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Frag einen Arzt zum Thema Allgemeinmedizin

Hepatitis B

Meine neue Partnerin hat seit ihrer Geburt eine chronische Hepatitis B. Sie ist trotz kleiner Virenanzahl im Blut, Übertragungträger.

Ich habe nun die erste Spritze zur Hepatitis B Impfung (aktive Impfung) erhalten. Mein Arzt hat mir zusätzlich nun eine passive Impfung mit Bepatitis B Immunglobuline gespritzt.

Er meinte, daß dadurch eine Ansteckung der Hepatitis B ausgeschlossen ist, auch bei Schelechtsverkehr, da durch die passive Impfung sich nun Abwehrkräfte im Körper befinden bis die passive Hepatitis B Impfung greift.

Ist eine passive Impfung mit Hepatitis B Immunglobuline wirklich so sicher ?

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Dr. med. Ralf Berg

Hallo, das ist ja eine in mehrerlei Hinsicht interessante Frage.

1. Datenlagen:
Ich gehe davon aus, dass Sie das Hepatitis B Immunglobulin von Behring erhalten haben. Von einem Schutz vor Ansteckung wird ausgegangen wenn dadurch (oder durch die aktive Impfung) mindestens ein AntiHBS-Titer im Blut von über 1 :100 gemessen werden kann. Daten darüber wie lange dieser Titer nach Einmalgabe eine Immunglobulins im sonst gesunden Organismus anhält gibt es nicht !! Das heißt in letzter Konsequenz, daß man regelmäßig diesen Titer kontrollieren muss. In welchen Intervallen ist ebenfalls nicht wissenschaftlich abgesichert, da keine Daten vorhanden. Empfohlen werden seitens der Firma mindestens alle 4 Wochen.
Die einzigen Daten zur Wiederholung der Immunglobulingabe, existieren nur bei Lebertransplantierten mit Hepatitis B Infektion. Dort reicht der AK -Titer der Spritze mindestens 3 Monate lang. Aber Vorsicht, dies sind keine "normalen" Vergleichspatienten, da diese andererseits auch immunsupprimiert sind. Man kann diese Daten nicht einfach auf Ihren Fall übertragen.

2. Finanzielle Aspekte:
Die passive Einmalgabe kostet 180 Euro und ist in Ihrem Fall zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung sicher nicht zu übernehmen. Das gleiche gilt für die notwendigen Titerbestimmungen, die ebenfalls mit ca. 60- 80 Euro pro Untersuchung zu Buche schlagen. Wollen Sie soviel Geld ausgeben?

3. Alternativen:
Bis zum aktiven Nachweis eines aktiven Impftiters z.b. 1 Woche nach der 3ten Impfung, besteht die Möglichkeit der Enthaltsamkeit. Dies ist nebenbei bemerkt die einzige 100 % sichere Möglichkeit.
Die zweitbeste (aber eben nicht 100 %tig) ist ganz einfach die Nutzung eines Kondoms, auch unter Kostengesichtspunkten schneidet diese Variante ganz gut ab.
Die größte Unsicherheit besteht bei der nun vorliegenden Methode, zumindest solange wie in Ihrem Blut nicht ein Titernachweis erfolgt ist.
Gerade bei der Hepatitis B kommt es bei Erwachsenen vor, dass es Nonresponder auf die aktive Impfung gibt. Daher ist bei beruflich exponierten von BG`s und dem RKI eine Titerbestimmung vorgesehen. (BG=Berufsgenossenschaften, RKI RobertKochInstitut)

Ich hoffe Sie konnten den doch etwas komplizierten Ausführungen bisher folgen.
Da nun beide Impfungen schon erfolgt sind mein abschließender Rat an Sie beide:
In jedem Fall die aktive Impfung (wenn möglich nach Schnellschema) zu Ende führen und:

1. Möglichkeit
Ich würde in jedem Fall nach 4 und 8 Wochen eine Hepatitistiterbestimmung (auch auf eigenen Kosten) vornehmen lassen, um mit Sicherheit ungeschützen Verkehr haben zu können.
2. Möglichkeit
Alternativ könnten Sie bis zur zweiten Impfung sich durch Kondome schützen. Ist nach weiteren nach weiteren 4 Wochen nach der 2 Impfung eine Titerbestimmung hoch genung für den Schutz, können Sie dann auf die Kondome verzichten. Man kann dann davon ausgehen, dass die aktive Impfung angeschlagen hat.
Zur Sicherheit sollte man das Absinken des Titers (normalerweise nach der 3. Imfpung sehr langsam, Schutz über 10 Jahre) beobachten.

Mit freundlichen Grüßen Dr. R. Berg

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Experte für Allgemeinmedizin

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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