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Frag einen Arzt zum Thema Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Resistenzbildung bei schwankender Quantität


Guten Tag!

Ausgangslage

Die Patientin (66 Jahre) hat einen Infekt.
Mit Bakterienbeteiligung.
Klassische Erkältungssymptome, aber unter Beteiligung der Nasen-Nebenhöhlen, mutmaßlich bereits auch teils der Stirnhöhlen.
Die Magen-Darm-Flora ist etwas vorgeschädigt, wird aber akut durch flankierende Aufbaupräparate unterstützt.

Verordnet war Amoxicillin, jedoch bestand und besteht Uneinigkeit hinsichtlich der angemessenen Dosierung und Häufigkeit der Einnahme.
In Rede stehen 2 - 3 mal 500 bis 2-3 mal 1000 mg und mehr.
Die Patientin ist in Sorge, dass Magen-Darm-Probleme auftreten (Durchfall), welche die Wirkung anderer Medikamente, die sie nehmen muss (z.B. Schilddrüse) zu stark reduzieren könnten.
Andererseits wird durch Husten der ohnehin schon schlechte Schlaf noch weiter gestört.

FRAGE
Anfangs wurde mit einer mittleren Dosierung begonnen, nach Rücksprachen um einiges erhöht, dann wieder, aus Befürchtungen heraus, wieder reduziert.
.
Hieraus ergab sich die generelle Frage:

Wird die Bildung von Resistenzen bei Bakterien bei schwankender Quantität der Antibiotika-Einnahme hierdurch überdurchschnittlich erhöht?

Wie ist am besten konkret fortzufahren?

Dank für Ihre Mühe und
mfG
Burkhard Tomm-Bub, M. A.

Dr. med. Jörgen Kohl

Sehr geehrter Herr Tomm-Bub!

Generell muss man bei solchen Fällen immer wieder die Frage stellen: Handelt es sich wirklich um einen bakteriellen Infekt? Die Antwort ist in den meisten Fällen "nein". Ich erlebe es in der Praxis fast täglich, dass Antibiosen falsch gegeben werden. Gerade bei Nasennebenhöhlen-Entzündungen ist das nur in sehr seltenen Fällen notwendig.

In ihrem Falle haben Sie mit Amoxicillin aber schon ein Antibiotikum bekommen, welches gegen die meisten Keime im HNO-Bereich gut wirksam ist. Die Standard-Dosierung beträgt bei Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion etc. 3x1g.

Die Gefahr einer Resistenzbildung bei der schwankenden Dosierung ist äußerst gering. Man sollte eigentlich nicht so schnell die Dosis wechseln, sondern lieber überlegen, ob andere Schritte notwendig sind: Absetzen der Antibiose, da vielleicht doch kein bakterieller Infekt? Wechsel auf ein anderes Präparat? Hinzunahme eines zweiten Wirkstoffes wie Clavulansäure?

Gerade letzter Punkt ist aufgrund der Resistenzlage der klassischen "HNO-Keime" erwägenswert.

Die wichtigste Frage ist: geht es der Patientin denn besser? Wenn sie die Antibiose schon eine Woche o.ä. eingenommen haben und dies der Fall ist, dann sollten sie die Einnahme beenden.

Weitere wichtige Fragen wären: waren Fieber oder starke Schmerzen dabei? Wie war der Allgemeinzustand der Patientin? Wenn dies nicht der Fall ist, haben wir es eher mit einem viral bedingten Infekt zu tun.

Mit besten Grüßen, Dr. med. Jörgen Kohl

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Experte für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Dr. med. Jörgen Kohl

Dr. med. Jörgen Kohl

Halberstadt

Klinisch tätiger Oberarzt für HNO-Heilkunde. Promotion zum Thema Schmerztherapie nach HNO-Eingriffen. Jahrelange Tätigkeit in der Beratung für implantierbare Hörsysteme.

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