD. Da steht: Die LAD gibt einen proximalen schmächtigen Diagonalast ab. Die mittlere LAD gibt einen sehr kräftigen Diagonalast ab. Nach diesem Gefäßabgang im distalen LAD ( Segment 8 nach AHA 1976) verläuft die LAD über eine Strecke von gut 2,5 cm intramyocardial. Beurteilung: Die distale LAD weist partiell einen intramyocardialen Verlauf auf. Diese Normvariante wird heute als eine Ursache für einen Coronarsyndrom angesehn. Im übrigen keine Pathologika. Insbes. keine verkalkende onder stenosierende Coronarkrankung. Kardiologische Konulation empfohlen. Was heißt das alles? Ist das schlimm? Was soll ich tun?
Ist das lebensbedrohlich?
Freundliche Grüße

Dr. med. Olaf Stephan

Sehr geehrter Fragender,
leider bin ich von Haus aus kein Kardiologe, sondern Pulmologe und Gastroenterologe, da jedoch offenbar kein Herzspezialist in diesem Forum beteiligt ist, möchte ich versuchen, Ihnen eine plausible Erklärung zu liefern, allerdings muss ich gleich vorweg nehmen, bleibt Ihnen der Weg zum Fachmann (Kardiologe) nicht erspart. Das Kardio-CT wurde bei Ihnen sicherlich (??) auf Grund von Schmerzen im Sinne der Angina pectoris durchgeführt, da ohne bestimmte Indikation eine so recht aufwendige Untersuchung nicht gemacht wird. Im Ergebnis der Untersuchung sind offenbar keine Verengungen der Herzkranzgefäße durch Arteriosklerose oder Kalkplaques zu finden, das ist schon mal eine sehr gute Nachricht. Bei Ihnen wurde aber eine sogenannte Myokardbrücke im Verlauf des LAD (also einer Koronararterie) gefunden. Solche Myokardbrücken zählen zu den häufigsten angeborenen Koronaranomalien. Die Häufigkeit wird mit 1,5 – 16 % angegeben. In den meisten Fällen werden Myokardbrücken als harmlose Gefäßanomalien angesehen. Dennoch kann der intramyokardiale Verlauf (also innerhalb des kräftigen Herzmuskels) von bestimmten Abschnitten der Koronararterien, meistens im Ramus interventrikularis anterior ( = RIVA; LAD), durch systolische Kompression des Gefäßes (d.h. in der Pumpphase des Herzens) zu Myokardischämie (= Minderdurchblutung des Herzmuskels) führen. Hierbei wird durch das Zusammenziehen des Herzmuskels bei Pumpen der im Muskel gelegene Teil der Koronararterie so komprimiert, dass kurzzeitig der Blutfluss in dem Gefäß unterbrochen oder stark vermindert wird, somit resultieren teilweise richtige Durchblutungsstörungen im weiteren Verlaufe dieses Gefäßes. In Zusammenhang mit Myokardbrücken und intramyokardialem Koronarverlauf kann es zu behandlungsbedürftiger Angina pectoris (Herzschmerzen, Arrhythmien (=Herzrhythmusstörungen) und sogar Myokardinfarkten kommen. Das Kardio-CT ist sehr gut geeignet, um diese Anomalien darzustellen, mitunter kann man sie hier besser beurteilen als in der Koronarangiographie.
Die therapeutischen Konzepte zur Behandlung der symptomatischen Muskelbrücken umfassen den Einsatz von ß-Rezeptoren-Blockern (= Medikamente zur Senkung der Herzfrequenz), die chirurgische Spaltung der Muskelbrücken und die aortokoronare Bypaßoperation. Die intrakoronare Stentimplantation wurde als alternative Behandlungsmethode bei einzelnen Patienten mit symptomatischen Myokardbrücken zur Anwendung gebracht, wobei in einzelnen Berichten eine Verbesserung der klinischen Symptomatik nach Stentimplantion angegeben wird.
Die Therapieentscheidung und die Auswahl des Behandlungskonzeptes bei Patienten mit symptomatischer Myokardbrücke ist in Abhängigkeit vom Ausmaß der klinischen Symptomatik, der Lokalisation und Länge der Muskelbrücke, eines objektiven Ischämienachweises und letztlich auch entsprechend den Wünschen des Patienten individuell zu treffen. Meine Empfehlung an Sie ist also, den Befund einmal einem Kardiologen vorzustellen, der umfassende Erfahrungen in der invasiven Behandlung von Koronarproblemen hat. Ich hoffe, dass ich Ihnen trotzdem etwas weiterhelfen konnte. Mit freundlichen Grüßen O. Stephan.

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Experte für Innere Medizin

Dr. med. Olaf Stephan

Dr. med. Olaf Stephan

Berlin

Ärztliche Tätigkeit seit ca. 17 Jahren, durchweg im stationären Bereich, neben den o.g. Fachrichtungen Erfahrungen in der Intensivmedizin, Angiologie, Kardiologie und gastroenterologischen Endoskopie vorhanden.

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