kann nicht aufhören zu essen
Mai 5, 2012 | 15,00 EUR | beantwortet von Dr. med. Hendrik Bernau
Ich hab da echt ein Problem. Von morgens bis nachts bin ich nur damit beschäftigt zu essen oder zu überlegen was könnt ich als nächstes essen
Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, ich kann nicht aufhören. Habe vor kurzem versucht meine Ernährung dauerhaft umzustellen und mehr Gemüse einzukaufen um mich zumindest ein bisschen gesünder zu ernähren. Tja.. das artete aus! Bin dann zum nächsten Supermarkt, weil ja nur Gemüse da war und hab fettiges Zeug eingekauft wie a Wahnsinnige Dann noch zu MC****, abends wie immer Chips und Schoko....
Mich macht die Fresserei so fertig. Was kann ich dagegen tun
Einfach weniger essen geht nicht es ist wie ein Zwang.
Ich hab schon immer gern gegessen, aber von Dezember 10 bis August 11 hab ich fast gar nix gegessen, weil ich schwanger war. Da hatte ich keinen Appetit. Aber Seit Lucas Geburt gehts wieder los. Doch seit ca. 3 Monaten ist es richtig schlimm geworden. Und ich hab das Gefühl es wird schlimmer
Sehr geehrte Fragestellerin,
Sie beschreiben eine Form von Essstörung. Medizinisch versteht man darunter die dauerhafte und krankhafte emotionale und gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema Essen. Ihrer Beschreibung nach könnten Sie unter der Erscheinungsform "Binge Eating" leiden: Diese wird angenommen, wenn der Patient über den Zeitraum von mindestens 6 Monaten an jeweils 2 Tagen die Woche sog. "Heißhungerattacken" verspürt und mindestens 3 der nachfolgenden Kriterirn erfüllt:
- essen, ohne hungrig zu sein
- besonders schnelles essen
- essen, bis ein unangenehmes Gefühl einsetzt
- allein essen, um Gefühle von Schuld und Scham zu vermeiden
- die Ess-Anfälle werden als belastend empfunden
- nach dem Ess-Anfall treten Gefühle von Ekel, Scham oder Depressionen auf
Nun ist ihr Ansatz, mehr Gemüse einzukaufen und anschließend quasi als "Ersatz" für Fast- oder Junkfood zu verspeisen, sicherlich nicht verkehrt. Wie Sie jedoch selbst schreiben, führt diese Maßnahme allein nicht zum gewünschten Erfolg. Mein Rat gliedert sich wie folgt in zwei Teile:
1. Vereinbaren Sie einen Termin mit dem Hausarzt Ihres Vertrauens und sprechen Sie die Problematik an. Es gibt verschiedene Varianten, vom Esstagebuch bis hin zur Erkenntnis, leistungsfähiger und attraktiver zu sein, wenn man bereit ist, seine Lebens- und Ernährungsweise umzustellen. Ihr Hausarzt wird nach einer ausführlichen Anamnese weitere Schritte empfehlen.
2. Fangen Sie bei sich an. Sie sind in der sehr vorteilhaften Position, dass Sie erkennen, ein Problem zu haben. Damit sind Sie ein gutes Stück weiter als viele andere Patienten. Gehen Sie einen Schritt weiter und disziplinieren Sie sich - vielleicht anfangs mit festen Mahlzeiten. Es müssen keine "Hungermahlzeiten" sein - aber eben zu bestimmten, festen Zeiten. Nichts mehr "nebenbei". Nutzen Sie Ihren psychologischen Vorteil und machen Sie sich die Konsequenzen von undisziplinierter "Völlerei" klar.
Gerade weil Sie bereit sind, etwas gegen das Problem zu unternehmen, räume ich Ihnen gute Chancen ein, den von Ihnen beschriebenen Kreislauf zu durchbrechen.
Ich hoffe ich habe Ihnen weiterhelfen können. Sollten Sie Rückfragen haben, stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Ich wünsche Ihnen eine gute Gesundheit.
Beste Grüße,
Dr. med. - anonymisiert -
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