Evtl Speiseröhrenentzündung?
Dezember 5, 2010 | 10,00 EUR | beantwortet von Dr. med. Ralf Berg
Hallo,
wir waren gestern und auch heute mit unserem Sohn (6 Jahre) in der Notfallsprechstunde. Am Mittwoch trat es das erste Mal auf, dass er kurz nach dem Essen weinte und über starke Schmerzen in Brusthöhe klagte, was nach ein paar Minuten aber wieder vorbei war. Gestern war es wieder so stark, dass er meinte, er hätte stechende Schmerzen in der Brust und Schmerzen beim Schlucken und bekommt nicht gut Luft. Wir sind dann sofort in die Klinik, er wurde untersucht (Brust und Rücken abgehört, in den Hals geschaut, in die Ohren geschaut, Magen abgetastet). Zur Vorsicht wurde Blut abgenommen, aber die Werte, bis auf der Entzündungswert war minimal erhöht, waren in Ordnung und man sagte uns, heute sollte eine Besserung eintreten, ansonsten sollten wir heute nochmal vorbeikommen. Da es sich nicht verbessert hat, sind wir heute also wieder hin. Es ist wirklich so, dass er, kurz nach dem Essen oder schon währenddessen über Schmerzen in der BRUST und Schmerzen beim SCHLUCKEN (im Hals) hat, anfängt zu weinen, Panik in den Augen bekommt und schon fast das Essen verweigert. Das hält dann mit kurzen Pausen für 15 oder 20 Minuten an und dann geht es wieder. Ansonsten ist er fit. Heute wurde er nicht gründlicher als gestern untersucht. Als ich dann noch erzählt habe, dass er sich am Freitag an einem Weingumme (größerer, etwas härter) verschluckt hat, wurde eine Speiseröhrenentzündung diagnotiziert. Wir sollen weiche Kost geben und dann sollte sich das bis morgen geben. Aber wenn es an dem Verschlucken (durch Klopfen auf den Rücken und Finger leicht in den Hals stecken kam es dann wieder raus) des Weigummis am Freitag gelegen haben soll, wie kann er sich dann schon am Mittwoch (ganz spontan weinend im Supermarkt) über starke Brustschmerzen beklagen?
Einfach rumsitzen und abwarten scheint uns zu wenig! Wir machen uns wirklich Sorgen!
Über einen schnellen Ratschlag von Ihnen wären wir dankbar!
Liebe besorgte Eltern !
dies ist in der Tat ein ungewöhnlicher Fall. Aber was wären denn die Alternativen, die jetzt ergriffen werden könnten (nicht müssen !!). Sie sind doch nicht rumgesessen und haben abgewartet. Es sind mehrfach Untersuchungen, deren Umfang angesichts des Gesamtumstandes für mich absolut angemessen erscheinen an mehreren Tagen durchgeführt worden. Diese haben außer Hinweisen auf einen Entzündung bisher keinen Befund geliefert. Ich würde Ihnen in der Tat zum Zuwarten raten. Natürliche wäre es möglich eine Magen und Speiseröhrenspiegelung (womöglich in Narkose) durchzuführen um die Entzündung sehen zu können. Aber dies würde an der Therapie ja nichts ändern. Auch scheinen, die Beschwerden mal mehr im Brust, dann wieder im Bauchbereich empfunden zu werden. Ich hoffe, dass mit dem Rat zur weichen Kost, auch hingewiesen werden sollte, dass ein paar Tage SChonkost auch angesagt sind. Süssigkeiten, Säurehalte Lebenmittel, Limonaden, Brause etc. gehören da nicht dazu. Auch muss es ja Zeiten geben in denen Ihr Kind wieder Nahrung aufnehmen kann, sonst wäre es bei seit dem Mittwoch bestehender Nahrungsaufnahmestörung mit Sicherheit nicht mehr fit. Ich kann Ihnen von hier aus natürlich nur begrenzt helfen. Aber die Kontrolle über die Art der Kost ist sicher ein guter Ratschlag der konsequent für 3-4 Tage umgesetzt werden sollte. Falls eine Magen/Speiseröhrenentzündung die Ursache wäre, so kann Ihr Kind von einigen Schlucken Milch zwischen den Mahlzeiten profitieren (bindet auf natürlich Weise die Magensäure ab).
Aber auch ganz andere Ursachen könnten bei einem 6 jährigen eine Rolle spielen. Wächst Ihr Kind gerade sehr stark? Oft sehe ich in meiner Praxis Kinder in diesem Alter mit ähnlichen Beschwerden, (wenn auch nicht so heftig wie in Ihrem Fall) bei denen keine Ursache gefunden werden kann, die aber nach dem Wachstumsschub wieder völlig verschwinden.
Außerdem glaube ich, dass Ihr Kind (die sind oft sensibler als wir es vermuten) inzwischen durch die ganze Aufregung eine Art Erwartungsangst entwickelt hat, wenn er etwas essen soll. Ich glaube, dass, wenn es für Sie möglich ist, ihr Kind zu diesem Zeitpunkt nun eher beruhigen sollten und Ihm erklären, dass nichts schlimmes gefunden wurde, er/sie nun einige Tage nur bestimmte Dinge essen müßte und sich alles wieder geben würde.
Falls die Bauchschmerzen weiter unvermindert anhalten, sollten Sie ihren Haus- oder Kinderarzt einmaldarauf ansprechen, ob man es nicht einmal mit krampflösenden Zäpfchen versuchen sollte, (auch Bauchkrämpfe bei Essen Schlucken könnten dahinter stecken) die Symptome zu lindern.
Es wäre sehr ungewöhnlich wenn eine Fehlbildung im Rachen oder Speiseröhre erst mit 6 Jahren Probleme machen würde.
Soweit man es von hier ratschlagen kann, (neben den oben genannten Anregungen)tatsächlich erst einmal abwarten und Tee trinken .... auch wenn es als Eltern natürlich auch schwerfällt. Eine invasive Diagnostik (Magenspiegelung) ist für 6 jährige auch kein schönes (oder gar traumatisierendes ) Erlebnis und ist nur gerechtfertigt, wenn man tatsächlich einen konkreten Verdacht hat, dass eine schwere Erkankung vorliegen könnte. Danach sieht es aber nach den bisherigen Untersuchung aber nicht aus. Mit freundlichen Grüßen. R. Berg
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