Frag-Einen

Frag einen Arzt zum Thema Tropenmedizin

Reise mit Kindern um die 6 Jahre nach Indien

Guten Tag, es gibt das Vorhaben mit Kindern die zwischen 4 und 6 Jahren alt sein werden nach Indien zu fliegen. Eine Ärztin hat mir auf meine Frage nach gesundheitlichen Bedenken das angehängte mitgeteilt. Teilen Sie die Meinung ? Was gibt es darüber hinaus zu beachten ?

\\\"Im Gegensatz zu Reisen in das europäische Umland, bei denen ich Ihnen nur zu den Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert-Koch-Institutes für Kinder raten kann, gibt es für Indien einige Besonderheiten.

Generell würde ich mit Kindern unter 12 Jahren nicht nach Indien reisen und das aus gesundheitlichen sowie hygienischen Gründen. Mit Kindern in Ihrem Alter ist das Risiko von Ansteckungen sehr hoch. Sie sind, selbst bei aller Vorsicht so vielen Viren, Bakterien und Parasiten ausgesetzt, gegen die Sie Ihre Kinder auch nicht alle impfen können. Auch wenn Erwachsene einen Aufenthalt in Indien gut und sogar problemfrei überstehen, ist das Risiko für Kinder unverhältnismäßig hoch.

In meiner mehrjährigen Praxis, vor allem in den Region Thailand, Zanskar sowie Indien, habe ich erleben dürfen das Kinder selbst bei größter Vorsicht, alleine schon die ersten Tage schwerste Durchfälle erleben und ihre Eltern sich das nicht erklären können, da diese Problem- und Beschwerdefrei waren und geblieben sind. Cholera, eine schwere bakterielle Infektionskrankheit, vorwiegend des Dünndarms, tritt beispielsweise in Indien immer wieder auf und ist in aller Regel \\\"nur\\\" für Erwachsene, bei Beachtung der üblichen Hygieneregeln, keine Bedrohung. Eine Impfung gegen Cholera steht zwar zur Verfügung, wird aber in keinster Weise empfohlen.

Im Allgemeinen gilt das Kinder die höchste Infektionsrate haben. Dies ist der Tatsache geschuldet, das diese ihre Finger im wahrsten Sinne des Wortes \\\"überall\\\" haben und das Immungedächtnis nicht ausreichend kompetent und ausgebildet ist. Neben einer Grundimpfungen gegen Tetanus, Diphterie, Polio, Keuchhusten, Hepatitis B, Windpocken, Masern, Mumps, Röteln und Haemophilus influenza, die Ihre Kinder sicherlich zumindest in Teilen bereits erhalten haben, bräuchte diese neben einer speziellen zusätzlichen Auffrischung auch noch Impfungen gegen Hepatitis A und Typhus, und je nach Reisegebiet Japan- Encephalitis und Meningitis. Diese Zusatzimfpungen sind für den Kinderkörper allerdings nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Natürlich sind diese trotzdem, falls sich die Reise nicht vermeiden lässt, möglich und sinnvoll, weil eine Erkrankungen sonst zum Tode führen kann.

Sie müssten überdies in vielen Regionen Malaria-Prophylaxe betreiben, die nicht 100-prozentig sicher ist; außerdem muss man mit Dengue Fieber und Chikungunya rechnen, gegen die man sich nicht schützen kann. Ein ausreichender Schutz vor Stechmücken (Expositionsprophylaxe), insbesondere während der Dämmerung und nachts, ist der wichtigste Schutz vor einer Malariaerkrankung. Im Gegensatz dazu breitet sich das erwähnte Dengue Fieber durch den Stich tagaktiver Mücken gerade seit letztem Jahr wieder aus.

Einige Erkrankungen treten sogar erst 6-8 Wochen nach Infektion aus, also zu einer Zeit in der die Kinder bereits meistens wieder in ihren gewohnten Umgebungen sind. Vielen Haus- und Kinderärtzen fällt es dann schwer, diese Erkrankungen dem Auslandsaufenthalt zuzuordnen, gerade auch durch die häufig verwandten Symptomen mit anderen regional bekannteren Infektionen.

Werden Sie, Ihre Familie oder gar Ihre Kinder viel Kontakt zu Einheimischen haben ? In welche Region reisen Sie denn genau ? Inder sind zwar äußerst gastfreundlich, kommunikativ und freundlich, weisen aber oft resistenzen gegen Erreger auf, ohne selbst die Symptome zu zeigen. Trotzdem fungieren diese weiterhin als Überträger der Krankheit. Auch hier gilt bei und mit Kindern eine besondere Vorsicht. Die Reise mit Bussen oder die Begegnung mit mehreren Menschen auf einen Raum führt so zu einer Konzentration mit hoher Ansteckungsgefahr.

Ein ausreichender und gültiger Krankenversicherungsschutz einschließlich einer Reiserückholversicherung ist dringend notwendig. Ihrer Schilderung nach sind die Kinder privat krankenvollversichert. Hier sollten Sie trotzdem die Kostenübernahme für Impfungen und des Rücktransportes klären, da Versicherungen stellenweise Kosten für private Reisen mit erhöhtem Risiko nicht tragen. Eine Reise mit Kindern in Ihrem Alter, in Regionen wie Indien, gehören definitiv dazu.

