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Frag einen Arzt zum Thema Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

chronische Sinusitis

Ich leide seit Jahren besonders im Winterhalbjahr an chronischer Sinustitis. Leider werden die Abstände zwischen den Infektionen immer kürzer. Die üblichen Hausmittel und handelsüblichen Schleimlöser helfen leider nur minimal. Antibiotika helfen nur kurzfristig.

Mein Hausarzt hat mir eine Patienteninformation der Firma "univaccin" gegeben. Univaccin bietet individuelle Impfungen bei chronischen Infektionen (Harn- u. Genitalsystem Haut, Nasen- und Rachenraum, Atemwege, bei hochresistenten Bakterien) an. Leider hat mein Arzt noch keine Erfahrungen mit dieser Therapieform.

Bevor ich mich darauf einlasse, hätte ich gerne andere Meinungen dazugehört, wenn möglich auch Referenzen.

Über eine schnelle Antwort würde ich mich sehr freun. Ich bedanke ich schon jetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Ralf Berg

Liebe Ratsuchende:

Vorweg: mit indiviudellen Imfungen im Nasenrachenbereich habe auch ich keine persönlichen Erfahrungen und kann auch keine Referenzen nennen. Diese bekommen Sie aber sicher bei Anfrage an die Firma Univaccin, da diese ja weiss wer mit ihren Impfstoffen arbeitet.
Allerdings habe ich bei chronischen Infektionen der Harnblase derartige Impfungen bei meinen Patieten seit ca. 1999 durchgeführt,wenn auch mit Impfstoffen von einem andererm Hersteller. Ich muss sagen, dass diese sinnvoll und berechtigt sind, und in meinem Kollektiv im Schnitt bei 70% der Betroffenen gewirkt, bwz. die Situation deutlich bebessert haben. Wohlgemerkt nur im Uro-genitalbereich.

Lassen Sie mich noch einige Anmerkungen zu Ihren Ausführungen machen: Sie beschreiben Sinusitiden hauptsächlich im Winterhalbjahr, sprechen jedoch von chronischer Sinusitis. Klären Sie mit Ihrem Arzt nochmal ab ob es tatsächlich eine chronische Sinutitis ist und nicht nur eine Saisonal gehäufte Sinusitis bei "Gefährlichen Klimabedingungen". Diese kann auch einmal rein mechanische Ursachen, (Enge Nasengänge, Nasenmuschel Hyperplasie) haben, die u. U. durch einen HNO chir. Eingriff gebessert oder beseitigt werden können. Dies könnte, falls nicht schon geschehen bei einem auch operativ in diesem Bereich arbeitenden HNO Arzt bei einer Untersuchung am besten abgeklärt werden.

Sollten hauptsächlich die Kieferhöhlen (sinus Maxillaris) betroffen sein, kann auch versucht werden durch einen zeitweisen Abfluss über ein eingelegtes Röhrchen, die Kieferhöhle zu sanieren. Allerdings, sind nach den mir vorliegenden Informationen die Erfolgsaussichten nicht so gut. Auch hier kann Ihnen am besten ein HNO Arzt der dieses praktiziert über die Chanchen auskunft gegeben werden.

Falls Sie sich für die Impfung entscheiden, sollten Sie auch wissen, dass im Nasenrachenraum weniger hochresistente Bakterien, sondern eine Vielzahl an Viren (ca. (=80% der Infektionen) ursprünglich und ursächlich an der Entstehung einer Sinusitis beteiligt sind. Dagegen sollte die Impfung auch wirksam sein.

Sie haben im allgemeinen über ihren Impfstatus nichts gesagt, deshalb gehe ich davon aus, dass Sie aber zumindest über die allgemein empfohlenen und in aller Regel von der Kasse bezahlten Impfungen bereits immunisiert sind als da wären:
Pneukokoggenimpfungen (jetzt frisch nachgewiesen, kann diese Impfung im Kleinkindalter auch die Sinusitiden und Otitiden um ca 70 % verringern)
jährliche Grippeimpfung, ggf. auch mit der verstärkten Variante für Senioren (z. B. Fluad), und
man könnte bei Ihnen auch überlegen ob man einen Versuch mit den eigentlich für Kinder entwickelten Imfpstoffen für den Nasen Rachenbereich macht (z.b. gegen Rotavirus(z.b. Rotarix)).

Zusammenfassend:
Zunächst würde ich die normalen Impfungen komplettieren,
einen HNO Arzt mithinzuziehen um abzuklären ob operativ etwas verbessert werden kann.
Wenn dies erfolgt ist, und man Ihnen versichert, dass die Erfolgsraten im Nasen Rachenbereich ähnlich gut sind wie im Urogenitalbereich würde ich Ihnen zu der Impfung raten.
(Allerdings glaube ich nicht so ganz daran, die Sanierung einer chronischen Sinusitis ist m. E. viel schwieriger wie diejenige von rezidivierenden Harnwegsinfekten).

Ich hoffe ich habe mehr geholfen als zusätzliche Fragen aufgeworfen mit vielen herzlichen Grüßen Dr. R. Berg

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Experte für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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