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Frag einen Arzt zum Thema Innere Medizin

Schwindel kalte Hände und Av Block

Liebe Ärzte,

ich bitte um Rat bzgl. folgendem Problem:

Mein Leiden fing vor 5 Jahren von heute auf morgen an: Ich hatte extremen Schwindel, war gereizt, ich fühlte mich kurz vorm umfallen. Also ging ich sofort zum Hausarzt. Dieser machte ein Ruhe EKG, ohne Befund. Gleichzeitig wurde der Blutdruck gemessen. Das Ergebnis:160/100. Damals war ich 26 Jahre alt (männlich), 179cm groß und wog ca. 80 kg. Mir wurden sofort 2,5mg Ramipril verordnet und gleichzeitig wurde ich ins Krankenhaus zur weiteren Ursachenforschung geschickt.
GANZ WICHTIG: Bei jeder Untersuchung in meinem Leben (Bund, Polizeidiensttaugleichkeit, etc.) wurde mir von den Ärzten immer ein leicht zu niedriger Blutdruck und Eisenmangel attestiert)
Dort lag ich jedenfalls 1 Woche und es wurden alle möglichen Test gemacht. Blut, Herzultraschall, Hormone mittels 24h Urin, Belastung EKG (nach dessen Ende ich einen Blutdruckabfall bekam und erstmal fast zusammen gebrochen bin und durch \\\\\\\"Beine hoch\\\\\\\" wieder zu mir kam)
Einzige Auffälligkeit: \\\\\\\"Ketonkörper 2mmol/l, sonst unauffällig\\\\\\\"
EKG: ebenfalls unauffällig
Fahrradergometrie: Abbruch 1. Minute 175 W wegen periphere Erschöpfung und erreichen maximalen Ausbelastungsfrequenz, keine Herzrhytmusstörungen, keine angina p. symp., regelrechter Blutdruck und Herzfrequenzanstieg unter Belastung, in Erholungspause überschießender Blutdruckwerte von 88/68 mmHg, keine Angina p. symp., keine Herzrhythmusstörung, keine Ischämiereaktion
Bodyplethysmographie: keine manifeste Ventialitionsstörung. normoxämie in ruhe, Säure-Basen-Haushalt ausgeglichen
Thoraxübersicht: beide Spitzenfelder sind nicht vollständig erfasst, Keine Herzfehlkonfiguration, rechts zentral zeichnungsreiche Lunge ohne Infiltrant oder Stauungsszeichen
Oberbauchsonographie: kurz zusammengefasst: alle Organe gut beurteilbar, normal und unauffällig
Gastrosokopie: hämorrhagische flache erosionen im Magen. Schleimhauterythem im Corpus und antrum. (nach 2 Wochen pantoprazol keine Beschwerden mehr)
Therapie und Verlauf:
Nach Anpassung der anthypertensiven Medikation lagen die im stationären Verlauf gemessenen Blutdruckwerte im normotensiven Bereich. ...

Ich erspare mir den genauen Wortlaut. Kurz gesagt: Schwindel war weg, mir ging es wieder gut. Es wurde noch ein Angio MRT der Nieren durchgeführt: Ohne Befund. Ich wurde entlassen.

Auch das reichte meinem Hausarzt nicht und er überwies mich nochmal in eine Herzklinik. Dort wurde nochmals ein Herzultraschall durchgeführt: Diagnose: alles i.O.

So lebte ich nun mit 2,5mg Ramipril die nächsten Jahre. Mir ging es soweit gut, zwar nie so gut wie vor dem besagten Tag, aber dennoch ok.

Ich fing an regelmäßig Sport zu treiben. Wenn ich es sehr intensiv tat (zum Beispiel 1h joggen) wurde mir nun immer etwas schwindelig, so dass ich mich hinsetzen musste um ein umkippen zu vermeiden. Mein Blutdruck pendelte sich bei ca. 130/70 bei Puls 60 ein. Es wurde regelmäßig eine 24h Blutdruckmessung gemacht, welche laut Hausarzt i.O. war.