Ein Familienurlaub mit langen Flugzeiten, verändertem Tagesablauf, raschem Wechsel der Lebensbedingungen und nur kurzen Erholungszeiten ist für Kinder noch strapaziöser als für Erwachsene. Daher würde ich dies auch bei anderen Reisen mit längeren Flugzeiten beachten.\\\"

Christian Welsch

Sehr geehrter Fragesteller,

ich würde es nicht ganz so hart sehen und sagen das so ein Trip besser mit kleinen Kindern nicht gemacht werden sollte . Sie schreiben leider nicht was sie genau in Indien vorhaben.
Ganz vorneweg, meines Wissens hat dieses Forum keinen in Reisemedizin speziell ausgebildeten Arzt, und einen solchen bräuchten sie für diese Beratung. Ich möchte trotzdem versuchen Ihre Fragestellung zu beantworten, ich war zwar noch nie in Indien, aber die Regeln gelten sicher auch für andere vergleichbare Länder.
Es hängt sicher davon ab, was sie vorhaben, einen Abenteuer-Treckiingurlaub mit Kindern in dem Alter würde ich grundsätzlich nicht machen. Wenn sie im Gegensatz dazu nur sichn nur in Füfnsterne Hotels bewegen und sich von dort aus organisierte Touren zu den Sehenswürdigkeiten des Landes organisieren lassen, wird das Risiko ünerschaubar sein.

Die von Ihnen angesprochenenen Durhcfallerkrankungen würde ich auch am gefährlichsten Erachten, da hier bei kleinen Kindern durch den immensen Salz und Wasserverlust schnell auch lebensbedrohliche Zustände entstehen können.
Deshalb solllten sie nur abekochtes oder fabrikversiegeltes Wasser während Ihrer Indien- Reise trinken. Eiswürfel, unverpacktes Speiseeis oder Getränke, die nicht aus der Originalflasche kommen, verzichten Sie besser. Bei Obst und Gemüse gilt: selbst geschält, gekocht – oder gar nicht!
Achtung: An einigen Straßenständen werden Plastikflaschen mit Leitungswasser gefüllt und so verschlossen als seien sie offiziell versiegelt! Ist kein versiegeltes Wasser zu bekommen, muss es entweder mindestens drei Minuten abgekocht (je 150 Höhenmeter aufgrund des niedrigeren Siedepunktes eine Minute länger), mittels Hand- oder Tropffilter gefiltert oder chemisch desinfiziert werden.

Das Händewaschen mit einer antibakteriellen Seife vor dem Essen sollte für sie und Ihre Kinder zur Routine werden.
Man sollte Essen nicht an Strassenständen kaufen.
Toilettengang in Indien ist für den Westeuropäer oftmals etwas abenteuerlich, teilweise auch mit ein wenig Überwindung verbunden. In diesem Land, in dem etwa 700 Millionen Menschen ihre Bedürfnisse im Freien oder in Behälter verrichten, die von Mitgliedern niederer Kasten geleert werden, ist es eigentlich schon etwas besonderes, überhaupt ein abschließbares „eigenes“ WC zu finden – also kann man sich im Erfolgsfall schon einmal freuen…
Grundsätzlich bevorzugt man in Indien so genannte „Hocktoiletten“. Gespült werden diese mittels eines kleinen Behälters, den man mit Wasser befüllt. Toilettenpapier sucht man vergeblich – die Säuberung findet mittels der linken Hand und eines meist vorhandenen Wasserschlauchs statt. Gerade öffentliche Toiletten auf Bahnhöfen oder großen Bushaltestellen entsprechen den westlichen Vorstellungen von Hygiene in keiner Weise – auch wenn zumeist sogar ein geringer Obolus für das Benutzen der Anlagen verlangt wird. Nichtsdestotrotz kann mich durchaus trauen, auch diese Bedürfnisanstalten zu nutzen, sofern man eigenes Toilettenpapier (dieses sollte aufgrund der Konstruktion der Abwasserleitungen nicht hinuntergespült werden, sondern in einen bereitgestellten Behälter geworfen werden) dabei hat und sich bemüht möglichst wenig zu berühren. Mit etwas Handdesinfektionsmittel verschwindet das ungute Gefühl auch meist wieder schnell… Glücklicherweise kommt man nicht allzu oft in die Verlegenheit, diese öffentlichen Anlagen nutzen zu müssen. Die WC in durchschnittlichen Restaurants und einfachen Hotels sind in der Regel deutlich sauberer, verfügen teilweise über Papier und sind hin und wieder sogar im „Western Style“ gehalten, d.h. man kann sich setzen – ob man das wirklich möchte bleibt natürlich einem selbst überlassen.
Aus der besonderen Form der Toilettenhygiene erklärt sich auch die besondere Form der Begrüßung (traditionell gibt man sich nicht die Hand) und des Essens (ohne Besteck, nur mit der rechten, der sauberen Hand)

Wenn Sie wegen der Nebenwirkungen keine Malariaprphylaxe machen lassen wollen, sollten sie sich vor Ort Anti-Mücken-Mittel besorgen . Anti-Mücken-Sprays und Cremes aus Europa können gegen die indischen Mücken nicht die erwünschte Wirkung erbringen. Auch ein Moskitonetz zum schlafen sollte dabei sein.

Den Impfempfehliungen der Kollegin würde ich mich anschliessen, ob sie exotische Menigitisformen impfen lassen wollen , hängt sicher von Ort und Art der Reise ab.


Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein bischen weiterhelfen.

Haben sie konkrete Fragen ? Gruss C.Welsch

fadeout
... Interessiert Sie diese Frage ebenfalls?
Sie können für nur 7,50 EUR die Antwort vollständig einsehen.

Experte für Tropenmedizin

Christian Welsch

Christian Welsch

Veitsbronn

niedergelassener HNO-Arzt und Notfallmediziner, seit 15 Jahren regelmäßige Mitarbeit im allgemeinmedizinischen Notdienst

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Allergologie
  • Chirurgie
  • Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
  • sonstige Frage an Ärzte
vollständiges Profil