Frag-Einen

Frag einen Arzt zum Thema Gynäkologie

GEBURT Fruchtblase geplatzt mit Blutung

Meine Tochter hat am Montag entbunden,die Fruchtblase ist geplatzt,dann setzte eine Blutung ein. Die Geburt verlief normal ohne Kaiserschnitt.7-8 Std.( Es wurde eine PDA gelegt)Die Nachgeburt wurde nachgeschaut und eingeschickt die Ärzte wissen nicht warum sie blutete.
Auf was müssen wir achten?
Was könnte der Auslöser sein?

Dr. med. Susanne Plotz

Liebe Fragende,
zunächst herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Enkels!
Wenn ich es recht verstanden habe, setzte die Blutung kurz vor oder nach dem Platzen der Fruchtblase ein.
Für Blutungen unter der Geburt gibt es verschiedene Ursachen, die ich Ihnen gerne im Einzelnen erkläre. Welche davon am ehesten zutrifft, kann ich ohne genaue Kenntnis der Details und ohne Untersuchung natürlich nicht beurteilen.
1. Placenta (= Nachgeburt)praevia: dabei liegt die Placenta nicht, wie normalerweise, an der Rückseite der Gebärmutter, sondern befindet sich in der Nähe des Muttermundes, bzw kann diesen sogar ganz verschließen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Blutung stets VOR dem Blasensprung beginnt. Solange die Placenta den Muttermund nicht vollständig verschließt, kann eine normale Geburt angestrebt werden. Man kann die Placenta im Ultraschall sehr gut sehen, das hätten die Ärzte bei Ihrer Tochter also sicher herausgefunden.
2. Vorzeitige Placentalösung: dabei löst sich die Placenta zu früh ab, das heißt bereits vor oder während der Geburt. Es kommt dabei allerdings meistens zu plötzlichen Unterbauchschmerzen sowie Schwindel und den Symptomen eines Kreislaufschocks durch den Bltuverlust. Das war offenbar bei Ihrer Tochter nicht der Fall.Hier würde man außerdem sofort einen Kaiserschnitt einleiten.
3.So genannte Insertio velamentosa. das bedeutet: die Nabelschnur geht nicht ganz bis zur Placenta, sondern endet in den Eihäuten. Wenn nun die Fruchtblase platzt, dann kann es zum Einriss in der Nabelschnur kommen und eine Blutung kann einsetzen. Wichtig: hierbei handelt es sich nur um kindliches Blut, das heißt das ist eine Notsituation für das Baby! HIer würde man entweder einen Kaserschnitt machen oder das Kind bei bereits vollständig geöffnetem Muttermund mit Hilfe (Saugglocke, Zange) sofort auf die Welt holen.
4. Randsinusblutung: dies kommt vielleicht am ehesten als Ursache bei Ihrer Tochter in frage. Dabei zereissen einige Blutgefäße in der Umgebung der Placenta. Diese ist ja mit der Nabelschnur verbunden und darum herum winden sich einige Blutgefäße, die unter der Geburt reißen können. Es kommt zu einer leichteren Blutung, die keine Schmerzen verursacht (!). Dies kann auch bei einer völlig normalen Placenta passieren. Und hier ist eine normale Geburt unter strenger Überwachung durchaus möglich (wie es ja auch bei Ihrer Tochter der Fall war).
5. Uterusruptur: das bedeutet, die Gebärmutter reißt ein. Da es sich hier um einen absoluten Notfall mit Lebensgefahr für Mutter und Kind handelt, gehe ich nicht davon aus, dass dies bei Ihrer Tochter der Fall war (ein sofortige Bauchoperation ist notwendig).
6.Ein Polyp am Muttermund: ein Polyp ist eine gutartige Geschwulst. Sitzt er direkt am Muttermund, kann es auch unter der Geburt zu Blutungen kommen. Das hätten die Ärzte aber bei der Untersuchung sehen müssen.
7. Krampfadern im Genitalbereich: durch die erhöhte Belastung und den Druck bei einer Schwangerschaft kann es dazu kommen, dass Blutgefäße sich weiten und zu Krampfadern werden. Das gibt es nicht nur am Bein, sondern auch im Genitalbereich. Aus diesen Krampfadern kann es auch mal bluten. Aber auch das hätten die Ärzte sehen müssen bei der Untersuchung.

Zusammenfassend: am ehesten kommt in frage die Randsinusblutung (die Nummer 4). Da die Placenta eingeschickt worden ist, sollte dieses durch eine Untersuchung herauszufinden sein (bitte geben Sie mir mal Bescheid, ob ich richtig lag:-)
Da die Blutungsursache damit beseitigt ist, müssen Sie sich keine weiteren Sorgen machen. Wenn die Nachgeburtszeit völlig unauffällig verläuft und die Blutungen normal sind, dann besteht kein Grund zur Sorge. Sie sollten auf jeden Fall darauf achten, dass die Blutungen nicht zu stark sind und dass sich die Gebärmutter gut zusammen gezogen hat (das fühlt man, es ist wie ein kleiner harter Ball). Außerdem sollten Sie darauf achten, dass die Blutungen nicht "schlecht riechen". Das könnte dann ein Hinweis für eine Entzündung im Bereich der Gebärmutter sein oder auch dafür, dass nicht die ganze Placenta entfern wurde (in diesem Falle zieht sih auch die Gebärmutter nicht richtig zusammen).
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünschen Ihnen, Ihrer Tochter und Ihrem Enkel Alles Gute!
Herzliche Grüße
Susanne Plotz

fadeout
... Interessiert Sie diese Frage ebenfalls?
Sie können für nur 7,50 EUR die Antwort vollständig einsehen.

Bewertung dieser Frage

Wie hilfreich war die Antwort des Experten?
"sehr kompetent und nett!"
Wie bewerten Sie die Reaktionszeit des Experten?
"innerhalb paar Minuten Rückantwort erhalten!"
Wie empfehlenswert ist der Experte?
"würde ich jederzeit weiterempfehlen z.B. als Zweitmeinung oder unklaren Dingen"

Experte für Gynäkologie

Dr. med. Susanne Plotz

Dr. med. Susanne Plotz

Hamburg

Ausgestattet mit jahrelanger, klinischer Erfahrung im Bereich Gynäkologie und Kinderheilkunde, Beraterin mit Leidenschaft, Gesundheitsexpertin, Autorin mehrerer medizinischer und nicht medizinischer Bücher, bin ich für SIE da!

vollständiges Profil