Nun zum eigentlichen Problem:
Vor 5 Wochen fing es an: Ich hatte eines morgens extrem kalte und blasse Hände und Füße. Ich dachte mir nichts weiter dabei und ging ganz normal arbeiten. Meine Kollegen bemerkten jedoch einige Tage später, ohne das ich etwas sagte, dass ich extrem Blass aussehe und ob es mir gut gehe. Gleichzeitig setzte ein dauerhafter Schwindel ein, als ob ich betrunken bin. Besonders wenn ich den Kopf schnell bewege ist es sehr schlimm. Den ganzen Tag fühlte ich mich, als ob der ganze Boden schwankt, meine Knie werden weich, ich muss mich fest halten, um nicht umzufallen.
Aber insgesamt habe ich den ganzen Tag extremen Schwindel und diese kalten Hände welche total blass sind. Das kuriose: Im Liegen ist es fast vollständig weg. Auch die Hände haben wieder Farbe. Wenn ich aufwache fühle ich mich spitze, für ca. 30 min. Dann geht der Horror wieder los.
Vor 1 Jahr war ich für 3 Monate in Afrika und habe dadurch Gewicht verloren.Ich hatte einen Ohnmachtsanfall, wurde Kreidebleich, bekam kalten Schweiß, wurde kurz Ohnmächtig, wachte durch ein zucken von alleine wieder auf und mir ging es nach kurzer zeit wieder relativ gut. (Reis und Bohnen sind auf Dauer nicht sehr Nahrhaft ;-) ) Ich wiege nun noch ca. 72 kg bei 179cm und habe es gehalten. Damals hatte ich auch plötzlich ohne weitere Beschwerden den beschriebenen Ohnmachtsanfall, mein Hausarzt machte eine Blutbild, ohne Befund. Damit war die Sache erledigt und mir ging es bis vor 5 Wochen auch wieder gut.
Ich ging vor 5 Wochen nun zum Hausarzt, welcher ein Blutbild (Schilddrüse, Entzündungen etc., alles ohne Befund) und ein EKG machte und einen AV Block 1. Grades feststellte: PQ (ms) 229. Ansonsten waren die Werte normal. Daraufhin überwies er mich mit einer fraglichen Linkshypertrophie zum Kardiologen: Dieser machte erneut ein Herzultraschall, Ergebnis: Ohne Befund: Normal große Herzhöhlen, linker Vorhof 34mm, linker Ventile enddiastolisch 49mm, normale systolische linksventr. Funktion ohne regionale Wandbewegungsstörung, EF 65 %, keine linksv. Hypertrophie, Septum enddiastolisch 9mm, keine Tromben, kein Perikarderguss. kein hämodynamisch relevantes vitium bei altersentsprechenden klappen. Aorta Astendes 31mm, Bogen 28mm, Kein Pleuraerguß
Duplex der supraaortalen Gefäße: A. Carotis communis, interna und externe sowie beide orthograd perufundierten vertebralartieren unauffällig, intim Media 0,7 mm, keine Stenzes, keine Plaques. Auf Nachfrage bzgl. des EKG meinte der Kardiologe: Bei jungen schlanken Menschen ist ein AV Block 1. Grades normal. Ich soll mir keine Sorgen machen und mal nen Bier mehr trinken, dann gehen meine Beschwerden auch wieder weg (ich trinke eigentlich kein Alkohol mehr)

Zusammenfassung: Die Beschwerden sind nicht organisch bedingt.

Mein Blutdruck hat sich inzwischen merkwürdigerweise sehr stark reduziert, so dass ich von mir aus die 2,5mg Ramipril seit 3 Wochen nicht mehr nehme. Mein Blutdruck ist dennoch im Schnitt bei 110/60 bei Puls 73. (schwankt im Tagesverlauf von Spitzenwerten 128/80 bis zu 100/50) Woher kommt dieser plötzliche Blutdruckabfall?

Mein Hausarzt ist nun auch ratlos und weiss nicht weiter. Daher meine Frage: Was kann ich noch tun damit ich die Beschwerden los werde? Kalte Hände und Schwindel stehen praktisch im Einklang. Ich kann mich kaum noch bewegen ohne das mir schwindelig wird. Und sind die Herzrhythmusstörungen wirklich unbedenklich?

Schonmal vielen Dank für Ihre Tipps.

Dr. David Meyer

Lieber Fragesteller,

sie haben ja schon viele Diagnostiken gemacht, genau solche die ich in ihrem Fall auch gemacht hätte.
Schwankender Blutdruck ist durchaus etwas normales, auch wenn man jung ist und womöglich unter beruflichem Stress steht.
Ein Belastungs-EKG wurde gemacht, ein AV Block I° ist wie schon erwähnt nichts schlimmes, auch wurde kein Herzfehler im Echo festgestellt.
Wurde mal ein 24h-Blutdruck nach Ramiprileinstellung und 24h EKG gemacht?
Schwindel kann vielerlei Ursachen haben. Als letztes Mittel könnten Sie sich mal einem neurologen vorstellen.
Wie ist Ihre Ernährung? Wie kam es eigentlich ursprünglich zu der Magenschleimhautentzündung?

Ich würde versuchen weiterhin sportlich aktiv zu bleiben, um mir die Blutdruckmittel zu sparen, die können durchaus mal paradox wirken.
Können Sie sich psychische Belastungsfaktoren für den Schwindel vorstellen?
Zu den kalten Händen - das mag einfach mal so vorkommen, bei jedem von uns. Eine Stressreaktion zieht die Gefäße zusammen und wenn es dann noch kalt ist, hat man kalte Hände und Füße.
Beim Blutbild wurde ja auch der Blutzuckerwert getestet nehme ich mal an. Vielleicht könnte mal nochmal nachhaken und schauen ob Sie nicht hin und wieder latent schnell Blutzucker abbauen.

Ist Ihre Symptomatik denn im Verlaufe des Tages schwankend? Oder geht es Ihnen seit 5 Wochen durchgehend so, dass ihnen schwindlig ist und sie blass sind?

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Meyer

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Experte für Innere Medizin

Dr. David Meyer

Dr. David Meyer

Berlin

Berufserfahrung in der Urologie und Inneren Medizin (isb. Kardiologie und Nephrologie) an akademischen Lehrkrankenhäusern

Erfahrung in epidemiologischen Fragestellungen. Zur Zeit tätig in der klinischen Forschung.

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