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Frag einen Arzt zum Thema Neurologie / Nervenheilkunde

SSRI

Liebe Frau Dr. Höllering,

ich bin derzeit wirklich verzeifelt. Seit über 15 Jahren nehem ich SSRI, jetzt Cipralex, da ich immer wieder mit Depressionen und Ängsten zu tun hatte. in 2013 versuchte ich über Monate die 10 mg Cipralex abzusetzen, immer tropfenweise..als ich bei ca 4 mg angekommen war, nach ca. 4 Monaten, ging es mir bis dahin so unglaublich schlecht, dass ich fast in die Klinik gegangen wäre. Schlafstörungen, Panik, Herzbeschwerden, bleierne Müdigkeit, Krankheitsgefühl..mir war nicht wirklich klar, dass dies alles Absetzreaktionen waren/Entzugserscheinungen. Ich nahm als wieder das Medikament, musste zeitweise sogar auf 20 mg gehen, dann wieder auf 10 mg. Alles war sowet wieder gut, allerdings habe ich mich nie wieder von den damals entstandenen Schlafstörungen erholt. Sie sind wie ein bleibender Schaden. Mittlerweile habe ich seit wenigen Monaten eine ADHS Diagnose mit 43 Jahren bekommen. Man kann jetzt mutmaßen, dass ich evtl lange Zeit falsch behandelt wurde und die Grundproblematik nicht erkannt wurde. Nach Einstellen von MPH und guter Wirkung sollte ich nun wieder versuchen Cipralex versuchen abzusetzen. Pro Monat 0,5 mg. Ich werde verrrückt, es geht einfach nicht. Die Absetzerscheinungen sind unerträglich. Unwirklichkeitsgefühle, Panikattacken, Schlafstörungen, Muskelzucken, unbeschreiblich. Ich war bei 3mg angelangt. Ein Raufdosieren bringt nach einem Tag absolute Linderung. Kann es wirklich sein, dass man nie wieder von den SSRI loskommt? Haben die vielen Jahre Schäden im Gehirn verursacht? Ich habe doch anscheinend eine massive körperliche Abhängigkeit, die nichts mit einer Depression zu tun hat, sondern mit dem SSRI. Ich habe Angst, nun auch wieder bleibende Schäden vom Absetzversuch zu behalten, wie es 2013 war. Was kann man tun.? Von Ärzten hört man, man muss nur langsam machen, das geht schon. Wie langsam noch? Pro Jahr ein ml? Ich würde auch in eine Klinik gehen, aber scheinbar müsste ich dort viele Monate bleiben. Viele Grüße

Dr. med. Frauke Gehring

Guten Abend,

Ehrlich gesagt: Ich halte das nicht (alles) für Absetzerscheinungen. Natürlich gewöhnt der Körper sich an SSRI, darum muss man ausschleichen, aber man soltle doch erwarten, dass das nach 1 bis 3 Monaten erledigt ist. Vor allem, wenn die Reduktion von 20 auf 10 mg ohne größere Probleme vor sich ging, können Ihre geballten Beschwerden kaum Entzugserscheinungen sein.
Wir sollten also zunächst davon ausgehen, dass hier eine Mischung aus der Grundkrankheit und einer psychosomatischen Problematik vorliegt. Das Aufdosieren macht sich immer erst nach vielen Tagen bemerkbar, und wenn es sich um halbe oder einzelne mg handelt, schlicht gar nicht. Fühlen Sie sich nach einem Tag besser, muss von einem starken Placeboeffekt ausgegangen werden.
Es sei, Sie gehören zu der Handvoll Menschen, von denen eine langjährige Entzugssymptomatik berichtet wird. Es ist völlig unklar, worauf die zurückzuführen ist, und sie ist außerordentlich selten.
Ich würde zum Absetzen in eine Klinik gehen. Im geschützten Umfeld, unterstützt durch Psychotherapie, wird man Ihnen m. E. dort innnerhalb einiger Wochen helfen können, auch durch symptomatische Therapie der Begleitbeschwerden. Klappt der Entzug dort nicht, sollten Sie es unter der Annahme, zu den o.a. seltenen Menschen zu gehören, weiter nehmen.

Herzlichst, Dr. Höllering

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Experte für Neurologie / Nervenheilkunde

Dr. med. Frauke Gehring

Dr. med. Frauke Gehring

Arnsberg

Staatsexamen 1984 in Kiel, seit 1992 in eigener Praxis niedergelassen. Onlineberatung seit 2001 bei Almeda, Focus (als ärztliche Leiterin), Onmeda, Bild der Frau. Moderatorin, Dozentin für medizinische Themen.

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Gynäkologie
  • Homöopathie / Naturheilverfahren
  • Innere Medizin
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  • sonstige Frage an Ärzte
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