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Frag einen Arzt zum Thema Allgemeinmedizin

Ich weiß nicht mehr weiter.......

Hallo, ich habe da eine Frage, denn von den Ärzten fühle ich mich im Stich gelassen.
März 2010 fing alles an. Plötzlich bekam ich Durchfall, der Magen rebellierte. Der Kreislauf war völlig durcheinander. Zudem kam, dass ich grundsätzlich am Morgen mit Herzrasen und einer inneren Unruhe aufwachte (zwischen 4 und 6!). Ich hatte damals viel Stress und mir wurde diagnostiziert Burnout. Da die Symptome nicht besser wurden hatte ich teilweise einen Notarzt im Haus. Der 2. verschrieb dann Antibiotika und Omep wegen der Säure. Es wurde besser. knapp 18 Tage später, gleiches Drama von vorne. Mein damaliger Hausarzt machte Bluttests, Ultraschall des Magens. Wieder Antibiotika und Säurehemmer. Auch hier wurde es besser - kann schon mal vorkommen, sagte man mir. Beim dritten Anlauf wurde ich mißtrauisch und wechselte praxisintern den Arzt. Der machte dann noch HIV Test und Schilddrüsenüberprüfung - alles ok. Per Zufall stellte man fest, das Omep hilft. Viele Menschen brauchen das, das ist nicht schlimm sagte man mir. Anfangs waren es 20mg und ich war nach fast 3 Monaten froh, wieder arbeite zu gehen. Dann war ruhe. Im Oktober / November erhöhte man auf 40mg, da der Säuregeschmack trotz Omep zurückkam. Nun hatte ich ja fast alles durch und war froh, wieder fit zu sein. Bei 180cm woog ich noch 52kg (anstatt der 56 - bin schon immer sehr schlank) und hatte an tests durch: Urin, Stuhl, Schilddrüse, Blut (2x), HIV.
Im Februar 2011 fing alles wieder an. Zu den üblichen Untersuchungen, die ich bereits kannte kam eine Magenspiegelung hinzu, da dieser ebenfalls rebellierte. Magen und kein Helio Bacter, allerdings stellte man einen Speiseröhrenpilz fest. Ob ich den schon länger hatte, wusste keiner. Ich bekam Ampho-Moronal. Die Besserung kam nach 4-5 Tagen und es war alles wieder ok. Auch die Säureblocker musste ich nicht mehr nehmen.
Mittlerweile haben wir Mai und seit letzten Samstag habe ich wieder Probleme: Apetittlosigkeit, früh aufwachen mit Herzrasen und innerer Unruhe, teilweise Kreislaufprobleme, Säuregeschmack und vor allem Antriebslosigkeit. Ich bekomme im Moment wieder Ampho-Moronal weil man vermutet, den Pilz nicht komplett abgetötet zu haben.
So langsam bin ich echt am Ende, von den ganzen Kosten als Privatpatient einmal abgesehen. Was kann ich denn noch tun, denn das Vertrauen in Ärzte ist echt nicht mehr das Beste. Kennt jemand diese Symptome?

Zu mir: männlich, 32, 180cm groß, Normalgewicht ca. 56-58kg

Dr. med. Ralf Berg

Lieber Patient,

vielen Dank für die ausführliche Darstellung Ihrer Symptome. Zunächst ist festzustellen, dass man bei Ihnen wirklich umfassend und stadiengerecht das Problem abgeklärt hat. Auch ist gut, dass man bei Ihnen weder HIV, Speiseröhrenkrebs, oder Magengeschwüre als Ursache gefunden hat. Dass Magen-Darmbeschwerden zu Rezidiven neigen, sollte Ihr Vertrauen in die Ärzte nicht erschüttern. Da ja Ihr Magen jeden Tag Nahrung verdauen muss, kann man ja die Säureproduktion nicht ganz abstellen. Sie haben ja wie sie bemerkten durch diese ganzen Krankheitsschübe schon an Gewicht verloren.
Gerade im Magen-Darm Bereich läßt sich nicht für alle Beschwerden eine organische Ursache finden. Es kommt oft auch zu "funktionellen" oder psychosomatischen Beschwerden. An organischen Krankheiten fällen mir nur noch endokrinologische Erkrankungen ein, (z.b. Zollinger Ellison Syndrom) die noch genauer abgeklärt werden könnten. Einfach mal mit Ihren Drs. sprechen ob dies schon erfolgt ist.
Eine Sache in der Anamnese fehlt noch: Sind sie Raucher? Falls nein herzlichen Glückwunsch, falls ja bitte sofort ein Entwöhnungsprogramm starten. Nikotin ist der Säurelocker und kann bei entsprechender Sensibilsierung für all diese Probleme und vor allem für das Wiederauftreten verantwortlich sein.
Falls dies nicht zutrifft, stehen wir wieder ganz am Anfang.
Da war die Rede von viel Stress/Burnout/Antriebslosigkeit. Hat sich hier grundlegend etwas geändert? Oder könnten die (auch nur latent) weiter vorhandenen Anspannungen die Rückkehr der Symptome erklären. Falls ja rate ich Ihnen ein Entspannungstraining zu beginnen. Dies kann Sport, Yoga, aber auch eine Gesprächstherapie sein.
Wie sieht es mit der Ernährung aus. Sind sie hier schon beraten worden? Wenn eine (nicht patholgische) Neigung zur vermehrter Säurebildung besteht, kann man dem durch entsprechende Ernährung entgegenwirken. Auch muss man darauf einfach Rücksicht nehmen und bestimmte Nahrungsmittel von der Essensliste streichen.
Zusammenfassend: Ihre Symptome sind wohlbekannt. Es sind Reizzustände von Magen und Speiseröhre. Nach der gesamten Diagnostik scheint eine (abgesehen vom derz. Pilzbefall) organische Ursache nicht vorzuliegen. Immer dann besteht die Therapie in eine Umstellung des Ernährungsverhaltens, und /oder einer anderen Verarbeitung von Stress. Ich glaube die erste Einschätzung der möglichen Ursache Ihrer Beschwerden lag gar nicht so weit daneben. Das Problem besteht ja weniger in der "Heilung" der Symptome, was bei Ihnen ja schon mehrfach geglückt ist, sondern darin dass diese einfach immer wieder kommen. Hier müssen Sie ansetzen und hier sind meines Erachtens die oben aufgezeigten Wege nun einzuschlagen. Nur Mut, denn dabei können Sie selbst sehr viel mehr tun, wie das bei einem Magentumor der Fall wäre.

Mit vielen Grüßen R. Berg

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Experte für Allgemeinmedizin

Dr. med. Ralf Berg

Dr. med. Ralf Berg

Ühlingen-Birkendorf

Studium an der Universität Freiburg
Promotion überdas Monitoring bei Narkosen Universität Freiburg.
Facharztausbildung zum Anästhesisten und FA für Allgemeinmedizin in Freiburg und Hamburg,
Vorlesungsassisten am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Uni Hamburg

Rettungsdienstliche Tätigkeiten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und in der Schweiz.

Seit 1998 in eigener Praxis niedergelassen, Nebentätigkeit als Anästhesist und Notdienstätigkeit in Kliniken und ambulant. Leitung von Fortbildungs- und Qualitätszirkeln, Mitglied im DHÄV und der AGSWN, Qualitätszirkel Moderator, Forschungspraxis der Universität Heidelberg , Ausbildungspraxis für Allgemeinmedizin im Rahmen der Verbundweiterbildung der Uni Heidelberg

Expertenwissen:
  • Allgemeinmedizin
  • Anästhesie
  • Innere Medizin
  • sonstige Frage an Ärzte
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